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Politik: „Dirndl und Digitalisierung“

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„Dirndl und Digitalisierung“

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    Dorothee Bär
    Dorothee Bär

    Ist die Zukunft der Digitalisierung jung, weiblich und stammt bevorzugt aus Unterfranken? Diesen Eindruck kann man fast haben, wenn man die erste Pressekonferenz der neuen bayerischen Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) besucht. Die 33-Jährige aus Aschaffenburg hat sich für diesen Auftritt nämlich eine weitere junge Frau aus Unterfranken an ihre Seite geholt: Dorothee Bär – in Berlin als CSU-Staatsministerin für Digitalisierung zuständig.

    Frauen aus Unterfranken seien eben immer aufgeschlossen für Neues, findet Bär – und deshalb bestens geeignet für echte Zukunftsjobs. Eine Aufbruch-Mentalität, die in Gerlachs Fall derzeit wohl noch nötiger ist als bei der Bundespolitikerin Bär: Schließlich ist die politische Senkrechtstarterin nicht nur neu in der Bayerischen Staatsregierung. Sie muss gleich auch noch ein nagelneues Ministerium aufbauen.

    Räumlichkeiten für das neue Digitalministerium sind inzwischen immerhin gefunden – in einem schlichten Bürogebäude direkt gegenüber der Siemens-Zentrale in der Münchner Innenstadt. Drinnen sieht es eher nach Start-up-Unternehmen aus als nach Staatsverwaltung: Unausgepackte Kartons, noch längst nicht alle Büros sind besetzt – und auch die digitalen Türöffner funktionieren noch nicht zuverlässig. Dafür hat Gerlach aber schon ein sehr motiviertes Team und jede Menge Zukunftspläne.

    So kommt es wohl auch nicht von ungefähr, dass die junge Ministerin gleich den ersten großen Medienaufschlag ihres neuen Hauses mit der griffigen Überschrift „Digitale Frauenpower nutzen!“ überschreibt. Denn in der Tat gibt es in den digitalen Zukunftsbranchen in Deutschland einen eklatanten Frauenmangel: Nur 20 Prozent der Informatikstudenten sind weiblich. Bei den Azubis für Fachinformatik liegt der Frauenanteil gar nur bei sieben Prozent. Gleichzeitig sucht die IT-Branche händeringend nach qualifiziertem Nachwuchs: „Nur mit Frauen kann Bayern seine digitalen Potenziale voll ausschöpfen“, findet Gerlach deshalb.

    Ein ressortübergreifendes Förderprogramm soll deshalb nun helfen, mehr Frauen in Bayern in Digitalberufe zu bringen: Ob Schule, Hochschule, Ausbildung und Unternehmensgründung – die Staatsregierung will künftig Mädchen und Frauen gezielt für Hightech-Berufe ansprechen. Besondere Hoffnung setzt Gerlach zudem auf ein „Talentprogramm“, mit dem jährlich 50 junge Frauen mithilfe von Mentoren, Experten und Netzwerken auf die digitale Erfolgsspur gesetzt werden sollen. „Junge Frauen müssen sich digitale Berufe zutrauen“, verlangt die Ministerin. Deshalb gelte es, „Hemmschwellen zu überwinden“.

    Anders als in anderen Ländern fehle es in Deutschland in Tech-Berufen bislang an weiblichen Vorbildern, findet zudem die Bundespolitikerin Bär. Dabei sei die weibliche Perspektive gerade in der sich rasant entwickelnden digitalen Welt von besonderer Bedeutung: „Wir brauchen nicht nur Laptop und Lederhose. Wir brauchen auch Dirndl und Digitalisierung.“

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