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Radfahren: Wollenberg schraubt an Profikarriere

Radfahren

Wollenberg schraubt an Profikarriere

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    Wollenberg schraubt an Profikarriere
    Wollenberg schraubt an Profikarriere

    Dieser Tage Rad zu fahren, kann Überwindung kosten. Bei Tim Wollenberg verhält es sich gegenteilig, ihn stört es vielmehr, nicht Rad zu fahren. Eis, Schnee und zweistellige Minusgrade ändern nichts daran, dass es den 16-Jährigen zu Trainingszwecken auf sein Gefährt zieht. Schließlich steht am Wochenende ein Rennen an, das Wollenberg nicht aller Tage erlebt. Im luxemburgischen Bielles fährt das Talent aus Stadtbergen am Samstag um den U-19-WM-Titel im Querfeldein (Cyclocross). „Ich freue mich riesig darauf“, kommentiert Wollenberg seine Weltmeisterschaftspremiere.

    Gewohnt ist der Schüler hingegen, sich mit Top-Fahrern zu messen. Radrennen auf internationaler Ebene strukturieren das Kalenderjahr der Familie Wollenberg. Bruder Nico, 9, geht bei Kinderrennen an den Start, Vater Eric ist Trainer, Manager und Techniker zugleich. „Mädchen für alles“, wie er sagt.

    Tim Wollenbergs Heimatverein sind die E-Racers aus Augsburg. Um die Karriere seines Sprösslings weiter voranzutreiben, hat der Papa kürzlich die sportliche Leitung einer Mannschaft übernommen: die des Stevens-Schubert-MTB-Teams.

    Ende des vergangenen Jahres hat Tim Wollenberg den Deutschland-Cup im Cyclocross gewonnen, im Sommer wurde er deutscher U-17-Vizemeister auf der Straße. Wohin sein Weg letztlich führt, ob die Zukunft nun auf der Straße oder in unwegsamem Gelände liegt, wollen Vater und Sohn nicht endgültig festlegen. „Ich habe immer Wert darauf gelegt, dass er kein Fachidiot wird“, sagt Eric Wollenberg mit einem Schmunzeln.

    Fest steht: Für die nächsten zwei Jahre liegt der Schwerpunkt auf Mountainbike und dem Cross Country (XC) – eine ganz bewusste Entscheidung. Seit 1996 ist diese Disziplin olympisch. Für Wollenberg wäre es ein Traum, bei Olympia zu starten. Dass er davon noch ein gehöriges Stück entfernt ist, weiß er.

    Bereits im Kindesalter nahm Sport einen hohen Stellenwert ein. Wollenberg fuhr nicht nur Rad, er spielte in der Jugend des Augsburger EV Eishockey und raste bei Skirennen Hänge hinab. Eishockey und Skifahren sind heute reine Hobbys, Radfahren betreibt er mit Leistungsgedanken. Langfristig will Wollenberg den Sprung ins Profilager schaffen.

    Mit sechs Jahren startete Wollenberg erstmals bei Kinderrennen. Dass er Talent besitzt, zeigte sich in Erfolgen. Größte Stärke ist seine Technik, die er früh schulte; selbst in schwierigen Passagen kontrolliert er sein Rad. Schwäche ist die Physis; als Leichtgewicht bringt er gegenüber kräftigeren Konkurrenten weniger Druck aufs Pedal. Folge: Auf den Geraden verliert er Zeit, in schwierigem Gelände holt er auf.

    Dass er Kurvenfahren besser beherrscht als Mitstreiter, weiß Wollenberg. Der Jugendliche ist mit einem gesunden Selbstbewusstsein ausgestattet, überheblich wirkt er nicht. Er verfolgt ehrgeizig Ziele, strahlt vor allem aber Lockerheit aus.

    Der Aufwand, den der 16-Jährige betreibt, ist enorm: Trainingslager auf Mallorca, Weltcuprennen in ganz Europa, deutsche Titelkämpfe, Europa- oder Weltmeisterschaften. Rund 25 Rennen und 8000 Trainingskilometer absolviert Wollenberg pro Jahr. Garage und Keller dienen als Lager und Werkstatt, der Stadtberger besitzt je zwei Mountainbikes, Cross- und Straßenräder. Professionelles Radfahren sei ein teurer Sport, meint Vater Wollenberg. Zugute kommt Tim, dass er bereits seit Jahren mit neuestem Material ausgestattet wird. Er wird von Verein und Verband gefördert, hat wenig Selbstbeteiligung.

    Noch reizt er zur Leistungssteigerung nicht alles aus. Eric Wollenberg verzichtet darauf, den Trainingsumfang seines Sohnes zu steigern. Ein Profitrainer wäre ebenso denkbar. „Den Körper schinden kann er mit 19 oder 20“, begründet der Vater, blickt zum Sohn und sagt, auch bei der Ernährung gebe es Potenzial. Der Junior grinst und sagt: „Die Nutella bleibt auf dem Tisch.“

    Als Realschüler besucht er die 10. Klasse, danach strebt er das Fachabitur an. Alternativ will er den Sprung in eine Sportfördergruppe der Polizei schaffen. Kurzfristig steht jedoch das WM-Rennen am Samstag im Fokus. Weil Tim Wollenberg weit hinten im Feld starten muss, stuft Vater Eric bereits einen Platz unter den ersten 20 als Erfolg ein. Dass sein Sohn besser sein will, überrascht ihn indes wenig.

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