Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Allgäu: Christian Henze: Ein Fernsehkoch feiert Weihnachten

Allgäu

Christian Henze: Ein Fernsehkoch feiert Weihnachten

    • |
    Früher brachte das Christkind den Baum, jetzt hilft die ganze Familie zusammen: Sohn Noah, Mama Pia, Tochter Alina und Christian Henze (v.l.). In diesem Jahr steht der Christbaum im Wohnzimmer, in den Vorjahren war er in der Eingangshalle.
    Früher brachte das Christkind den Baum, jetzt hilft die ganze Familie zusammen: Sohn Noah, Mama Pia, Tochter Alina und Christian Henze (v.l.). In diesem Jahr steht der Christbaum im Wohnzimmer, in den Vorjahren war er in der Eingangshalle. Foto: Ralf Lienert

    Überraschung! Dieses Jahr ist der Baum perfekt. Er hat die richtige Breite, die richtige Höhe, ist genau richtig gewachsen. Denn normalerweise, sagt Christian Henze, bekommt er immer einen Anschiss für seine Auswahl. Mal kommt er mit einem zu kleinen Christbaum heim, mal mit einem zu dürren, mal mit einem zu krummen. „Dabei habe ich diesmal nur fünf Minuten gebraucht“, sagt Henze. Und lacht. Denn diesmal war das Angebot noch riesengroß... Liegt daran, dass der Allgäuer Fernsehkoch eigentlich ein Last-Minute-Käufer ist, der erst am Heiligen Abend loszieht auf der Jagd nach dem richtigen Weihnachtsbaum. Dann, wenn die wirklich schönen Exemplare längst weg sind.

    Anspruchsvoll in Sachen Christbaum

    Die Familie Henze ist in Sachen Christbaum anspruchsvoll. Im Vorjahr zierte ein vier Meter hohes Gewächs die Eingangshalle. Diesmal durfte der Baum ins Wohnzimmer. Wunderschön geschmückt steht er da schon jetzt, kurz vor dem dritten Advent. Direkt vor der riesigen Kuschelecke, auf der nicht nur Christian und Pia Henze mit ihren Kindern Alina und Noah Platz haben, sondern in der sich fast noch eine halbe Fußballmannschaft mit in die riesigen Kissen fläzen könnte. An der Wand, direkt über den Kuschelkissen, hängt ein raumhohes Foto der Kinder: ein Geburtstagsgeschenk an Mama Pia.

    Weihnachten mit TV-Koch Christian Henze - Koch - Kochen - Kochschule - Weihnachtsbäckerei mit seinem Sohn Noah
    Icon Galerie
    5 Bilder
    Diese Plätzchen sind die einzigen, die Christian Henze bäckt. Die Schokoladen-Halbmonde sind seine Lieblingssorte - nach Mamas Rezept lösen sie Kindheitserinnerungen aus.

    Es ist ein gemütliches, weitläufiges Wohnzimmer, das den Blick durch die Fensterfront freigibt auf ein verschneites Feld am Ortsrand von Probstried im Oberallgäu. Der Badeweiher im Garten, der begrenzt wird von einer Holzterrasse, ist noch nicht ganz zugefroren. Überall im Haus stehen Kerzen, überall ist es weihnachtlich geschmückt. Die Kugeln und Schleifen am Christbaum glitzern golden zwischen den elektrischen Lichtern. Die drei Holzschachteln, in denen früher wertvolle Weinflaschen lagerten und jetzt übern Sommer die Weihnachtskugeln, sind leer.

    Die ganze Familie hilft dem Christkind beim Schmücken

    Fürs Aufstellen des Baumes – das hat Tradition bei den Henzes – ist Vater Christian zuständig, fürs Schmücken Mama Pia. Und seitdem der achtjährige Noah so alt ist, dass er dabei helfen kann, hat die Familie beschlossen, das Christkind bei dieser aufwendigen Arbeit zu unterstützen. Nun helfen eben alle zusammen.

    Weihnachten bei einer Familie, in der sich naturgemäß vieles ums Thema Essen dreht – wie wird das wohl gefeiert? „Ganz traditionell“, sagt Christian Henze, der von sich selber gerne behauptet, „in kulinarischer Mission“ unterwegs zu sein. Ganz klassisch, familiär. Auch zu Zeiten, als er zusammen mit seiner Frau mit dem „Landhaus Henze“ in Probstried noch sein Sternerestaurant führte, als immer Hochsaison war an den Feiertagen, war ihm Weihnachten wichtig. „Uns sind am Heiligen Abend vor Müdigkeit unterm Christbaum fast die Augen zugefallen“, erzählt Christian Henze, „aber gefeiert wurde immer.“

