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Region Augsburg: Die Wildkatze ist wieder da

Region Augsburg

Die Wildkatze ist wieder da

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    Sensationsfund im Naturpark Augsburg Westliche Wälder: An einem mit Baldrian präparierten Lockstock wurde ein Haar gefunden, das von einer Wildkatze stammt. Das bestätigte ein genetische Analyse.
    Sensationsfund im Naturpark Augsburg Westliche Wälder: An einem mit Baldrian präparierten Lockstock wurde ein Haar gefunden, das von einer Wildkatze stammt. Das bestätigte ein genetische Analyse. Foto: Thomas Stephan (Archivfoto)

    Die mit Baldrian besprühten Dachlatten wirken Wunder. Die Wildkatze wird durch den Geruch von weit her angelockt, reibt sich daran und hinterlässt Haare an der rauen Oberfläche. Mit diesem Trick verschaffte sich der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) einen ersten Überblick über den Bestand der scheuen Tiere. Das Projekt „Wildkatzensprung“ wird im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz gefördert.

    Die Stadt Augsburg, einer der größten kommunalen Waldbesitzer in Deutschland, beteiligte sich am „Wildkatzensprung“. Ohne große Erwartungen zu hegen, sagt Umwelt- und Forstreferent Rainer Schaal. Denn südlich der Donau waren in Bayern keine Wildkatzen in freier Wildbahn bekannt. Trotzdem machte man mit. Seine Förster verteilten vier Lockstöcke unter anderem im Revier Mittelneufnach. Rund 40 Kilometer südwestlich von Augsburg. Das Revier liegt mitten im Naturpark „Augsburg Westliche Wälder“.

    Dass Wildkatzen wieder da sind, ist eine "Sensation"

    Und siehe da: An einer Stelle, wo die Förster nie und nimmer damit gerechnet hätten, fanden sie ein Haar. Bei einer genetischen Analyse, die vom Bayerischen Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht in Teisendorf (Kreis Berchtesgadener Land) vorgenommen wurde, stellte sich heraus: Das Haar von Lockstab Nr. 23 stammt zu 100 Prozent von einer Wildkatze, berichtet Schaal. „Es ist ein Sensationsfund.“ Es müsse ein altes Wildkatzenvorkommen sein, vermutet er. Und dass das Tier nicht von einem der Auswilderungsprojekte im Steigerwald stammen kann. Die Entfernung wäre zu groß.

    Die Zoologin Ulrike Geise, die das Projekt für den Bund Naturschutz (BN) koordiniert, geht von zugewanderten Jungtieren aus, die sich ein neues Revier aufbauen. Die Wahrscheinlichkeit sei groß, dass sich in der Gegend mehr Wildkatzen tummeln. Hinweise gibt es auch auf der Linie Aalen-Eichstätt. Die Inventur hat gezeigt, dass die Wildkatze wieder auf dem Vormarsch ist und sich ihre alten Lebensräume allmählich zurückerobert.

    Nach Weihnachten wird die Suche nach Wildkatzen ausgeweitet

    „Es ist eine spannende Frage, wie weit sie sich ausbreitet“, sagt Kai Frobel, Artenschutzreferent des BN. Nach Weihnachten sollen deshalb noch mehr Lockstöcke in den Wäldern verteilt werden. Dazu braucht Geise ehrenamtliche Helfer, die die Dachlatten kontrollieren und regelmäßig mit Baldrian besprühen. Unterstützung kommt jedenfalls vom Waldunternehmen Bayerische Staatsforsten. Der Betrieb Zusmarshausen werde sich wieder an der Suche beteiligen, sagt Leiter Hubert Droste.

    Wildkatzen brauchen störungsarme, unzerschnittene Waldlebensräume, sagt Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz. Die Tiere müssen sie über Korridore erreichen können. Der Naturpark ist ein riesiges zusammenhängendes Waldgebiet. Die Stelle, wo das Katzenhaar gefunden wurde, ist weit weg von der nächsten Siedlung. Der Nachweis unterstreicht laut Forstreferent Schaal die Bedeutung qualitativ hochwertig bewirtschafteter Wälder als Lebensraum für große Säugetiere.

    Schaugehege und ein Themenwanderweg

    Der sensationelle Wildkatzenfund spornt Schaal an. Die Zahl der Lockstöcke soll deshalb erhöht werden. Ihm gehen zudem einige Ideen durch den Kopf, wie die Erholung- suchenden Bürger mit dem selten gewordenen Tier vertraut gemacht werden könnten. Im Rahmen einer forstlichen Fortbildung besuchte er mit seinen Mitarbeitern den Nationalpark Hainich nördlich von Eisenach (Thüringen). Dort sind 30 bis 40 Tiere nachgewiesen. Das Gebiet ist riesengroß, sodass der Besucher die nachtaktiven Tiere nicht zu Gesicht bekommt. Deshalb gibt es dort Schaugehege und einen Themenwanderweg. So etwas könnte sich Schaal auch im Naturpark „Augsburg Westliche Wälder“ vorstellen.

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