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Allgäu: Der Traum vom Geld endet mit 23 Millionen Euro Schaden

Allgäu

Der Traum vom Geld endet mit 23 Millionen Euro Schaden

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    Umfangreiche Ermittlungen belegen: Ein Schneeball-System brachte Tausende Menschen um ihr Geld. Der Schaden beträgt 23 Millionen Euro.
    Umfangreiche Ermittlungen belegen: Ein Schneeball-System brachte Tausende Menschen um ihr Geld. Der Schaden beträgt 23 Millionen Euro. Foto: Archivfoto: Matthias Becker

    Niemand hebt ab. Wer die Nummer von „Marketing Terminal“ wählt, hört nur das Besetzt-Zeichen: außer Betrieb. Es handelt sich um den Anschluss der Firma, die hinter einem der größten Betrugsfälle des Allgäus stecken soll. Auf 23 Millionen Euro summiert die Polizei inzwischen den strafrechtlichen Schaden, betroffen sind mehrere tausend geprellte Anleger in Deutschland und ganz Europa. Seit einem halben Jahr laufen in Kempten die Ermittlungen, zehntausende Kontobewegungen werden noch immer ausgewertet – ein Ende? Nicht in Sicht.

    Betrügerfirma im Allgäu verursacht Millionenschaden

    Weitnau im Oberallgäu. 5126 Einwohner, Touristenidyll. Von dort aus soll der Drahtzieher sein Schneeballsystem gelenkt haben. Der 46-Jährige sitzt seit Oktober in Untersuchungshaft, er war zunächst ins Ausland geflüchtet, dann aber verhaftet worden. Die Geschäftsführerin (23) und der Prokurist (44) von „Marketing Terminal“ sollen ebenfalls in die Sache verstrickt sein. Sie sind jedoch auf freiem Fuß.

    Wie wurden die Opfer geködert? Wer das verstehen will, muss auf der Internetseite der Firma nachsehen, sie ist noch immer online. „Wir blicken auf eine langjährige Erfahrung im Bereich Marketing und Werbung zurück... Daher haben wir eine Innovation auf den Markt gebracht“, heißt es da. Wer „Geschäftspartner“ werde, könne an jedem Klick auf Internetwerbung Geld verdienen. Als Geschäftssitz gibt die Internetseite eine noble Adresse an, die Münchener Maximilianstraße.

    Anleger investieren Millionen in Betrügerfirma

    Doch dort war „Marketing Terminal“ in Wahrheit nie beheimatet, sagen die Ermittler, die Adresse gehörte zur Fassade. Und die war offensichtlich so gut gemacht, dass einige Anleger bis zu 250000 Euro in das „Geschäftsmodell“ der Firma investierten. Ein Mann gab für den Traum vom großen Geld sogar seinen Job auf.

    Anfangs floss noch Geld zurück. Nicht allerdings aus Gewinnen, sondern weitergereicht von nachfolgenden Anlegern. 2013 schließlich zeigte die Fassade Risse, das Geld floss nur noch spärlich an die Investoren der ersten Stunde zurück. 2014 schließlich brach das System zusammen. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf. Die Augsburger Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität ließ im Oktober sechs Gebäude im Oberallgäu, in Kempten und München durchsuchen. Dabei wurde auch eine Datenbank sichergestellt.

    "Marketing Terminal": Betrug mit Schneeball-System

    Allein schon die hohe Zahl an Betrugsopfern hat die Ermittler vor Herausforderungen gestellt. Wer weniger als 4000 Euro verloren hat, wurde nicht eigens angehört, es reichten die firmeneigenen Aufzeichnungen. 1200 Geschädigte hat die Polizei angeschrieben, 800 „Anhörungsbögen“ kamen ausgefüllt zurück. Mittlerweile stapeln sich die Ermittlungsakten in 34 Ordnern. Kommt es zum Prozess, wird dieser wohl vor dem Landgericht Kempten stattfinden. Parallel zu den Ermittlungen hat das Amtsgericht vor einigen Monaten einen vorläufigen Insolvenzverwalter eingesetzt. Dieser soll prüfen, ob überhaupt genügend Geld da ist für ein Insolvenzfahren bei „Marketing Terminal“.

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