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Kempten: Die 100-Jährige, die Faschings-Prinzessin wurde

Kempten

Die 100-Jährige, die Faschings-Prinzessin wurde

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    Charlotte Geppert (mit Diadem im Haar) ist vermutlich Deutschlands älteste Faschingsprinzessin. Die 100-Jährige hat sich fest vorgenommen, die bevorstehenden Strapazen zu meistern. „Ich habe noch viel Kraft“, sagt sie.
    Charlotte Geppert (mit Diadem im Haar) ist vermutlich Deutschlands älteste Faschingsprinzessin. Die 100-Jährige hat sich fest vorgenommen, die bevorstehenden Strapazen zu meistern. „Ich habe noch viel Kraft“, sagt sie. Foto: Matthias Becker

    Wenn sie auf ihrem Thron aus Brokat sitzt, das silberne Krönchen dezent in den grauen Haaren, den schwarzen Rock sittsam um die Beine geschlungen, hat das wahrlich etwas Königliches. „Fast wie Queen Mum“, hört man es denn auch ehrfürchtig im Narrenkreis flüstern. Würdevoll hält Charlotte I. das närrische Zepter in der Hand, lächelt huldvoll und fühlt sich rundum wohl.

    Charlotte Geppert ist 100 Jahre alt und hat gerade eine königliche Karriere begonnen. Beim Faschingsverein Kempten wird die Seniorin zur Faschingsprinzessin gekürt und ist nach Angaben des Vereins die wohl älteste Prinzessin einer Narrenvereinigung in Deutschland. Neben ihr regiert Sohn Bruno – mit 71 auch nicht mehr der jüngste unter den Prinzen.

    "Ich fühle mich nicht alt"

    „Ich fühle mich nicht alt, ich habe noch viel Kraft.“ Charlotte (Lotte) Geppert, in Kempten als langjährige Inhaberin des traditionsreichen Pelzgeschäfts Geppert bekannt, nippt an ihrem Rotwein und lehnt sich lächelnd zurück. Die Rolle der „Queen“ unter den Narren gefällt ihr. Bei Faschingsbällen tanzen, bei Umzügen aus dem Cabrio Bonbons werfen, mit dem Zepter in der Hand repräsentieren – das sei ja keine große Anstrengung, sagt sie – und fühlt sich bei der Inthronisation zu später Stunde „noch kein bisschen müde“.

    Warum sie in ihrem hohen Alter so etwas macht? Charlotte Geppert schmunzelt: „Weil ich halt nicht Nein sagen kann.“ Das war, als Faschingsvereinspräsident Richard Brunner sie fragte, ob sie nicht seine Prinzessin werden wolle.

    Aber warum eine Seniorin? Mangels Interesse Jüngerer? „Nein“, lacht Brunner. 100 sei eine magische Zahl, Kempten die älteste Stadt Deutschlands, warum dann nicht einmal die älteste Faschingsprinzessin Deutschlands küren? Außerdem habe er seiner Freundin Lotte versprochen: „Wenn du 100 wirst, darfst du Faschingsprinzessin werden.“

    Und Charlotte Geppert wurde 100. Am 1. Juli dieses Jahres. Ein Alter, das sie mit ihrem Hobby, dem Malen, ihrer täglichen Gymnastik, dem Treffen mit Freunden im Café, einfach der Lust am Leben erreicht habe.

    Das Glück der Hundertjährigen

    Vom Glück der Hundertjährigen spricht sie heute, weil sie dankbar sei, noch so gut beinander zu sein. Nur Faschingsprinzessin – das war nie ihr Traum. Aber ein Faschingsmuffel sei sie nicht. Mit ihrem Mann tanzte die Geschäftsfrau auf vielen Bällen. Jetzt darf Sohn Bruno mit ihr übers Parkett schweben. Am liebsten im Walzertakt.

    Werden die beiden betagten königlichen Hoheiten die Strapazen der Narrenzeit aushalten? „Ja, klar“, sagt Charlotte I. Fünf bis zehn Veranstaltungen in der kurzen Saison, dazu Umzüge mit dem Auto – das stehe sie durch. Zur Not stehen der „Queen“ ihre Hofdamen bei. Sie helfen beim Schminken und Anziehen der königlichen Gewänder.

    Hat Charlotte I. nicht Sorge, belächelt zu werden? „Das ist mir egal“, sagt sie, „ich weiß, wer ich bin.“ Sohn Bruno nickt dazu ebenso wie Präsident Brunner: „Die Senioren gehören zu uns,“ sagt er und findet es schön, dass die Gepperts so etwas machen.

    Das sei schon ungewöhnlich, heißt es beim Regionalverband Bayerisch-Schwäbischer Fastnachtsvereine. In der Organisation mit 144 Vereinen und 22500 Mitgliedern in Schwaben sei ein so betagtes Prinzenpaar nicht bekannt, sagt Verbandsmitglied Eugen Müller. Auch im Bund Deutscher Karnval, dem Müller angehörte, kenne er das nicht. Jugend vor gelte nämlich bei Prinzenpaaren, eine Altersbegrenzung gebe es aber nicht. Weder nach unten bei den Jungen, noch nach oben bei den älteren – siehe Kempten.

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