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Interview: „Die CubaBoarischen“: Salsa in Lederhosen als Erfolgsrezept

Interview

„Die CubaBoarischen“: Salsa in Lederhosen als Erfolgsrezept

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    Die karibisch-bayerische Band "Die CubaBoarischen". Unser Interviewpartner Leo Meixner sitzt im Vordergrund.
    Die karibisch-bayerische Band "Die CubaBoarischen". Unser Interviewpartner Leo Meixner sitzt im Vordergrund. Foto: Band

    Ihr kommt aus Irschenberg, den Ort kennt ja praktisch jeder Autofahrer.

    Leo Meixner: Irschenberg kennt wirklich fast jeder Autofahrer wegen der häufigen Staus am selbigen Berg. Wir kommen aber nicht direkt aus dem Ort, sondern leben in der Nähe. Das Dorf heißt Vagen und ist nicht ganz so bekannt. Dort ist es aber auch sehr schön.

    Apropos schön. Ihr habt die neue CD „Servus Cuba!“ auf einem Chiemsee-Dampfer vorgestellt. Das bayerische Meer als Karibische See?

    Meixner: Könnte man so interpretieren. Wir haben diesmal jedenfalls das große Schiff auf dem Chiemsee gebucht. Das Wetter war super. Wir werden dem Herrgott dafür auch noch eine Kerze stiften. Es waren viele Freunde, Unterstützer und Fans dabei. Ja, das war ein karibisch-boarisches Erlebnis.

    Eure Mischung aus bayerischem und kubanischem Liedgut dürfte einmalig sein. Wie ist es zu dieser seltenen Kombination gekommen?

    Meixner: Man könnte annehmen, dahinter steckt eine Absicht. Aber es war purer Zufall. Vor 16 Jahren machten der Hubert, der Andi und der Michael, die Gründerväter der Band, Urlaub auf Kuba. Sie hatten sich die Ausreisegenehmigungen ihrer Ehefrauen geholt und hatten keine Ahnung davon, was sie erwartet. Aber sie waren von der Insel sofort fasziniert, starteten mit Kubanern an der Hotelbar schnell eine Jamsession und spielten dort auch bairische Stücke. So ging das bis fünf Uhr morgens. Drei bis vier kubanische Lieder brachten sie mit nach Hause. Die Band hieß damals noch die ,Dorfmusikanten‘, und wir bauten die musikalischen Urlaubsmitbringsel am Ende ins Programm ein. Beim Publikum kam das sehr gut an, nur wir fragten uns: Wie schaut denn das aus – in Lederhosen Salsa zu spielen?

    Aber ihr habt das durchgezogen.

    Meixner: Ja. Lederhosen und Salsa, das passt. Beim Proben haben wir dann einfach mal versucht, die Musikstile zu mischen, und siehe da: Auch das passte zusammen.

    Was haben Bayern und Kuba gemeinsam. Eine Art Einparteiensystem?

    Meixner: Stimmt. An beiden Orten ist seit Jahrzehnten die gleiche Partei an der Regierung!

    Sie müssen sich auskennen. Wenn man die Lebensfreude der Menschen in Bayern und Kuba vergleicht. Gibt es da Unterschiede?

    Meixner: Die Unterschiede resultieren aus der Lebensart. Wir in Bayern verkörpern auch das Motto „Leben und leben lassen“ und schätzen die Gemütlichkeit. Aber die Kubaner zelebrieren die Entschleunigung noch viel mehr. Diese Gelassenheit im Alltag ist wunderbar. Darum bin ich so gerne auf Kuba. Das ist ansteckend. Immer wenn ich aus Kuba zurückkomme, frage ich mich: Worüber regen wir uns hier eigentlich auf? Die Kubaner leben einem vor, wie man das Leben genießen kann. Feiern, musizieren und tanzen sind da zentrale Punkte im Leben. Da könnten wir uns eine Scheibe abschneiden.

    Das heißt: Wo ist es zünftiger? In Havanna oder in Vagen?

    Meixner: Das kommt darauf an. Es gibt ja in Havanna auch Tage, an denen die Stimmung kippt, vor allem, wenn es regnet. Ansonsten muss man sich in Kuba einfach wohlfühlen. Vor allem als Musiker wirst du in Kuba mit offenen Armen empfangen. Die lieben unsere bayerischen Stücke.

    Ihr tretet da in Lederhosen auf?

    Meixner: Ja, wir sind hauptsächlich in Tracht unterwegs.

    Hat Fidel Castro schon eingeladen?

    Meixner: Nein. Aber ich bin mir hundertprozentig sicher, dass er uns kennt. Unser Name ist auch in Kuba schon ein Begriff. Außerdem haben wir Castros Enkel Fidelito mal in Deutschland getroffen. Aber Castro selbst noch nicht. Dafür haben wir aber Omara Portuondo, die große Legende aus dem Film „Buena Vista Social Club“, besucht.

    Was haltet ihr CubaBoarischen von Fidel Castro. Ist der für euch eher ein Held oder ein Diktator?

    Meixner: Jetzt ist ja sein Bruder Raúl am Ruder, der etwas lockerer drauf ist. Castro ist für mich Fluch und Segen zugleich. Einerseits zolle ich ihm hohen Respekt, wie es ihm gelungen ist, auch ohne die Amerikaner klarzukommen. Das ist stark. Andererseits hat der Sozialismus in Kuba auch viele Schattenseiten.

    Es gibt Leute, die schwärmen von kubanischen Zigarren, andere von karibischen Sonnenuntergängen und Frauen. Was ist für euch das Faszinosum Kuba?

    Meixner: Da gibt es so viel. Aber das langsame, lässige Leben find ich am besten. Zigarre rauchen auf Kuba und ein Mojito. Das ist wie Meditation. Ich rauche das ganze Jahr nicht, aber auf Kuba rauche ich jeden Tag zwei Zigarren!

    Kuba ist gerade sehr von Touristen überlaufen, deswegen habt ihr eine Fan-Reise abgeblasen. Droht das Ende der Liebe zur Insel?

    Meixner: Früher kamen von den USA aus täglich zwei bis drei Maschinen, heute sind es 170. Die Tourismuszahlen haben sich mehr als verdoppelt. Die sind in Havanna gerade total überfordert. Selbst im schlechtesten Hotel bekamen wir beim letzten Mal kaum Zimmer. Trotzdem mögen wir Kuba immer noch.

    Habt ihr Angst, dass der etwas morbide, aber herzliche Charme, der Kuba ausmacht, im Kommerz versinken wird?

    Meixner: Ja, irgendwie unterschwellig schon. Viele fliegen da jetzt hin, weil sie das Original-Kuba noch erleben wollen, bevor es von den Amerikanern geentert wird. Mich würde es freuen, wenn es gelingen würde, Konzerne wie beispielsweise McDonald’s von der Insel fernzuhalten. Aber das wird sicher nicht einfach.

    Ihr vollzieht gerade so eine Art Generationswechsel in der Band. Du übernimmst jetzt als Junger immer mehr das Ruder. Gibt es künftig die CubaBoarischen auch mit Rap oder Hip-Hop?

    Meixner: Man wird sicherlich hören, wenn das eine oder andere Stück von mir ist. Das wird jünger klingen. Aber wir wollen weiter alle bedienen. Das frische Junge und die traditionellen Stücke. Ich glaube aber, dass es kein Hip-Hop werden wird.

    Warst du schon immer musikalisch so drauf wie heute?

    Meixner: Nein. Als 15-Jähriger entschied ich mich für die Ziehharmonika. Bis dahin lief bei mir Heavy Metal rauf und runter. Später Oberkrainer-Musik. Logisch, dass da am Ende unsere Mischung rauskommt. Oder?

    Interview: Josef Karg

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