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Unterfranken: Arbeiten im Christbaumdorf: "Weihnachtsbäume sind mein Leben"

Unterfranken

Arbeiten im Christbaumdorf: "Weihnachtsbäume sind mein Leben"

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    Auf Uwe Klugs /links) Initiative hin wurde Mittelsinn Deutschlands erstes Christbaumdorf. Rechts: Bernd Oelkers
    Auf Uwe Klugs /links) Initiative hin wurde Mittelsinn Deutschlands erstes Christbaumdorf. Rechts: Bernd Oelkers Foto: Karl-josef Hildenbrand

    Gemächlich fährt Uwe Klug mit seinem Geländewagen über den Kies. Links und rechts stehen Tannen und Fichten soweit das Auge reicht. Klug baut Weihnachtsbäume im Spessart an. Das ganze Jahr über stehen die Nadelbäume für den 45-Jährigen und seine Familie im Mittelpunkt. Die Klugs sind der Christbaumproduzent im unterfränkischen Sinngrund mit der größten Anbaufläche. Und der Initiative vor allem von Uwe Klug ist es zu verdanken, dass der 850-Einwohner-Ort als erstes Christbaumdorf Deutschlands gilt.

    In Mittelsinn haben die Weihnachtsbäume eine lange Tradition. In dem Spessartdorf gibt es 30 Christbaumproduzenten. Im Vorgarten, auf einem kleinen Feldstück oder auf riesigen Plantagen - überall in und um Mittelsinn finden sich Weihnachtsbäume. Zumindest im Verhältnis zur Einwohnerzahl gehört der Ort zu den größten Christbaum-Standorten Deutschlands. Die Weihnachtsbaum-Produktion ist ein bedeutender Wirtschaftszweig im Sinngrund. Die Böden sind karg, Sand und Steine haben den Bauern im Ort schon immer die Landwirtschaft erschwert. Viele haben deshalb im Nebenerwerb auf Weihnachtsbäume gesetzt. Denn die sind anspruchslos.

    150.000 Christbäume aus Mittelsinn - jährlich

    In den vergangenen Jahrzehnten aber wurde die Landwirtschaft immer unrentabler. Die Familie von Uwe Klug war die erste, die deshalb den Christbaumverkauf groß aufzog. Mittlerweile kommen jährlich 150.000 Weihnachtsbäume aus Mittelsinn. Im Sinngrund wachsen sie auf einer Fläche von 400 Hektar - soviel wie 550 Fußballfelder. 250 Hektar davon gehören zu den Produzenten aus dem Christbaumdorf Mittelsinn, etwa 100 zum Familienbetrieb von Uwe Klug. Bundesweit verkaufen deutsche Weihnachtsbaumproduzenten jährlich etwa 25 Millionen Bäume.

    Blick am am 13.09.2017 in eine Weihnachtsbaumplantage in Mittelsinn Bayern.
    Blick am am 13.09.2017 in eine Weihnachtsbaumplantage in Mittelsinn Bayern. Foto: Christiane Gläser, dpa

    Zehn Jahre braucht eine Tanne, bis sie die richtige Größe erreicht hat. Pro Jahr wächst ein solcher Baum etwa 20 Zentimeter. Die Verbraucher wollen Tannen, die zwischen 1,50 Meter und 2,00 Meter hoch und perfekt gewachsen sind. Außerdem müssen die Bäume jedes Jahr einen Formschnitt bekommen, damit sie schön rund sind und eine Pyramidenform haben. "Das ist alles Handarbeit", sagt Klug und knipst mit einer Gartenschere einen Teil der Zweige ab. Formschnitt, Düngen, zwischen den Fichten und Tannen Mähen, neue Jungpflanzen setzen - das gesamte Jahr über müssen die Bäumchen betreut werden.

    Im Advent kommen die Besucher in Scharen ins Dorf

    In dem abgelegenen Spessartdorf im Sinngrund wird in diesem Jahr die bundesweite Weihnachtsbaumsaison eröffnet. Dafür kommen unter anderem Bayerns Justizminister Winfried Bausback (CSU) und die deutsche Weihnachtsbaumkönigin nach Mittelsinn. Als erstes offizielles Christbaumdorf Deutschlands hat der Ort 2016 von sich reden gemacht. An zwei Wochenenden im Advent öffneten viele Mittelsinner ihre Höfe, schmückten das Dorf weihnachtlich, verkauften Kunst, Weihnachtsbäume, Glühwein und einheimische Produkte, buken Brot und brauten Bier. Die Menschen kamen in Scharen in den kleinen Ort.

    "Wir wären schon mit 2000 Besuchern höchst zufrieden gewesen", sagt Klug, während er durch seine Plantage fährt. "Dass es dann etwa 10.000 geworden sind, hat uns allen die Sprache verschlagen." Richtig gut findet der 45-Jährige, dass seitdem fast alle Christbaumerzeuger des Ortes an einem Strang ziehen. "Früher hat hier jeder für sich sein Süppchen gekocht. Es gab vereinzelt auch Neid und Missgunst. Dieses Klein-Klein ging mir auf den Senkel." Jetzt hat der eigens gegründete Verein mehr als 150 Mitglieder - bei gerade einmal 850 Einwohnern. Heuer ist die je zweitägige Veranstaltung für den zweiten und dritten Advent geplant.

    Klug: "Ich will mit keinem Arbeitnehmer tauschen"

    Der Bürgermeister baut selbst keine Weihnachtsbäume an. Er verkauft und repariert Autos. Peter Paul ist seit 2008 Rathauschef im Sinngrund. Die Gemeinschaft war ihm immer schon ein großes Anliegen, sagt er. "Durch das Christbaumdorf hat das Thema neue Fahrt aufgenommen und Mitstreiter gefunden. Besser könnte es für die Gemeinde gar nicht sein", sagt Paul. Außerdem sei der Ort seitdem überregional im Gespräch. "Ob das auch wirtschaftlich etwas bringt, kann man noch nicht sagen. Dafür ist die Aktion noch zu jung."

    Klug ist indes in seiner Plantage unterwegs und bereitet die offizielle Saisoneröffnung vor. Wird man bei so vielen Weihnachtbäumen jeden Tag - auch im Sommer - der Bäume nicht auch einmal überdrüssig? "Nee!", sagt er sofort. "Weihnachtsbäume sind mein Leben. Das ist mein Hobby und gleichzeitig mein Beruf. Ich will mit keinem anderen Arbeitnehmer tauschen." Christiane Gläser, dpa

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