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Nachwuchs: Liv Baacke liebt die Geschwindigkeit

Nachwuchs

Liv Baacke liebt die Geschwindigkeit

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    Liv Baacke zählt zu den großen Talenten des deutschen Radsports. Die 13-Jährige wohnt in Neuburg und fährt für die RSG Augsburg. Am Wochenende will sie deutsche Meistertitel gewinnen.
    Liv Baacke zählt zu den großen Talenten des deutschen Radsports. Die 13-Jährige wohnt in Neuburg und fährt für die RSG Augsburg. Am Wochenende will sie deutsche Meistertitel gewinnen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Sommer in Augsburg. In der Halle der Radrennbahn lässt sich die Luft zerschneiden. Ohne sich zu bewegen, bilden sich auf der Stirn Schweißtropfen. Liv Baacke findet einen Weg, sich abzukühlen: mit Fahrtwind. Das Tempo dafür bringt sie mit, wenn sie in gebückter Haltung im Oval Runden dreht. Die 13-Jährige zählt zu den schnellsten Nachwuchsrennfahrern Deutschlands. Bei den nationalen Bahnmeisterschaften am Wochenende in Köln ging sie als eine der Favoriten in der U15-Altersklasse an den Start.

    Liv hat Talent und weiß, was sie kann. Platz vier bestätigt sie darin, dass sie ganz vorne mitmischen kann, obwohl sie zu den jüngsten Startern zählte. Swen Baacke, Vater und Förderer, wirkt mit dem Ergebnis zufrieden. Die Jugendliche selbst zeigt sich nach dem Wettkampf etwas angefressen, sagt aber auch: „Es kann immer Überraschungen geben. Man kann Erfolg nicht planen.“ Ein Stück weit sind Titel und Trophäen dann doch planbar: Wenn der Trainingsumfang zunimmt und der Fokus auf einer Sportart liegt.

    Liv hat als Kind einiges ausprobiert, sie schwamm, paddelte, ging Laufen und Skifahren. Vor rund drei Jahren hat sich die Siebtklässlerin entschieden, den Weg ihres Vaters einzuschlagen. In Thüringen gewann der 39-Jährige als Jugendlicher Landestitel, profitierte Anfang der 90er Jahre von den hervorragenden Trainingsbedingungen in der ehemaligen DDR und der erhöhten Aufmerksamkeit, die dem Radsport dort beigemessen wird. Eine Profikarriere blieb Baacke zwar letztlich verwehrt, dem Radsport ist er indes treu geblieben.

    Sein Wissen gibt er nun als lizenzierter Trainer an den Nachwuchs der RSG Augsburg weiter. In diesem Verein haben die Baackes ein sportliches Zuhause gefunden. Swen Baacke hält nichts davon, Kindern und Jugendlichen früh mit tausenden Trainingskilometern und Profitrainingsplänen die Freude am Radsport zu nehmen, setzt stattdessen auf spielerische Elemente und Abwechslung. „Es muss alles im Rahmen bleiben und Spaß machen“, sagt er.

    Spaß hat Liv. Begeistert erzählt sie von Ausscheidungsrennen auf der Bahn. Von direkten Duellen, Lenker an Lenker. Vom Adrenalinkick im Zielsprint. Vom Siegesrausch. Von rasanten Abfahrten und Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 75 km/h. Liv kann das Risiko schwerer Stürze einschätzen, ist weder Draufgänger noch Angsthase. Wenn Konkurrenten im Pulk panisch schreien, bleibt sie ruhig. Für ihr Alter wirkt die durchtrainierte Realschülerin abgeklärt. Diesen Eindruck bestätigt Swen Baacke, indem er von Livs großen Stärken berichtet: taktisches Verständnis und Rennübersicht.

    Sicherheit geben der 13-Jährigen zudem ihre technischen Fähigkeiten auf dem Rad. Noch will sich Liv nicht auf einen Radtyp und eine Disziplin beschränken. Sie rast nicht nur auf der runden Rennbahn, sie nimmt ebenso im Winter an Crossradwettbewerben teil, bewältigt mit dem Mountainbike hügeligeres Terrain und misst sich auf der Straße mit Altersgenossen. „Ich brauche die Abwechslung“, betont sie.

    Erfolg hat sie überall. Jüngst Platz vier auf der Bahn in Köln, im Januar holte sich Liv den deutschen Meistertitel im Querfeldeinfahren (Cyclocross), nachdem sie im Jahr zuvor Vierte geworden war. Im Frühjahr gewann sie erstmals die Ostthüringen-Tour auf der Straße. Das Etappenrennen ist eine der größten internationalen Radsportveranstaltungen für Nachwuchsfahrer zwischen neun und 14 Jahren.

    Derartige Veranstaltungen, in denen Kraft, Ausdauer und Sprintfähigkeiten gefragt sind, kommen Liv als Allrounderin entgegen. Außerdem erholt sich ihr Körper schnell nach den Belastungen, gegenüber ihren Konkurrenten steigert sie sich von Tag zu Tag. Anschauungsmaterial liefert dieser Tage die Tour de France.

    Wann immer sich Zeit bietet, verfolgt Liv die TV-Übertragungen, besondere Beachtung schenkt sie dabei dem taktischen Verhalten von Kittel und Co. Dass, wie bei der populären Frankreich-Rundfahrt im Zielsprint Ellbogen ausgefahren werden und gerempelt wird, ist auch Liv nicht fremd. Sie lerne das im Training, begründet sie, das gehöre dazu.

    Für ihr Hobby betreibt Liv einen enormen Aufwand. Sie nimmt an Lehrgängen des Bayernkaders teil, fährt zum Training auf der Rennbahn mit ihrem Vater vom Wohnort Neuburg aus nach Augsburg und bestreitet rund 35 Rennen pro Jahr. Gezielt auf eine Radkarriere bereitet sich Liv aber nicht vor. „Das lasse ich auf mich zukommen“, sagt sie.

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