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Ingolstadt: Anastasia M.: Erschlagen und in die Donau geworfen

Ingolstadt

Anastasia M.: Erschlagen und in die Donau geworfen

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    Ein 25-Jähriger steht vor dem Landgericht Ingolstadt. Er soll die schwangere Anastasia M. geschlagen und in die Donau geworfen haben. Sie ertrank. Der Angeklagte schweigt.
    Ein 25-Jähriger steht vor dem Landgericht Ingolstadt. Er soll die schwangere Anastasia M. geschlagen und in die Donau geworfen haben. Sie ertrank. Der Angeklagte schweigt. Foto: Harry Jung, Symbol

    Sieben bis acht wuchtige Schläge sollen es gewesen sein. Sieben bis acht Schläge mit einem „nicht näher bestimmbaren, jedoch scharfen Werkzeug“. Danach habe er Anastasia M., 22, in die Donau geworfen. Zwar noch am Leben, aber schwer verletzt. Mit zertrümmertem Schädel. Sie ertrank danach. Und mit ihr das noch ungeborene Kind.

    Die Mutter und die drei Brüder von Anastasia M. sitzen in Saal 11 des Landgerichts Ingolstadt, als Staatsanwalt Jürgen Staudt die Mordanklage vorträgt. Sie hören, was dem 25-Jährigen auf der Anklagebank gegenüber vorgeworfen wird. Und sie sehen, wie der junge Mann äußerlich ruhig zuhört und danach von seinen Rechten Gebrauch macht.

    Er hat kurz die Fragen von Landgerichtsvizepräsident Jochen Bösl zu seiner Identität beantwortet. Aber ansonsten schweigt Christian A. sich auf Anraten seiner Verteidiger Jörg Gragert und Franz Xaver Wittl hin aus. Wie schon all die Monate zuvor. Gragert hat für den nächsten Prozesstag zwar eine kurze Erklärung angekündigt. Aber ob diese die Fragen einer Mutter, die ihr Kind verloren hat, beantworten kann?

    Hans-Jürgen Hellberg vertritt sie als Nebenkläger. Sie und zwei der drei Brüder. Als der erste Prozesstag nach einer halben Stunde vorbei ist, sagt er, sie seien „fassungslos und wütend“. Seine Mandanten hätten sehr gehofft, dass der Angeklagte etwas sagen würde. „Es ist schwer für sie, dass er schweigt.“ Ihre Trauerarbeit könne so nicht beginnen.

    Spaziergänger fand Leiche von Anastasia M.

    Ob der schweigsame junge Mann, Jeans, T-Shirt, Brille, kurzes Haar, schuldig ist, ob er die Tochter, die Schwester umgebracht hat, und falls ja, warum, das wird die Hauptverhandlung vor der Großen Strafkammer ergeben. Er war nicht der Vater des ungeborenen Kindes. Das hatten Staatsanwaltschaft und Verteidigung gestern auf Anfrage übereinstimmend erklärt. Ein Gutachten habe das bestätigt. Der tatsächliche Vater des verstorbenen Kindes sei zudem gefunden worden.

    Was könnte das Motiv gewesen sein? Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte nicht vorhatte, seine Zukunft gemeinsam mit der jungen Frau zu planen, auch wenn er ihr das „vorgespiegelt“ habe. Der wohl vereinbarte gemeinsame Termin zur Wohnungsbesichtigung am frühen Abend des 29. November 2015 fand jedenfalls nicht mehr statt. Am Morgen dieses Tages, es war ein Sonntag, hatte ein Spaziergänger die Leiche von Anastasia M. zwischen Schiller- und Autobahnbrücke etwa auf Höhe des TÜV in einer kleinen Ausbuchtung des Flusses entdeckt.

    Sie, so sagte es Staatsanwalt Staudt, habe gegenüber Freunden den Angeklagten als Vater des Kindes angegeben. Er habe seine Vaterschaft allerdings angezweifelt. Und „um sein bisheriges Leben weiter ungestört fortsetzen zu können“, habe er den Plan gefasst, sie und das Kind zu töten. Die Anklage geht von „Mord aus niederen Beweggründen sowie aus Heimtücke“ aus. Zudem will sie den Ex-Soldaten wegen Schwangerschaftsabbruchs zur Verantwortung ziehen.

    Wie war die Beziehung der beiden? Warum musste Anastasia M. sterben? Die Wahrheit wird in einem groß angelegten Indizien-Prozess verhandelt. Das Gericht hat eine sehr umfangreiche Beweisaufnahme über 18 Tage geplant. Geladen sind über 110 Zeugen. Vier Gutachter verfolgen das Geschehen im Saal, sieben weitere Sachverständige sind bestellt. Nächster Prozesstag ist am 6. Oktober.

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