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Interview: „Augsburg hat einen Plan auf dem Platz“

Interview

„Augsburg hat einen Plan auf dem Platz“

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    Hallo Herr Wiesinger, wenn man sich ihre Stationen als Spieler und Trainer betrachtet, stellt man fest, Sie sind nie über Bayern hinausgekommen. Tun Sie sich schwer, Bayern zu verlassen?

    Wiesinger: Nein, überhaupt nicht. Aber ich habe immer die beste Option gewählt und die Vereine, die mich wollten, waren meist bayerische Klubs. Ich hätte auch gerne in anderen Bundesländern gespielt, aber andererseits fühle ich mich in Bayern auch sehr wohl.

    In den letzten Jahren wurden die Trainer in der Bundesliga immer jünger. FCA-Trainer Weinzierl ist mit 37 Jahren sogar der jüngste Bundesliga-Trainer. Sie sind mit 40 Jahren auch nicht viel älter. Ein neuer Trend?

    Wiesinger: Das kann ich nicht sagen. Für uns junge Trainer ist es eine tolle Geschichte, einen Bundesligisten zu trainieren, aber ich denke, in erster Linie zählen Kompetenz und menschliche Fähigkeiten. Ich war mit Markus Weinzierl, Markus Gisdol und Thomas Schneider noch zusammen 2010 auf den Trainerlehrgängen und wir alle trainieren jetzt einen Bundesligisten.

    Als Sie 2010 beim FC Ingolstadt entlassen wurden, übernahmen Sie die U23 des 1. FC Nürnberg. Betrachtet man so etwas nicht als Rückschritt?

    Wiesinger: In der öffentlichen Wahrnehmung vielleicht. Aber sportlich ist das eine interessante Aufgabe. Man arbeitet ja für einen Bundesligisten und mit hoch talentierten Spielern. Außerdem steht man nicht unter dem ganz großen Druck. Die Konstellation mit dem damaligen Club-Trainer Dieter Hecking war auch positiv. Ich glaube, es gibt viele Trainer, die gern in diese Richtung gehen würden. Für mich war das kein sportlicher Rückschritt.

    Zumal Sie ja ziemlich schnell dann zum Cheftrainer befördert wurden...

    Wiesinger: Es hat ja damals keiner damit gerechnet, dass Dieter Hecking zum VfL Wolfsburg wechselt. Ich glaube, das ist eine Situation, die nicht so oft im Fußball eintritt. Da ist man dann zunächst schon etwas überrascht und übernimmt eine große Verantwortung.

    Gab es in Ihrer Karriere einen Trainer, der Sie besonders geprägt hat?

    Wiesinger: Darauf werde ich oft angesprochen. Ich hatte gute Trainer und schlechte Trainer. Positiv war für mich sicherlich Ottmar Hitzfeld beim FC Bayern. Er hatte schon große Stärken und immer mit den Spielern eine breite Kommunikation gepflegt. Es gab aber auch Trainer, die haben gar nichts mit den Spielern gesprochen.

    Sie wirken immer äußerst ruhig...

    Wiesinger: Das täuscht. Als Trainer muss man natürlich eine Mannschaft auch manchmal aufwecken, aber dazu gehört auch eine gewisse Sachlichkeit. Es bringt nichts, wenn man in Stresssituationen von außen auch noch Unruhe erzeugt. Nur mit Ruhe kann kein Trainer in der Bundesliga überleben.

    In der vergangenen Woche unterlag Ihr Team mit 0:2 beim FC Bayern, bekam aber dennoch viel Lob. Ist das für Sie ein kleiner Trost?

    Wiesinger: Ein Trost ist es nicht. Zunächst ist es realistisch, dass man ein Spiel verloren hat. Rausgezogen habe ich aber aus dieser Partie, dass meine Mannschaft leidenschaftlich gespielt und gekämpft hat.

    Die vergangene Saison schloss Nürnberg mit einem respektablen zehnten Platz ab. Ist das in dieser Saison wieder der Maßstab?

    Wiesinger: Es war eine relativ sorgenfreie Saison und so eine stellt man sich natürlich wieder vor. Unsere Mannschaft hat immerhin Teams wie Stuttgart oder Wolfsburg hinter sich gelassen. Wir haben uns auch in dieser Spielzeit vorgenommen,gewisse Höhepunktezu setzen, aber das wird nicht einfach. Im Vordergrund steht zunächst das Ziel frühzeitiger Klassenerhalt.

    Wie beurteilen Sie den FC Augsburg?

    Wiesinger: Markus Weinzierl hat mit den beiden Südkoreanern Koo und Ji zwei wichtige Spieler verloren, aber hat es geschafft, Kontinuität in die Mannschaft zu bringen, und er hat auch seine Stammformation gefunden. Die haben einen Plan auf dem Platz.

    Wenn Sie Ihre Zu- und Abgänge vergleichen, ist der Club schwächer oder stärker geworden?

    Wiesinger: Wir haben mit Timm Klose und Timmy Simons zwei wichtige Säulen verloren. Das waren auch zwei Spieler, die für gute Stimmung gesorgt haben, die aber auch kritisch waren. Mit Emanuel Pogatetz haben wir einen Spieler bekommen, der diese Rolle ausfüllt. Einiges muss man auf mehrere Schultern verteilen. Auf der Sechser-Position wollen wir möglicherweise noch reagieren.

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