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Niederbayern: Der Wolf ist zurück in Bayern

Niederbayern

Der Wolf ist zurück in Bayern

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    Der Wolf ist zurück in Bayern. Am Sonntag wurde ein einzelner Wolf im Landkreis Rottal-Inn gesichtet.
    Der Wolf ist zurück in Bayern. Am Sonntag wurde ein einzelner Wolf im Landkreis Rottal-Inn gesichtet. Foto: Ingo Wagner (dpa)

    Ein Wolf streift wieder durch bayerische Wälder. Jetzt in Niederbayern. Am Sonntag wurde das scheue Raubtier im Landkreis Rottal-Inn gesehen und fotografiert. Nur wenige 100 Meter von einem Wohnhaus in Unterdietfurt entfernt hatte es auf einem Feld verharrt und war dann weitergezogen.

    Bereits im vergangenen Jahr waren in Südbayern immer wieder Wölfe aufgetaucht. Wie etwa im Oberland, zwischen Brannenburg und Oberaudorf, wo eine gerissene Hirschkuh gefunden wird. Oder bei Dorfen im Landkreis Erding, wo drei Frauen einen Wolf auf einem Feldweg entdecken. Und dann Anfang Dezember im Oberallgäu – eine Kamera fängt das Tier ein, bevor es in der Dunkelheit verschwindet.

    Wölfe auf der Durchreise in Bayern

    Für den Bayerischen Jagdverband (BJV) kommt das alles nicht überraschend. „Bayern ist potenzielles Wolf-Zuwanderungsland“, sagt Eric Imm, Naturschutzbeauftragter des BJV. In Bundesländern wie Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen gibt es bereits nachweislich Wolfsrudel, ihre Zahl wird auf rund 30 geschätzt.

    In der Paarungszeit, so Imm, müssten die Jungwölfe die Rudel verlassen. Auf der Suche nach einem Revier legen sie oft hunderte Kilometer zurück. „Ihr Weg führt sie auch nach Bayern. Sie können auf der Durchreise überall auftauchen“, sagt Imm. Er rät zur Vorsicht. „Wölfe sind keine Bestien, aber auch keine Kuscheltiere.“ Normalerweise würden sie keine Aggression gegenüber Menschen zeigen, sie seien scheu und flüchten. Und dennoch bleibe ein Restrisiko. Imms Empfehlung lautet deshalb: Distanz halten, langsam den Rückzug antreten und Hunde an die Leine nehmen. „Auf sie reagieren Wölfe mit besonderer Neugier und sehen in ihnen Revierkonkurrenten, die angegriffen werden.“

    Rückkehr des Wolfs hat Konsequenzen für Landwirtschaft

    Der Präsident des Bayerischen Jagdverbandes, Jürgen Vocke, appelliert, sich „mit der Begrüßung des Wolfes in unseren dicht besiedelten Gebieten zurückzuhalten“.

    Die Politik müsse sich im Klaren sein, welche Konsequenzen mit der Rückkehr des Tieres verbunden sind. So müssten etwa Wildgatter wolfsicher gebaut werden. Vocke: „Angesichts der Entwicklung sehen wir dringenden Handlungsbedarf im Hinblick auf die Auswirkungen auf landwirtschaftliche Tierhaltung, aber auch auf das Rotwildmanagement.“ Den Jägern selbst sind die Hände gebunden. Der Wolf ist in Europa streng geschützt. Er darf nicht abgeschossen werden und sogar Umsiedeln oder Vergrämen ist in der Regel nicht erlaubt.

    Bauern sind in Alarmbereitschaft

    Aufgeschreckt sind inzwischen die Bauern. „Bei einer Wolfsmeldung sind wir sofort in Alarmbereitschaft“, sagt der Vorsitzende der Schafhaltervereinigung Rosenheim, Roland Kirr. Mitte April bringt er seine Herden auf die Weiden und schützt sie mit einem Elektrozaun. „Aber der Wolf ist ein schlaues Tier. Er kriecht entweder unten durch oder springt darüber“, sagt Kirr. Von Ansiedlungsanreizen für „Meister Isegrim“ hält er nichts. „Wir können ganz gut ohne den Wolf, müssen uns aber mit ihm arrangieren, wenn er kommt.“

    Seit dem Frühjahr 2014 gibt es in Bayern einen Wolfsmanagement-Plan, der Schutzmaßnahmen für Schafe und Entschädigungen für Landwirte regeln soll. Viele Bergbauern sind aber der Meinung, dass der Wolf nicht nach Bayern gehört. Naturschützer gehen ohnehin nicht von einer dauerhaften Ansiedlung des Tieres im Freistaat aus. „Die Lobby gegen den Wolf ist groß, es gibt keine Akzeptanz“, sagt die Artenschutzbeauftragte vom Bund Naturschutz, Christine Margraf. Dabei sei Bayern grundsätzlich „Wolferwartungsland“. (mit dpa)

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