Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten
Feuilleton regional
Icon Pfeil nach unten

Theater Augsburg: Zauberer von Oz: Ein gewitztes Kinderstück

Theater Augsburg

Zauberer von Oz: Ein gewitztes Kinderstück

    • |
    Diese drei komischen Helden bringen Dorothy in die Smaragdstadt zum Zauberer von Oz: Alexander Darkow, der Blechmann, Florian Innerebner, die Vogelscheuche und Martin Herrmann als Löwe ohne Mut (von links nach rechts).
    Diese drei komischen Helden bringen Dorothy in die Smaragdstadt zum Zauberer von Oz: Alexander Darkow, der Blechmann, Florian Innerebner, die Vogelscheuche und Martin Herrmann als Löwe ohne Mut (von links nach rechts). Foto: Theater Augsburg

    Man könnte herausheben, wie dieses Stück das Misstrauen gegen zweifelhafte Autoritäten schärft, wie es die Einsicht in die eigene Stärke fördert, wie es die Freundschaft als Wert hochhält. Aber vor allem sollte man hier erzählen, welchen großen Spaß es macht, den „Zauberer von Oz“ im Theater Augsburg zu sehen.

    Regisseur Ulf Goerke und sein Team, die Bühnen- und Kostümbildnerin Isabelle Kittnar sowie der Musiker Adrian Sieber: Sie alle haben aus der Romanvorlage von Lyman Frank Baum ein so abwechslungsreiches, spannendes und gewitztes Kinderstück gemacht, dass man sich um Nachwuchswerbung beim Augsburger Theaterpublikum in den kommenden Wochen keine Sorgen machen muss.

    Viele haben wohl die Verfilmung des Stoffes aus dem Jahr 1939 vor Augen, wenn sie den Titel „Zauberer von Oz“ lesen. Wie präsent dieser Film immer noch ist, zeigt auch, dass vor ein paar Tagen das blau-weiß karierte Kleid, das seinerzeit Judy Garland in der Rolle der Dorothy trug, für 480 000 Dollar versteigert wurde. Von der Kinovorlage aber hat sich Ulf Goerke gelöst – zitiert wird sie nur kurz zu Anfang, wenn „Somewhere over the Rainbow“, der Titelsong des Streifens, anklingt, und dann im Schlussbild, wenn alle Darsteller ihn singen.

    Ein Blechmann ohne Herz, ein Löwe ohne Mut

    Die Augsburger Dorothy (wunderbar erfrischend: Lea Sophie Salfeld) trägt ganz heutig Chucks, Stulpen und Schlumpfmütze. Zusammen mit ihrem Hund Toto wird sie durch einen Wirbelsturm weg vom heimatlichen Lampenladen mit Onkel Henri und Tante Em in ein Zauberland versetzt. Merkwürdige Gestalten wie die Munchkin und wunderliche Vögel gibt es dort, auch Hexen und – in der Smaragdstadt – eben den mysteriösen Zauberer von Oz.

    Von diesem erhofft sich Dorothy, dass er sie mit Magie zurückbringen kann in ihre Heimat. Ihre Begleiter auf dem Weg in die Smaragdstadt werden drei komische Helden: die Vogelscheuche, die so gerne mit Verstand ausgestattet wäre, der Blechmann, der sich ein Herz wünscht, und der feige Löwe, dem der Mut fehlt. Florian Innerebner, Alexander Darkow und Martin Herrmann machen diese Rollen charmant zu Herz und Seele der Inszenierung. Pointensicher und gestenreich agieren sie, ohne in Albernheit abzurutschen.

    Wer müsste nicht lachen im Zuschauerraum, wenn der Blechmann den ohnmächtigen Löwen durch einen Kuss wieder zu Bewusstsein bringen möchte – „schließlich sind wir ja in einem Märchen“ –, aber beim Misslingen des Versuchs mit keckem Hüftschwung erklärt: „Ich bin eben doch keine Prinzessin.“

    Auf die fantastische literarische Vorlage von Lyman Baum setzen Goerke und Kittnar mit vielen originellen Einfällen noch eins drauf: Hund Toto, der als Handpuppe zum Leben erweckt wird, knuffig blaue Kugel-Munchkins, zahnlückige Monster, die auf Videoprojektionen erscheinen.

    Mit einfachen Mitteln schaffen sie großes Theater und kitzeln die eigene Imaginationskraft der Zuschauer heraus. Welch ein gelungener und dazu pädagogischer Kniff, den Kampf gegen die böse Hexe nicht in natura auf der Bühne zu zeigen, sondern von den drei Freunden erzählen zu lassen und die drastischen Schilderungen dann noch als Prahlerei aufzudecken!

    Einfach zauberhaft – nicht nur, wie sich am Schluss alles auflöst, sondern schon die eineinhalb Stunden zuvor.

    Weitere 32 Aufführungen bis zum 20. Januar

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden