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Theaterpremiere: Brandner Kaspar: Dass des a Schau is

Theaterpremiere

Brandner Kaspar: Dass des a Schau is

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    Der Boandlkramer, der Tod (Tjark Bernau, links) muss einen widerspenstigen 72-Jährigen rumkriegen: den Brandner Kaspar (Eberhard Peiker), der net mit ihm mit will – und letztlich 15 weitere Jahre rausschindet.
    Der Boandlkramer, der Tod (Tjark Bernau, links) muss einen widerspenstigen 72-Jährigen rumkriegen: den Brandner Kaspar (Eberhard Peiker), der net mit ihm mit will – und letztlich 15 weitere Jahre rausschindet. Foto: Nik Schölzel, Theater Augsburg

    Vor nix grausts des Theater Augsburg, vor gar nix. Ned vorm Musical „Hair“, ned vor der szenischen Aktion „Intolleranza“ und a ned vor den beiden großen BB’s. Also ned vor Bert Brecht und ned vor der Bauern-Bühne, diesen beiden Leibhaftigen.

    Jetza is des Theater Augsburg beim Wildern im Volksmund-Lustspielton ertappt worn. Es hat aber an kapitalen Zehnender hoambrocht. Der Brandner Kaspar, der wo bei der göttlichen Verleihung des Humors dreimal „Hier“ gschrien hat und darob auch dreimal bedacht worn war, der Brandner Kaspar, der wo einen Kirschgeist mordsmäßig schätzt und seine Pfeifn und das Lebn überhaupt, der Brandner Kaspar, der überall gern ogschaut wird – z’ Minga, am Tegernsee, im Kino –, dieser Brandner Kaspar hat’s nun auch auf die Brechtbühne gschafft, wo ihm erst ein dunkler Tann aufbaut is für sein Tête-à-tête mim Tod, dem Boandlkramer (hochdeutsch: Gebeine-Händler), und dann ein 1a-Weißwurst-Wolken-Barock-Kirchenhimmi (Isabelle Kittnar) mit allen Schikanen. Schikanen auch in Form eines gscherten Berliner Verwaltungsbeamten (schneidig: Alexander Darkow) und eines gschert-gestrengen Wiener Erzengels (blockwarthaft: Thomas Prazak).

    Der Trabusch Markus, was noch der Schauspieldirektor is, hat mit seim guten Evangelisten-Namen dort drobn im Himmi mächtig auftrogn und aufspuin lassen und a große Hetz und an Fez inszeniert, dass a jeder, selbst der Augschburger an sich, a unbandige Gaudi hat. Ma siagt gor: Eigentlich schließt der Augschburger recht vui schneller an schwoarzen Hackbrett-Spieler in sein Herz (griabig-zünftig: Komalé Akakpo) als so an Bühnen-Saupreißn ausgerechnet do drobn im boarischen Himmi: „Ick gloob, mein Schwein pfeift.“

    Wie ma den Tod hinters Licht führt

    Da hat der Trabusch Markus, dem sein Brandner-Kaspar-Spiel ihn selbst ’leicht am Theater Augsburg überlebn kann und die Intendantin womöglich no glei mit dazu, weil eben die königlich-boarische Darbietung überrannt werden wird von Leit, die wissen mögn, wie ma den Tod hinters Licht führt –, da hat also dieser Trabusch Markus dem Oachkatzl, was normal der Affe is, mächtig vui Zucker gebn.

    Hat an rauchenden, weinzechenden, polternden Portner Petrus besetzt (rustikal: Anton Koelbl) und an Boandlkramer, dem ma am liebsten beispringen möcht’ bei seim vermaledeiten Gfrett mit dem Brandner Kaspar, der ums Verrecka ned sterbn mog.

    Wie ma zum Gotterbarmen linkisch tut

    Der Augsburger Boandlkramer hat manches glernt von seinem Amtsvorgänger Herbig Bully. Wie ma zum Gotterbarmen linkisch und weibisch tut, wie ma in sich neikichert und neisauft, wie ma seine eigenen rappelnden Knochen vorm Petrus rettet. Der Bernau Tjark lässt da wie der Saupreiß im Himmi, nix sausn bei seiner Nummer, keine Faxen, keine Possen. Da hom vui eana Freid.

    Der Brandner Kaspar selbst, der wo dreimal „Hier“ gschrien hat, braucht diese Spaßetteln ned. Der is keine Sensenmann-Nudel, der hat echten Humor. Ma muss nur hinhörn. Der Peiker Eberhard steht wie eine Eins in der Mittn dieses boarischen Weltentheaters mit Gstanzl, Couplet, Dreigsang, Schuhplattler, Oktoberfest-Hithit, poesievollem Schattenspiel, Biertisch. Des ois is neipackt – und no mehr.

    Der Peiker Eberhard wirft ned mim Speck nach der Schwartn. Ma muss eam nur zuhörn. Dann spannt ma seinen Hintersinn. Bei eam muss mer ned Fünfe grade sein lassen. Auf diesen Fels, Allmächtger, lässt sich baun. Um ihn, vor dem sogar der oiwei augenrollend in die Brust sich werfende Bürgermeister Senftl (Klaus Müller) gehörigen Respekt kriagt, lässt sich eine herzige Familie gruppieren: Enkelin Marei (liab: Helene Blechinger), Schwiegerenkel in spe Florian (mit starkem genetischem Vorteil: Florian Innerebner), Theres (bisserl verdruckst neugierig: Ute Fiedler). Alle freilich – vergesst’s mir des Mannsbuild Simmerl ned (Anton Schneider) – steckn in am sauberm Gwand (Kostüme: Katharina Diebel).

    Ja, des Gwand. A erste Lederhosn, a ersts Dirndl hat sich scho neigschmuggelt in dera Premier. Wetten, dass bei der 1000. Vorstellung anno domini 2021 olle in schmucker Tracht beinander hocka? Dass des a Schau is: Des Theater konn’s bracha.

    Wieder am 16., 18., 26. Oktober

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