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Aschau im Chiemgau: Ehepaar ermordet: Wachtmeister sieht sich als Opfer der Justiz

Aschau im Chiemgau

Ehepaar ermordet: Wachtmeister sieht sich als Opfer der Justiz

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    Der Angeklagte Josef O. gestand am ersten Prozesstag, seinen Hausarzt und dessen Frau ermordet zu haben.
    Der Angeklagte Josef O. gestand am ersten Prozesstag, seinen Hausarzt und dessen Frau ermordet zu haben. Foto: Tobias Hase (dpa)

    Der Prozess um den Raubmord an einem Rentnerehepaar hat vor dem Landgericht Traunstein mit einem umfassenden Geständnis des Angeklagten Josef O. begonnen. Der Ex-Justizwachtmeister gestand, dass er seinen langjährigen Hausarzt und dessen Frau am Pfingstmontag 2014 in deren Ferienhaus in Aschau in Chiemgau getötet habe.

    Während der Vernehmung stellte der Angeklagte sich als Opfer der Justiz dar. Zu Unrecht sei ihm die Betreuung seiner demenzkranken Mutter entzogen worden, sagte der 58-Jährige. "Ich war psychisch ziemlich am Ende", führte er weiter aus.

    Der Angeklagte redet sich in Rage

    Während er seinen Werdegang beschrieb, verlangte er mehrmals, dass die Zuhörer den Sitzungssaal verlassen sollen - ohne Erfolg. Als Einzelkind einer Landwirtsfamilie lernte er erst den Beruf des Einzelhandelskaufmannes. Im Anschluss holte er das Fachabitur nach und wurde Justizwachtmeister. Nach der Bundeswehr wurde Josef O. schwer depressiv und fragte sich oftmals: "Warum bist du überhaupt geboren?"

    Durch Spekulationen an der Börse gewann der Angeklagte viel Geld, verlor aber auch große Summen und musste Immobilienbesitz verkaufen. Seine Mutter wurde 2013 dement und kam in ein Pflegeheim. Während seiner Vernehmung redete sich der Ex-Wachtmeister in regelrecht in Rage, als es um den Entzug der Betreuung seiner Mutter ging. Gerichtlich sei er mit finanziellen Rückforderungen von mehr als 270.000 Euro konfrontiert worden.

    Ex-Justizwachtmeister: "Ich bekam Panik."

    In dieser ausweglosen Situation "habe ich ein Ventil gesucht", sagte Josef O. über sein Mordmotiv vor dem Schwurgericht. "Das Maß war voll, es war übergelaufen." Am Vortag des Mordes fuhr er schon einmal in der Absicht einzubrechen zum Ferienhaus seines langjährigen Arztes, "etwas hat mich aber davon abgehalten". Tags darauf schritt er dann zur Tat. "Irgendwann hat es kein Halten mehr gegeben, ich musste mich auflehnen", sagt der 58-Jährige.

    Beim Tatablauf hielt sich Josef O. zunächst bedeckt, gestand aber nach der Aufforderung der Vorsitzenden, dass er von dem Ehepaar überrascht worden sei, als er das Haus durchsuchte. Nachdem die 65-Jährige ihn beim Überreichen der Scheckkarte und PIN geschubst hatte, "bekam ich Panik".

    Mit einem mitgebrachten Dachgepäckträger erschlug er zunächst die Frau und erstach dann mit einem Küchenmesser seinen 90 Jahre alten Hausarzt. Die Leichen versteckte er in einem Wald. 4000 Euro ließ er sich von einem Unbeteiligten vom Konto des Arztes abheben. Danach wurde er gefasst.

    Verteidiger: "Er hat enorme psychische Probleme."

    Sein Verteidiger Harald Baumgärtl beschrieb den Mandanten in einer Sitzungspause als Mann "mit enormen psychischen Problemen". Der Ex-Justizwachtmeister sieht tatsächlich eine Verbindung zwischen der Tat und dem Betreuungsentzug seiner Mutter. "Das Betreuungsverfahren hat ihn existenziell belastet", sagte sein Anwalt. So wurde auch bekannt, dass Josef O. vor einer Woche einen Suizidversuch in Untersuchungshaft unternahm.

    Im Prozess muss sich der 58-Jährige außerdem für eine räuberische Erpressung im November 2013 in Brannenburg (Landkreis Rosenheim) verantworten. Das Traunsteiner Schwurgericht will zu beiden Taten mehrere Sachverständige und zahlreiche Zeugen hören. Das Urteil soll nach fünf Verhandlungstagen am 5. März verkündet werden. AZ/dpa

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