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Boxen: Wenn diese Frau zuschlägt, tut es richtig weh

Boxen

Wenn diese Frau zuschlägt, tut es richtig weh

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    Man kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese Frau jemandem wehtun könnte. Tina Rupprecht macht mit ihrer Körpergröße von 1,53 Meter und ihrem Gewicht (47 kg) eher einen zierlichen Eindruck und wirkt eher lustig, als ernst. Die kann doch keiner Fliege was zuleide tun? Vielleicht verschont sie Fliegen, doch Rupprecht kann zuschlagen – und wie.

    Im Oktober 2016 gewann die 24-jährige Augsburgerin ihren ersten Weltmeister-Gürtel des Verbandes WBC nach einem starken Kampf gegen die Spanierin Joanna Pasterna im Minimum-Gewicht. Doch das war erst der Anfang. Am Samstag in einer Box-Großveranstaltung in der Hydro-Tech-Eisarena in Königsbrunn (ab 19 Uhr) will sich Rupprecht jetzt den IBO-Gürtel „Intercontinental Championship“ holen. Gegnerin ist Louisiana Bolivar, die Nummer 1 aus Venezuela. „Ich will sie nicht mit Regina Halmich vergleichen, aber sie boxt auf einem ähnlich hohen Level“, sagte einmal ihr Ex-Manager Jochen Pawlitsch. Mittlerweile hat ihr Boxtrainer Alexander Haan das Management übernommen. Haan, der 1996 deutscher Meister im Amateurboxen wurde, hat ebenfalls eine hohe Meinung von seinem Schützling: „Alles was für sie wichtig ist, hat sie in ihrem Kopf. Sie hat viele Stärken, allerdings muss ich sie auch manchmal bremsen.“ Wenn man bei Rupprecht nachfragt, wo sie ihre Stärken sieht, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Ich bin beweglich, klein und bissig.“

    Beim Kampf im vergangenen Oktober gegen Pasterna musste sie allerdings auch kräftig „rudern“, weil die Spanierin ein bisschen größer war und deshalb mit den Armen eine größere Reichweite als Rupprecht hatte. „Klar, wenn man größer ist, das hat schon auch Vorteile. Mich hat das damals sehr viel Kraft gekostet“, erzählt Rupprecht. Allein auf das „Zukunftsmodell Boxen“ will sich Rupprecht, die Lehramt studiert und sich auch auf das Examen vorbereitet, jedoch nicht verlassen. Gerade in ihrer Gewichtsklasse ist es immer schwierig Gegnerinnen zu finden. „Weltweit sind es vielleicht 120 Boxerinnen in meiner Gewichtsklasse, die in Frage kommen. Fast die Hälfte davon kommt aus Mexiko. Mexiko ist beim Frauenboxen absolut führend. Europa ist noch ein schwieriges Pflaster“, sagt Rupprecht. Im Alter von 12 Jahren hat sie mit dem Kickboxen angefangen. „Ich habe zum Spaß angefangen und wie eine Verrückte trainiert“, lacht sie. Doch bald ist Rupprecht ins Box-Lager übergewechselt: „Ich habe gemerkt, dass ich mehr der Typ Draufgänger bin.“ Im Boxen konnte Rupprecht schon frühzeitig Erfolge feiern. Als Jugendliche wurde sie zweimal deutsche Meisterin und den gleichen Erfolg hatte sie später bei den Frauen. Im Frühjahr 2012 überwarf sich Rupprecht nach Querelen mit dem Deutschen Boxsport Verband und startete deshalb auch nicht bei der Deutschen Meisterschaft. Deshalb wechselte sie nach einer Amateur-Bilanz von 30 Siegen, fünf Niederlagen und einem Unentschieden ins Profilager.

    Zuletzt stand viel Training auf dem Programm. Die Karlsruherin Raya Amasheh (Nummer 10 der Weltrangliste) zählte ebenso zu ihren Sparringspartnern wie auch einige „harte Jungs“ vom BC Haan. „Beim Sparring ist es wichtig, dass man auch mit starken Leuten trainiert“, meint Rupprecht. Sie geht optimistisch in ihren WM-Kampf: „Natürlich habe ich einen gewissen Respekt vor meiner Gegnerin und ich werde niemanden unterschätzen, aber man muss auch den festen Glauben an den Sieg haben.“

    Verlassen kann sie sich dabei auf viel Unterstützung im Publikum. Ihre Eltern werden da sein und natürlich viele Freunde. Rupprecht lacht: „Mein Freundeskreis hat schon lange wegen Karten nachgefragt. Die finden geil, dass ich boxe.“ Am Mittwoch ist Rupprechts Gegnerin Louisiana Bolivar aus Venezuela angereist. Am heutigen Freitag beim offiziellen Wiegen (bei Ford Still & Sigg) in Lechhausen werden die beiden Kontrahentinnen erstmals aufeinandertreffen. „Die Spannung wächst jetzt schon langsam, aber ich freue mich auch richtig auf den Kampf.“ Über zehn Runden ist dieser Fight angesetzt.

    Für Tina Rupprecht wieder einmal eine gute Gelegenheit, jemandem richtig wehzutun.

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