Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

Fußball-Nationalmannschaft: Nationalmannschaftsarzt berät Amateursportler und Trainer in Augsburg

Fußball-Nationalmannschaft

Nationalmannschaftsarzt berät Amateursportler und Trainer in Augsburg

    • |
    Tim Meyer, Arzt der deustchen Nationalelf, gab Amateursportlern an der Uni Augsburg Tipps. Das Bild entstand bei einer Pressekonferenz während der WM.
    Tim Meyer, Arzt der deustchen Nationalelf, gab Amateursportlern an der Uni Augsburg Tipps. Das Bild entstand bei einer Pressekonferenz während der WM. Foto:  Achim Scheidemann (dpa)

    Das Ziel eines Fußball-Trainers, abseits von Sieg und Meisterschaft, lautet: alles, was in einer Mannschaft steckt, herauszuholen – und das so häufig wie möglich. Der Rest ergibt sich, mit ein wenig Glück, von alleine. So einfach das klingt, so schwierig ist es. Das beginnt schon damit, die sportliche Leistungsfähigkeit von elf Individuen abzubilden und das Ergebnis richtig zu interpretieren. Eine Analyse der ersten spanischen Fußballliga ergab: Die Klubs, die unten stehen, laufen mehr und schneller. Klingt seltsam, leuchtet aber ein. Diejenigen, die oben stehen, haben den Ball, die anderen müssen hinterherjagen.

    Und was, wenn das Spiel zu Ende, die Kerle völlig verausgabt sind, und möglichst schnell wieder auf die Beine kommen sollen? Dann ist es gut, wenn Tim Meyer in der Nähe ist. Der Professor aus Saarbrücken, Direktor des Instituts für Sport- und Präventivmedizin, ist seit 2001 Mannschaftsarzt der deutschen Fußball-Nationalelf.

    Sportler nehmen oft zu viel Magnesium

    Weil im modernen Fußball kein Team mehr ohne medizinische Begleitung etwas gewinnt, darf sich der 46-Jährige auch ein wenig als Weltmeister fühlen. Meyer war einer Einladung des Sportzentrums der Universität Augsburg gefolgt, die mit zahlreichen Veranstaltungen ihren 40. Geburtstag feiert. Gastgeber war der Post SV, dessen Vereinsheim mit etwa 100 Zuhörern gut gefüllt war, die meisten von ihnen Spieler oder Trainer. Amateursportler also, die sich mitunter wünschen, Zugriff auf die Zaubermittel der Leistungsdiagnostik und Regeneration zu haben.

    Auf Massagen, Blutanalysen, Sauerstoffzelte, die für Amateurvereine viel zu teuer sind. Die gute Nachricht: in der Regel sind sie auch überflüssig. Gleiches gelte für das gerne genutzte Magnesium. „Die Sportler nehmen zu viel davon“, stellt der Mediziner fest. Zu viel Magnesium aber behindere die Aufnahme von Eisen.

    Meyer sieht hinter den vielen sportmedizinischen Angeboten wirtschaftliche Interessen. Beinahe spartanisch dagegen, was der 46-Jährige den Nationalspielern während des Trainings am Spielfeldrand auftischen lässt: Bananen, Trockenfrüchte, Wasser.

    Fußball ist weniger ernährungsabhängig als Ausdauersport

    Überhaupt sei der Fußball, anders als der Ausdauersport, weniger ernährungsabhängig. Meyer erinnert an Uli Borowka, der in langen Phasen seiner Karriere am Alkohol hing und dennoch zehn Jahre in der Bundesliga gespielt hat. Auch für vieles andere, was noch immer als Segen gilt, gibt es keine wissenschaftliche Bestätigung.

    Dazu gehören Auslaufen und Stretching. „Stretching vor dem Spiel schwächt den Muskel“, rät Meyer eher davon ab, „hinterher ist es o.k.“. Massagen? „Mögen angenehm sein, Argumente dafür sehe ich aber nicht!“ Sauerstoffzufuhr? „Ein gesunder Sportler kommt nie in Sauerstoffmangel.“ Kompressionskleidung? „Wissenschaftlich nicht klar.“ Was im Sommer die Regeneration dagegen beschleunigt: Kältebäder bei 10 - 15 Grad. Wirken aber erst nach zehn Minuten. Damit sie billig und transportabel bleiben, rät der Mediziner ganz praktisch zu Obi-Tonnen.

    Noch preiswerter und als regenerative Maßnahme völlig unterschätzt, so Meyer: der Schlaf.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden