Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

Boxen: Viele Bussis und ein Bad in der Menge

Boxen

Viele Bussis und ein Bad in der Menge

    • |

    Guido Fiedler ließ seinen Emotionen freien Lauf. Der Boxer sank auf die Knie und hämmerte mit einem befreienden „Jaaaaaa“ beide Fäuste auf den Boden. Das war seine Art des Jubelns. Lautstarke „Guiiddoo-Rufe“ begleiteten ihn bei seiner Zeremonie. Der 44-jährige Faustkämpfer machte gegen den Ungarn Balazs Horvath im Weltmeisterschaftskampf der WBU kurzen Prozess. Der fünffache ungarische Meister Horvath, der in seiner Karriere bisher über 70 Profikämpfe bestritten hat, konnte einem nur noch leid tun. Denn bevor alles richtig anfing, war alles wieder beendet. Schon nach wenigen Sekunden lief Horvath in einen Aufwärtshaken von Fiedler, als ihn der Augsburger nach zwei Minuten und zehn Sekunden erneut empfindlich traf, war das Thema erledigt. Horvath sank zu Boden und wurde ausgezählt.

    Dabei musste man schon Bedenken haben um Fiedler. Kürzlich hatte er sich den kleinen Zeh amputieren lassen (wir berichteten), um überhaupt kämpfen zu können. Angeblich hätten die Ärzte den Zeh retten können, doch dazu hätte Fiedler Geduld benötigt. Die hatte er nicht. Auch seine Lebensgefährtin Judith konnte ihn nicht umstimmen: „Da lässt sich Guido nichts sagen.“ Sie war heilfroh, als alles vorüber war: „Ich war mir zwar sicher, dass Guido gewinnt, aber ich bin trotzdem tausend Tode gestorben.“ Fiedler lacht nur, wenn man ihn noch auf den kleinen Zeh anspricht: „Wer schaut bei so einem Kampf schon auf die Füße? Optisch sieht das ja keiner.“

    Unmittelbar nach dem Kampf genoss Fiedler das Bad in der Menge. Von den rund 500 Zuschauern in der Sound-Factory in Gersthofen stürmten rund 100 Fans in den Ring. Sie trugen Fiedler buchstäblich auf Händen über ihren Köpfen. Fiedler, der an diesem Abend von der Augsburger Box–Weltmeisterin Nikki Adler und dem Berliner Thorsten Kütter betreut worden war, war nur noch glücklich. „Ich habe alles gegeben. Was hätte ich groß taktieren sollen? Ich denke, das war eine gute Leistung von mir. Horvath ist ja kein Fallobst. Der hat Weltspitze geboxt.“ Es wurde noch eine lange Nacht für Fiedler. Bussi hier, Bussi dort, und natürlich wollten hunderte noch ein Selfie mit dem Weltmeister.

    Allerdings war Fiedler nicht der einzige Champion an diesem Abend. Vor ihm hatte Ruben „The Viking“ Wolf den Europameisterschaftsgürtel im Schwergewicht gewonnen. Seine Mutter Barbara zitterte um ihn unter den Zuschauern. Allerdings völlig grundlos. Der Augsburger Wolf, der in Wien lebt, war nie in Gefahr und gegen Güney Artak haushoch überlegen. Er gewann schließlich in einem Kampf über sechs Runden deutlich nach Punkten.

    Etwas das Augenmaß verzog es den Ringrichtern im Frauenboxkampf. Im Kampf zwischen der Slowenin Ema Kozin und der Georgierin Elene Sikmashvili entschieden sich die Unparteiischen nach zehn Runden für Kozin. Für die 18-Jährige war das aber eher ein „Geschenk“. Viele sahen die Georgierin deutlich vorne.

    Viel Mühe hatte auch Michael Kannler, der ebenfalls für das Fiedler-Studio „MG Tigers“ kämpfte, im Superfedergewicht gegen den Serben Milan Osadkovski. Insgesamt erlebten die Fans bei der „Tigers on Fire Revolutions“, die von Guido und seinem Bruder Ben Fiedler organisiert wurde, einen kurzweiligen Abend.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden