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"Der kleine Vampir": Punk in der Gruft

"Der kleine Vampir"

Punk in der Gruft

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    Der Kinderbuch-Klassiker "Der kleine Vampir" wird am Theater Augsburg gespielt.
    Der Kinderbuch-Klassiker "Der kleine Vampir" wird am Theater Augsburg gespielt. Foto: Nik Schölzel

    Zum deutschen Stadttheater in der Vorweihnachtszeit gehört das Kinderstück wie der Baum zum Fest. Das muss beileibe kein Wintermärchen sein, wichtiger für den Zustimmungsgrad der jungen Zuschauer ist, dass es sich um einen bekannten Stoff handelt – und wo wäre der leichter zu finden als bei einer erfolgreichen Kinderbuchreihe?

    „Der kleine Vampir“ also am Theater Augsburg, Angela Sommer-Bodenburgs Geschichten um den Jungen Anton, der Freundschaft schließt mit dem realerweise kaum älteren Blutsauger Rüdiger und dessen schräger Familie. Regisseur Ramin Anaraki setzt, wie es sich für eine Aufführung ab sechs Jahren gehört, ganz auf rampenwirksame Aktion, und so darf die Jugend auf der Bühne – Mensch wie Vampir – immer wieder mal ausgelassen Faxen machen, hörbar zur Freude des Saals.

    Das Geschehen spielt sich auf einer in zwei Hälften geteilten Drehbühne ab. Hier die Einbauküchen- und Kinderzimmerwelt von Anton und seinen Eltern, dort der Friedhof mit darunter liegender Vampirgruft (Bühne/Kostüme: Susanne Hiller). Letztere entpuppt sich mitnichten als düsteres Gruselkabinett: Krachbunt sind Wände und Särge. Und wie man sich bettet, verhält man sich auch: So bissfreudig die Blutsauger auch sind, kommen sie doch als quirlig-bunter Haufen daher. Das fängt an bei Tante Sabine (schön vertrottelt: Christel Peschke) und gilt für Bruder Lumpi (Roberto Martinez Martinez) ebenso wie für die in Anton verknallte Anna (ein lispelndes Gör: Olga Nasfeter) und ihren Bruder Rüdiger (Ulrich Rechenbach als aufgekratzter, noch sichtlich unfertiger Blutsauger).

    Vampir-Freund Anton ist bei Tjark Bernau ein rechter Zappelphilipp, der allerdings in der ersten Hälfte ein bisschen oft Gebrauch macht von einem krakeeligen Vortragston. Sympathisch jugendlich gezeichnet sind Antons Eltern (Ute Fiedler/Klaus Müller).

    Was wäre dieser von Wolf-Dietrich Sprenger auf Bühnentauglichkeit gebrachte „Vampir“ ohne die Musik von Adrian Sieber! Bei flotten Nummern (gespielt vom Komponisten, von Julia Hornung und Dominik Scholz) tönt es erfrischend punkig, wovon nicht nur das schwungvolle Finale um den tölpeligen Vampirjäger Geiermeier (Florian Schmidt-Gahlen) profitiert, sondern die Produktion insgesamt, die so das Zeug als Gegenstück zu mancher Weihnachtssüßlichkeit hat. Jubel im nicht ganz vollen Großen Haus.

    Nächste Termine: 14., 15. November

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