    Es gibt Fondue - und Rösti mit Kaviar

    Mit dem Besuch der Kindermette am Nachmittag, mit Wiener Würstl und Kartoffelsalat zur Bescherung – und seit einigen Jahren mit Fondue am späteren Abend. „Brühe, kein Fett – das riecht nicht so“, sagt Henze. Die sechs Soßen, die es dazu gibt, macht der 45-Jährige am Nachmittag frisch. Ganz einfache Soßen, wie er behauptet: Basierend auf einer Grundsoße, die er dann mit Chili, mit Meerrettich oder anderen Gewürzen abwandelt. Die Mutter des quirligen Fernsehkochs und Food-Trendscouts, der im MDR eine regelmäßige Kochshow hat, ist am Heiligen Abend da, die Schwiegereltern kommen auch. Und – das ist ganz neu und das Lieblingsgericht von Tochter Alina, 17 – später gibt es Kaviar, sagt Henze. „Da freuen wir uns alle darauf, das gönnen wir uns zu Weihnachten.“ Ein Rösti, gewürzt mit Estragon, ein Klacks Crème fraîche darauf und dann zur Krönung ein Löffel Kaviar – mehr braucht es nicht.

    Zurück zu den einfachen, ehrlichen Gerichten

    An den Feiertagen dann steht eine Gans auf dem Tisch. Gans, nicht Ente. „Denn Weihnachten bedeutet Gans“, sagt Henze. Gans ganz einfach: mit Knödeln und Blaukraut. „Wir Deutschen haben doch die knackigste Küche überhaupt“, sagt Christian Henze, darum „will ich die Gans auch so, wie sie zu schmecken hat“. Bodenständig und kräftig gewürzt nur mit Salz und Pfeffer und – um Himmels willen! – ohne grüne Currypaste! Was übrigens ein großer Trend in der deutschen Küche ist: zurück zu einfachen, ehrlichen Gerichten, sagt der Profi. „Wir machen es uns beim Kochen oft viel zu schwer“, sagt er. Denn Genuss zu erfahren ist einfach. Ein Beispiel gefällig? Was gibt es Besseres als ein frisches Ciabatta-Brot mit gutem Frischkäse und einer Scheibe dünnem, rohen Schinken? Genau: wenig. Denn: „Je mehr Zutaten man in ein Gericht mischt, desto größer ist die Gefahr, dass etwas schiefgeht in Sachen Geschmack.“

    Eine Art kochender Hansdampf in allen Gassen

    Weihnachten mit TV-Koch Christian Henze - Koch - Kochen - Kochschule - Weihnachtsbäckerei mit seinem Sohn Noah
    Icon Galerie
    5 Bilder
    Diese Plätzchen sind die einzigen, die Christian Henze bäckt. Die Schokoladen-Halbmonde sind seine Lieblingssorte - nach Mamas Rezept lösen sie Kindheitserinnerungen aus.

    Beste Zutaten also. Regional und saisonal, sagt Henze, der in Füssen geboren ist und 1985 im Hotel „Lisl“ in Hohenschwangau mit einer Kochlehre seine Karriere begann. Er arbeitete unter anderem bei Eckart Witzigmann in München, später als Privatkoch von Gunter Sachs. 1995 eröffnete er das „Landhaus Henze“ in Probstried, 1999 wurde ihm der erste Michelin-Stern verliehen, er landete auf Rang 17 der bundesweit bekanntesten Restaurants. 2009 machte er es zu. „Weil es Zeit war, wieder was anderes zu tun“, sagt er. Seither ist Christian Henze – eine Art kochender Hansdampf in allen Gassen – auf vielen Feldern aktiv: Er schreibt Kochbücher, mehr als 20 sind bereits erschienen, entwickelt und verfeinert die Produkte großer Firmen, erforscht europaweit Trends in Sachen Essen. Und er führt in Kempten eine der größten Kochschulen Deutschlands und daran angeschlossen ein Restaurant.

    Die Schokoladen-Halbmonde gibt’s seit der Kindheit

    Während Christian Henze erzählt, dass er in den vergangenen neun Tagen 13 Mal im Flugzeug saß, knetet er in seiner weißen Landhausküche Plätzchenteig. Sohn Noah sitzt auf der Eckbank, er macht Hausaufgaben. Auch hier steht ein großer Adventskranz – und die Katze schaut aus sicherem Abstand zu. Die Schokoladenplätzchen werden die einzigen sein, die der Kochprofi bäckt. „Man kriegt doch immer so viele Plätzchen geschenkt“, sagt er. Und dass die Schokoladen-Halbmonde nach einem Rezept seiner Mama sofort Kindheitserinnerungen bei ihm auslösen, denn es war schon immer seine Lieblingssorte. Noah lenkt den Küchenmeister ab. Spielen ist angesagt. Bald sind die beiden Männer so sehr vertieft, dass sie das Backblech im Herd vergessen. Das also kann auch einem Sternekoch passieren.

    Heiligabend in Ägypten

    Verschmerzbar. Zumal bei Henzes in diesem Jahr, so viel haben sie mit dem Christkind abgesprochen, die Bescherung schon am 21. Dezember stattfindet. Am Tag darauf fliegt die ganze Familie nach Ägypten in den Urlaub. Sonne, Meer und ein Cuba Libre in der Hängematte, so stellt sich Christian Henze das vor. Dabei wäre der Christbaum dieses Jahr perfekt ...

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden