Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Donau-Ries: Auf seiner Plattform Doodle verabreden sich Millionen

Donau-Ries

Auf seiner Plattform Doodle verabreden sich Millionen

    • |
    Michael Brecht ist Geschäftsführer der Doodle AG.
    Michael Brecht ist Geschäftsführer der Doodle AG. Foto: Doodle AG

    In sein Heim im beschaulichen Münster im Landkreis Donau-Ries kommt Michael Brecht, um abzuschalten, um Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Denn der Chef der Doodle AG ist viel unterwegs. Er wirbt in London und New York für den Online-Verabredungsdienst, pendelt zwischen dem Büro in Berlin und der Unternehmenszentrale in Zürich.

    Einen Termin mit Brecht zu vereinbaren, ist aber trotzdem ganz einfach: Man schickt ihm eine Anfrage über sein öffentlich zugängliches Doodle-Profil.

    Doodle: Einer erstellt eine Veranstaltung, die Anderen sagen, wann sie Zeit haben

    Einfach, schnell, zeitsparend, diese Attribute machten Doodle (englisch für „Gekritzel“) so erfolgreich, sagt Brecht. Jemand stellt kostenlos eine Veranstaltung ins Netz und gibt mehrere Terminvorschläge an.

    Beliebig viele Teilnehmer können dann mit einem Klick wissen lassen, wann sie Zeit haben und wann nicht. Diese simple Idee hatte der Schweizer Informatiker Michael Näf im Jahr 2007. Er wollte ein Essen mit Freunden organisieren, das Hin und Her aus SMS und Anrufen nervte ihn aber.

    Jeden Monat nutzen 28 Millionen Menschen den Service

    Heute verabreden sich jeden Monat 28 Millionen Menschen weltweit auf diese Weise. Die wenigsten von ihnen wissen aber, dass Doodle ein Schweizer Fabrikat ist. Selbst Michael Brecht erfuhr das erst, als ihm vor zwei Jahren der Posten des Geschäftsführers angeboten wurde. Das Schweizer Medienhaus Tamedia hatte damals gerade das erfolgreiche Start-up übernommen, der Onlinespezialist Brecht sollte es ins Unternehmen integrieren, ohne dass der kreative Gründergeist verloren geht. „Dabei bin ich mit über 50 eigentlich kein typischer Gründer mehr“, sagt er.

    Für Doodle ist Michael Brecht auf der ganzen Welt unterwegs

    Der gebürtige Rheinländer studierte Management in Düsseldorf, gründete unter anderem das nach eigenen Angaben größte deutsche Familienportal urbia.de und sammelte über 20 Jahre lang Erfahrung bei verschiedenen Online-Unternehmen, unter anderem in Großbritannien und Australien. Für Doodle soll er weltweit die Märkte erobern. Wichtige Regionen seien die USA und Südamerika.

    „Im US-Wahlkampf organisieren die Teams Veranstaltungen mit Doodle. Und in Brasilien werden derzeit Veranstaltungen im Vorfeld der Olympischen Spiele, zum Beispiel Schiedsrichterlehrgänge, per Doodle vereinbart“, sagt Brecht. Irgendwann solle die Bekanntheit der Marke Doodle auf einer Stufe mit der von Schweizer Schokolade stehen.

    Das Unternehmen wird von 20 Leuten betrieben

    Kaum vorstellbar, dass hinter all dem ein Kernteam von nur 20 Leuten steht. Die meisten von ihnen sind für Technik und Programmierung zuständig, einige weitere für Verkauf und Marketing. Die Einnahmen kämen zu 80 Prozent aus Werbung, so Brecht. Aus Betreff, Ort und Daten der Veranstaltungen könnten Algorithmen zielgerichtete Anzeigen platzieren, etwa für Flüge, wenn ein Urlaub geplant ist.

    Im Gegensatz zu den Branchenriesen Facebook oder Google sammle Doodle über die Nutzer aber, außer der E-Mail-Adresse des Veranstalters, keinerlei Daten. Ein wichtiger Punkt für auf Datenschutz bedachte deutsche Kunden. Brecht will auch mittelständische Unternehmen anregen, ihre Arbeitsorganisation zu digitalisieren. Dazu hält er am heutigen Mittwoch einen Vortrag auf dem Fachkräftetag der IHK Schwaben in Augsburg.

    Wenn der Vater von vier Kindern dann mit der Familie am Esstisch sitzt, herrscht aber Smartphone-Verbot. Nichts tut der Weinkenner lieber, als sich bei einem gemütlichen Glas zu unterhalten. Bei allen Vorteilen der Geräte müsse man auch noch Mensch bleiben, sagt er. In der jungen Start-up-Szene ist das eine fast schon altmodische Sicht.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden