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Organspende: Das Vertrauen fehlt: Zahl der Spender auf Tiefstand

Organspende

Das Vertrauen fehlt: Zahl der Spender auf Tiefstand

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    Nach mehreren Skandalen ist die Bereitschaft der Bürger, Organe zu spenden, gering. Dabei brauchen allein in Bayern 1500 Menschen ein fremdes Organ.
    Nach mehreren Skandalen ist die Bereitschaft der Bürger, Organe zu spenden, gering. Dabei brauchen allein in Bayern 1500 Menschen ein fremdes Organ. Foto: Caroline Seidel (Symbolbild)

    Immer weniger Menschen sind bereit, nach ihrem Tod Organe zu spenden. In Bayern gab es im Jahr 2016 weniger Spender als noch in den Jahren zuvor. Auch die Zahl der gespendeten Organe ging zurück. 121 Menschen spendeten 382 Organe, wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) mitteilte. Im Jahr 2015 waren es noch 139 Spender und 475 Organe. Die Spendenbereitschaft war nach Bekanntwerden von Manipulationen bei der Organvergabe massiv zurückgegangen.

    Auch bundesweit war die Entwicklung negativ: Die Zahl der Organspender sank von 877 auf 857, die der gespendeten Organe von 2901 auf 2867. Laut DSO warten mehr als 10 000 Menschen in Deutschland dringend auf ein Spenderorgan. Die Stiftung beruft sich auf vorläufige Zahlen, einzelne Nachmeldungen seien möglich.

    Tausende Patienten warten auf ein Spenderorgan

    Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) verwies darauf, dass allein im Freistaat etwa 1500 Menschen ein Spenderorgan benötigten. Deshalb wolle sie weiter die Aufmerksamkeit der Menschen auf dieses Thema lenken: "Wer zu Lebzeiten eine klare Entscheidung trifft und in einem Organspendeausweis dokumentiert, entlastet seine Angehörigen in sehr schweren Stunden."

    Organspende in Deutschland

    75 Prozent der 14- bis 75-jährigen Bundesbürger stimmen einer Organspende grundsätzlich zu, aber nur 25 Prozent haben bislang einen Spenderausweis.

    Rund 12.000 Menschen warten auf ein Spenderorgan, etwa 8000 von ihnen brauchen eine Niere.

    Patienten warten fünf bis sechs Jahre auf eine Spender-Niere.

    Im Schnitt sterben täglich drei Menschen auf den Wartelisten.

    4054 Menschen konnte 2011 mit einer Transplantation geholfen werden (2010: 4326).

    14,7 Spender kommen in Deutschland auf eine Million Einwohner (in Spanien: 32,0, Österreich 23,3, Schweiz 12,6, Luxemburg 6,0).

    1200 Menschen wurden 2011 nach ihrem Tod 3917 Organe entnommen darunter 2036 Mal Niere, 1040 Leber, 363 Herz, 313 Lunge, 160 Bauchspeicheldrüse und 6 Dünndarm.

    Von den Spendern waren 36 jünger als 16 Jahre; 571 waren 16 bis 54 Jahre alt; 236 waren 55 bis 64 Jahre alt; 357 waren älter als 65 Jahre.

    Weitere 795 Nieren wurden von lebenden Spendern übertragen. Zudem wurden 71 mal Teile der Leber von Lebendspendern übertragen.

    Angesichts der im europäischen Vergleich niedrigen Organspendezahlen forderte auch DSO-Vorstand Axel Rahmel, das Schicksal der Patienten auf den Wartelisten nicht aus dem Blick zu verlieren. Die Organspende als Akt der Nächstenliebe und das Engagement der Transplantationsbeauftragten in Krankenhäusern benötigten mehr Wertschätzung.

    Organspende: Immer weniger Spender in Deutschland

    Kritik kam von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Vorsitzender Eugen Brysch sagte, die Krankenkassen in Bayern hätten seit 2012 rund 16 Millionen Euro für Werbung zum Thema Organspende ausgegeben, aber: "Das Geld verpufft ohne Wirkung. Wann endlich erkennen die Akteure, dass so kein Vertrauen geschaffen werden kann." Fehlende Transparenz lasse sich nicht durch Marketing ersetzen. dpa

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    Warum tun sich die Deutschen so schwer mit der Organspende?

    Jena, Hamburg, Leipzig: Manipulationen bei Organtransplantation?

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