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Tourismus: Das beste Radwege-Konzept in Bayern

Tourismus

Das beste Radwege-Konzept in Bayern

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    Auf unserer Grafik ist der komplette Radweg „Donautäler“ mit allen seinen Streckenabschnitten, Episoden, Landkreisen und Orten zu sehen.
    Auf unserer Grafik ist der komplette Radweg „Donautäler“ mit allen seinen Streckenabschnitten, Episoden, Landkreisen und Orten zu sehen.

    Die kleine Geschichte muss 15 Jahre alt sein. Damals traf ein Tourist in Bächingen an der Brenz (Kreis Dillingen) auf einen Mann, der in seinem Hof stand. Was man denn in seiner Heimat erleben könne, fragte der Urlauber. Die Antwort: „Nix.“ Seither hat sich vieles getan. Das belegt schon der „Radtourismus-Award Bayern“. Den hat ein touristisches Konzept, das seinen Ursprung in dem kleinen Ort hat, am Freitag bekommen und damit die Konkurrenz aus dem Tölzer Land und dem Bayerischen Wald geschlagen. Den Preis hat der Fahrradclub ADFC zum ersten Mal verliehen. Gewinner ist der Verein Donautal-Aktiv mit Sitz in Bächingen. Er bekommt das „Goldene Pedal 2018“ für das „Beste Radtourismus-Gesamtkonzept 2018“. Und das reicht im Donautal von Neu-Ulm bis Donauwörth.

    In den vergangenen 15 Jahren hat der Regionalentwicklungsverein über die beiden Landkreise Günzburg und Dillingen hinweg unter anderem ein Radwegenetz aufgebaut. Inzwischen gibt es unter anderem eine Quiz- und eine Lauschtour sowie einen 55 Kilometer langen Rad- und Wanderweg entlang der Brenz vom Ursprung in Königsbronn bei Heidenheim bis zur Mündung in die Donau. Er führt direkt an Bächingen vorbei. Dort wurden nicht nur Projekte im Bereich Naturschutz oder Tourismus initiiert, sondern vor allem auch die nötigen Fördermittel beschafft.

    Wie schön die Gegend ist, erfahren zudem jedes Jahr Tausende von Menschen beim „Donautal Radelspaß“. Stets verläuft die Route anders, gibt es andere Partner. Straßen werden für diesen Tag gesperrt, Vereine für Verpflegung, Unterhaltung und Straßensicherung mobilisiert und eine Gemeinde wird zum zentralen Veranstaltungsort. Inzwischen führte die Tour in fast jeden Winkel der Region. Der Radelspaß trage auch zum „Wir-Gefühl“ der Menschen vor Ort bei, erklärt Donautal-Aktiv-Geschäftsführer Lothar Kempfle.

    Weit über die Region hinaus soll ein Leuchtturm-Projekt wirken: der „Donautäler“, ein zertifizierter Vier-Sterne-Premiumradweg. Bis zu vier Tage lang können Touristen auf dieser Strecke verbringen und etwa die Besonderheiten des Auwalds an der Donau kennenlernen. Unter anderem sind die Bahnhöfe in Ulm, Günzburg oder Donauwörth an den „Donautäler“ angeschlossen. Ein Tipp: Von Günzburg aus über Ichenhausen zum dortigen Flussfreibad. „Es ist total schön, in der Günz zu schwimmen“, schwärmt Kempfle. Die Tour dazu heißt „Wasserspiele“. „Wildfang“ dagegen führt im Landkreis Dillingen von Wertingen über Gremheim und den Liezheimer Forst nach Bergheim. Nach einer besinnlichen Auszeit im Kloster Maria Medingen biete sich eine Einkehr im Oberbechinger Biergarten an. Das Radwegenetz ist so dicht, dass es für die Rückfahrt genügend Alternativen gibt.

    Verfahren oder verlaufen könne man sich kaum, behauptet Kempfle. Das liege schon daran, dass Wegewart Joachim Lutz täglich kontrolliere, ob irgendwo ein Schild beschädigt wurde oder fehlt. Das Problem ist laut Kempfle nur: Das alles weiß kaum einer. „Dabei haben wir eine super strategische Lage: Nach Stuttgart oder Nürnberg sind es nur jeweils 100 Kilometer.“ Deswegen hofft der Geschäftsführer, dass das „Goldene Pedal“ der Region jetzt mehr Aufmerksamkeit verschafft. Es war der erste Preis überhaupt, um den sich der Verein beworben hatte.

    Was die Jury überzeugte, ist zum einen, dass zwei Landkreise und die angrenzenden Regionen wie Ulm oder Heidenheim gemeinsam anpacken – und wie nachhaltig das funktioniert. Sowohl bei der Präsentation des Radwege-Konzepts als auch bei der Preisverleihung am Freitag waren neben den Bächingern auch Vertreter der Regionalmarketing Günzburg GbR dabei. Doch zum Netzwerk gehören laut Kempfle weit mehr: Ehrenamtliche, Bauhofmitarbeiter, Sponsoren, Tourismusvereine, Gastronomen und Politiker entlang der Donau.

    Deswegen hätte das „Goldene Pedal“ mehr Menschen gewonnen als die zehn Mitarbeiter in Bächingen, sagt Kempfle. Und dass sie alle stolz sein könnten auf das beste radtouristische Konzept Bayerns. Den Punkt, an dem ein Anwohner einem Touristen sagt, hier wär „nix“, den „haben wir gut überschritten“, sagt Kempfle. Der Preis gibt ihm recht.

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