Nicht nur bei Menschen aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt, ist ein Urlaub in Bayern beliebt. Doch das tourismusstärkste Land der Republik hat ein Problem.
Trotz 30 Millionen Übernachtungen im Freistaat pro Jahr ist der Tourismusverband München-Oberbayern pleite. Der Grund dafür ist im Verband selbst zu suchen. Jahrelang rechnete dieser Fördergelder der Europäischen Union falsch ab.
Nach Auffliegen des Schwindels kein Geld mehr erhalten
An ihrem letzten Arbeitstag packte eine ehemalige Mitarbeiterin des Verbands aus. Sie berichtete, dass Rechnungen für Leistungen eingereicht wurden, die noch gar nicht stattgefunden hatten. Außerdem seien Personalkosten falsch abgerechnet worden. Der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil zog prompt die Konsequenzen.
Seither gibt es kein Geld mehr für die Tourismusvereinigung. Oberbayerns Ferienregionen schlossen sich zusammen und spendeten eine Viertelmillion Euro an den maroden Verband, aber selbst das konnte die drohende Pleite nicht abwenden.
Insolvenz und offene Forderungen der EU
Montag kommende Woche soll nun das Insolvenzverfahren eröffnet werden. Der zahlungsunfähige Verband verfügt zwar über keinerlei Immobilien, zudem sind sogar die Computer in der Geschäftsstelle am Stadtrat von München nur gemietet. Doch Krisenmanager und Rechtsanwalt Axel Bierbach berichtet, von der Viertelmillion sei noch genug übrig, um die Insolvenz ordentlich abwickeln zu können.
Doch der Verband hat noch ein ganz anderes Problem: Die EU fordert die bereits gezahlten Gelder zurück. Dabei soll es sich um eine Summe um die 200 000 Euro handeln. Ob dafür die Gelder noch ausreichend sind, ist noch unklar.
Verband wird weiterbestehen - in anderer Form und mit anderem Name
Ganz von der Bildfläche verschwinden wird die Organisation aber nicht. Es laufen bereits Planungen für eine Neugründung. Die Nachfolge aber zwar kleiner sein und sich hauptsächlich auf Kernaufgaben wie das Marketing der Ferienregion beschränken. "
Die Dinge schreiten gut voran", berichtet Münchens ehemalige Tourismus-Chefin Gabriele Weishäupl, die an der Neugründung beteiligt ist. Der Neuverband soll kommendes Frühjahr an den Start gehen.
Keine persönliche Bereicherung
Die Staatsanwaltschaft München befindet sich derweilen in schwierigen und langwierigen Ermittlungen. Im Mittelpunkt steht dabei wegen Subventionsbetrug die Ex-Geschäftsführerin - eine in der Branche geschätzte Touristikerin.
Wie Thomas Steinkraus-Koch von der Ermittlungsbehörde vermutet, werden die Ermittlungen noch länger andauern. Nur eines steht seiner Erkenntnis nach schon jetzt fest: "Eine persönliche Bereicherung hat es nicht gegeben."