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Ingolstadt: Drogengeld eingetrieben - mit Waffe, Axt und Bolzenschneider

Ingolstadt

Drogengeld eingetrieben - mit Waffe, Axt und Bolzenschneider

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    Um Schulden für Amphetamine, die ein Ex-Häftling nicht bezahlt hatte, geht es in einem Prozess in Ingolstadt.
    Um Schulden für Amphetamine, die ein Ex-Häftling nicht bezahlt hatte, geht es in einem Prozess in Ingolstadt. Foto: Frank Leonhardt, dpa (Symbolfoto)

    Eine Platzpatrone und eine echte. Die Platzpatrone soll er schlucken. Falls er das nicht macht, kriegt er die echte ins Knie. Die dazu notwendige silbern-schwarze Pistole liegt bereit. Nur eine Schreckschusswaffe zwar, aber in Anbetracht der Umstände dürfte das kaum zu erkennen gewesen sein.

    Die Umstände sind die: Der Mann, der im Juni vergangenen Jahres in dem Zimmer einer Eichstätter Wohnung sitzt, soll Schulden zurückzahlen. Geld für Drogen und ein Handy. Rund 2000 Euro. Weil er, sollte es denn so gewesen sein, mit der Rückzahlung aber im Verzug war, ist er nun hier, in diesem Zimmer. Vor sich den Typ mit der Pistole und noch vier andere junge Männer. Er wird später noch die ein oder andere „Respektschelle“ bekommen, wie es heißt. Eine kleine scharfe Axt ist in die Tischplatte geschlagen worden und ein Bolzenschneider liegt bereit.

    Es geht um Drogenhandel und räuberische Erpressung

    Damals im Frühsommer waren die Männer in diesem Zimmer wohl mehr oder weniger auf Droge. Gestern saßen sie und ein sechster, der eine ambivalente Rolle hat, auf der Anklagebank des Landgerichts Ingolstadt. Inzwischen sind alle nüchtern, fünf in U-Haft. Und sie müssen sich wegen Drogenhandels und räuberischer Erpressung verantworten. Der Sechste wegen Beihilfe. Das wirft ihnen die Staatsanwaltschaft Ingolstadt vor. Mit unterschiedlicher Beteiligung sollen sie an den eskalierenden Vorgängen beteiligt gewesen sein, die letztlich in dem Zimmer mit einer Zahlungszusage des Bedrohten endeten. Wenig später taucht die Polizei auf.

    Die Geschichte beginnt im Spätsommer 2015. Alle kennen sich aus dem Milieu. Einer beschließt, sein Entlassungsgeld aus dem Gefängnis in Rauschmittel zu investieren. Für 1000 Euro soll er laut Anklage im Herbst dann 100 Gramm Amphetamin gekauft haben und diese dem, der später die Patrone schlucken soll, auf Kommission überlassen haben. Der soll das Geld und einen weiteren Tausender für ein Handy aber schuldig geblieben sein. Es begann eine unschöne Zeit.

    Urteil soll Ende April fallen

    Ob sein Leben tatsächlich in Gefahr war und was sich genau zutrug, will die 5. Strafkammer unter Vorsitz von Richter Thomas Denz bis Ende April herausbringen. Die jungen Männer sind nur teilweise geständig. Der Hauptangeklagte erzählte eine Variante, die sich deutlich harmloser anhörte als in der Anklage. Wirklich etwas antun wollen, habe man dem Schuldner nicht. Die Reaktion der Richter auf diese Version der Wahrheit war mindestens skeptisch. Der Mann mit Pistole und Axt hat die Vorwürfe gestern eingeräumt. Auch die Sache mit den Patronen. Als er danach des Schuldners kleinen Finger in den Bolzenschneider legte, habe er allerdings nur „sanften Druck“ ausgeübt. „Umbringen wollte ich ihn nicht.“ Um überzeugend zu wirken, habe er vorher noch Amphetamin genommen, wie er sagte: „Keine halben Sachen.“

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