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Fahndung: Auf der Jagd nach Straftätern: Die Sache mit dem Kopfgeld

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Auf der Jagd nach Straftätern: Die Sache mit dem Kopfgeld

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    Wer auf der Suche ist, muss viel Geduld haben. Die Kriminalpolizei braucht mitunter Jahre, um Täter zu finden. Finanzielle Anreize sollen dabei helfen.
    Wer auf der Suche ist, muss viel Geduld haben. Die Kriminalpolizei braucht mitunter Jahre, um Täter zu finden. Finanzielle Anreize sollen dabei helfen. Foto: Silvio Wyszengrad

    In Westernfilmen hängen sie in jedem verschlafenen Dörfchen an jeder Ecke. Vergilbt, zerrissen und verlockend: Plakate, auf denen ein furchterregend dreinblickender Cowboyhut-Träger zu sehen ist, gerne mit Dreitagebart und Zigarette im Mundwinkel. „Wanted“ steht darüber – und eine Zahl mit vielen Nullen darunter. Diese soll Kopfgeldjäger animieren, den gesuchten Gesetzesbrecher zu finden und ihn für eine fürstliche Entlohnung „tot oder lebendig“ beim nächsten Sheriff abzuliefern.

    Die Zeiten des Wilden Westens sind glücklicherweise vorüber, doch „Kopfgelder“ werden auch heute noch ausgesetzt. Auch in Deutschland, in Bayern, in der Region. Erst Anfang des Monats schrieb die Polizei in Oberbayern nach dem Doppelmord im Weiler Höfen bei Bad Tölz eine Belohnung in Höhe von 10.000 Euro aus. Für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, die in einem Haus zwei Senioren brutal erschlagen und eine 76-jährige Frau schwer verletzt haben. Die gleiche Summe winkt seit Ende Januar demjenigen, der den Ermittlern bei der Aufklärung eines Mordes in Neu-Ulm hilft. Im November wurde dort auf der Straße ein in Russland und der Szene bekannter Kickboxer erschossen. Im Fall Höfen fahndet die Polizei nach einem tatverdächtigen Polen. Im Fall Neu-Ulm fehlt vom Täter noch immer jede Spur.

    Belohnungen werden als letztes Mittel ausgesetzt

    „Belohnungen auszusetzen, ist in den meisten Fällen das letzte Mittel. Wenn alle anderen Ermittlungsversuche im Sande verlaufen sind, versuchen wir, auf diesem Weg noch an neue Hinweise zu gelangen“, erklärt Ludwig Waldinger, Sprecher des bayerischen Landeskriminalamtes (LKA) – der Behörde, die letztlich entscheidet, ob, wann und in welcher Höhe derartige Belohnungen ausgeschrieben und am Ende auch ausgezahlt werden. Doch wie oft geschieht das? In welchen Fällen ist der Polizei die Aufklärung eines Verbrechens Geld wert? Und wie erfolgreich ist die Ultima Ratio der Ermittler?

    Letzteres könne und dürfe nicht mit nackten Zahlen beantwortet werden, sagt Waldinger: „Wenn eine Belohnung auch nur in einem von 100 Fällen zur Ergreifung eines Täters führt, hat sich die Maßnahme schon gelohnt.“ Ganz so ungleich scheint das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag nicht zu sein, doch allein der tote Kickboxer aus Neu-Ulm zeigt, dass auch Geld kein Allheilmittel ist. Zwar sind nach der Auslobung der Belohnungen noch dutzende Hinweise beim zuständigen Polizeipräsidium eingegangen – der eine Volltreffer, der entscheidende Tipp war aber nicht dabei.

    Trotzdem versuchen es die Ermittler immer wieder, Zeugen oder auch Täter mit finanziellen Anreizen aus ihrem Versteck zu locken. Allein im vergangenen Jahr wurden in 26 Fällen in Bayern Belohnungen in Höhe von insgesamt 92.500 Euro ausgelobt. „Da ging es von Sachbeschädigung bis Mord, die ganze Palette also“, erklärt Kriminalhauptkommissar Waldinger vom LKA. Gleichzeitig wurden 2016 in sechs aufgeklärten Fällen 12.500 Euro ausbezahlt.

    Im Jahr zuvor war es noch mehr als doppelt so viel – vor allem wegen eines spektakulären Falls in Bad Reichenhall. Dort hatte ein ehemaliger Soldat in der Nacht nach dem deutschen Finalsieg bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 einen Rentner mit einem Kampfmesser erstochen und ein 17-jähriges Mädchen schwer verletzt. Die Polizei stellte daraufhin für den entscheidenden Hinweis zur Lösung des Falles 20.000 Euro in Aussicht – und teilte das Geld schließlich im Jahr 2015 unter sieben Zeugen auf, nachdem der Mörder zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt worden war.

    Vor 30 Jahren wurde höchste Belohnung ausgesetzt

    Es war eine außergewöhnlich hohe Belohnung. In der Regel werden bei Sachbeschädigung 1000 Euro und bei Mord 10.000 Euro ausgelobt. Das werde aber von Fall zu Fall neu entschieden. „Manchmal kann eine zu hohe Summe auch einschüchtern oder auch falsche Anreize schaffen“, erklärt LKA-Sprecher Waldinger.

    Die höchste je in Bayern ausgelobte Belohnung, die in den Akten des Landeskriminalamtes zu finden ist, ist übrigens 30 Jahre alt: Eine Million Mark wurde für die Aufklärung des Mordes an dem Luftfahrt-Manager Ernst Zimmermann in München durch die Rote Armee Fraktion (RAF) im Jahr 1985 versprochen. Das Geld liegt auch drei Jahrzehnte später noch zur Abholung bereit. Der Mörder ist noch immer nicht gefunden.

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