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Fußball: Lebenslänglich FCA

Fußball

Lebenslänglich FCA

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    Peter Bircks trägt sein Herz auf der Zunge. Das bekommen Medienvertreter öfter zu spüren. Wenn Bircks der Meinung ist, dass sein FCA unberechtigt angegriffen wird, dann wird er zum Löwen, der sein Rudel verteidigt. Dann greift Bircks schon mal zum Telefonhörer oder schreibt eine saftige E-Mail, um dem „Astronauten“, wie er manche Reporter ironisch bezeichnet, die Meinung zu geigen. Bircks kann ein streitbarer Geist sein, aber wer ihn schon lange kennt, weiß auch, dass er keinesfalls ein nachtragender Geist ist. Irgendwann beruhigt sich Bircks schon wieder. Wenn man ihn dann darauf anspricht, bringt man ihn auch zum Lächeln: „Erst kürzlich hat mich wieder jemand als einen charmanten Polterer bezeichnet.“ Bircks, der am 2. August dieses Jahres seinen 65. Geburtstag feiert, ist mehr mit dem Fußball-Bundesligisten verbunden als jeder andere. Es sind viele gekommen und es sind viele wieder gegangen – Bircks ist geblieben.

    Aber wie bei jedem anderen Menschen tickt auch bei ihm die biologische Uhr. Er wird seinen auslaufenden Vertrag als Geschäftsführer für den Bereich Marketing auf eigenen Wunsch nicht verlängern. Am 30. Juni ist für den gebürtigen Rennertshofener (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) Schluss. Ganz geht er dem FCA aber natürlich nicht verloren. Bircks wechselt in den Aufsichtsrat des Vereins. Zum Entschluss, als Geschäftsführer aufzuhören, trugen vor allem gesundheitliche Gründe bei. Aber nicht nur: „Ich werde jetzt 65 Jahre alt und das operative Geschäft wird mir zu viel. Schließlich hat sich der Umsatz in den vergangenen fünf Jahren fast verdreifacht. Wir sind mit Klaus Hofmann, Michael Ströll, Stefan Reuter und meinem Nachfolger Robert Schraml sehr gut aufgestellt. Wir haben viele junge Topleute. Es ist schön, alles in guten Händen zu wissen.“

    Schraml, der am 1. Juli beim FCA seinen Dienst beginnt, ist Bircks bestens bekannt. „Er ist ein netter Mensch und vor allem hat er viel Erfahrung im Sportbereich sowie in der Führung eines Unternehmens“, sagt Bircks über Schraml, der zuletzt als Geschäftsführer für eine große Brauerei in Salzburg tätig war.

    Wenn Schraml zum FCA kommt, findet er andere Verhältnisse vor als Bircks, der im Jahr 1990 zum Präsidenten des Klubs gewählt wurde. „Als ich beim FCA eingestiegen bin, konnte sich der Verein kein Klopapier leisten. Wir hatten keine Mannschaft und mussten über die Dörfer fahren, um Spieler zu verpflichten.“

    Der damals erst 29-Jährige Armin Veh, der kurz zuvor seine Spielerkarriere beendet hatte, bekam die ehrenvolle Traineraufgabe, aus einer jungen zusammengewürfelten Mannschaft ein richtiges Team zu basteln. Am Ende belegte die Mannschaft in der Bayernliga einen ordentlichen achten Rang.

    Die Zeiten blieben schwierig. „Wir hatten damals 700000 Mark (circa 350000 Euro) Schulden, das war damals enorm viel Geld. So viel, als wenn der FCA heute 90 Millionen Euro Schulden hätte.“ Dennoch, Bircks und sein damaliger Abteilungsleiter Fritz Bäuml machten keinen schlechten Job. Im Jahr 1994 wäre der FCA fast in die 2. Bundesliga aufgestiegen, scheiterte damals aber in der Aufstiegsrunde. Doch dann wurden die Zeiten ziemlich stürmisch. Auch Bircks wurde es im Jahr 1996 zu viel. Er stand als Präsident nicht mehr zur Verfügung und wechselte in den Aufsichtsrat. „Die Bettelei um Geld hat mich genervt. Wir hatten meist finanziell ein großes Loch und wer hat es ausgeglichen? Natürlich der Präsident“, erzählt Bircks.

    In den folgenden Jahren ging es meist drunter und drüber. Der Negativ-Gipfel war im Jahr 2000 erreicht, als der Verein pleite war und in die 4. Liga zwangsversetzt wurde. Wenig später begann das bekannte Fußball-Märchen um den FCA-Retter Walther Seinsch, der heute wieder in seiner Heimatstadt Münster lebt. „Ich telefoniere noch heute oft mit ihm. Er ist ein Mensch mit Ecken und Kanten, aber auch ein liebenswerter Typ und ich habe viel von ihm gelernt“, meint Bircks.

    Dass sein FCA auch in dieser Saison den Klassenerhalt schafft, davon ist Bircks vor der Partie am heutigen Samstag (15.30 Uhr) gegen den SC Freiburg überzeugt: „28 Punkte sind bisher völlig in Ordnung. Mit diesem Schnitt steigt man nicht ab. Aber wir müssen natürlich aufpassen und können nicht davon ausgehen, jedes Heimspiel zu gewinnen. Wir sind aber weit davon entfernt, in Panik zu verfallen.“

    Nach dieser Saison beginnt für ihn ein neues Kapitel. Ein streitbarer Geist wird Bircks, wenn es um den FCA geht, auch in Zukunft bleiben: „Meine Meinung sage ich jedem weiterhin.“ Kann man sich auch nicht anders vorstellen.

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