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Hilferuf: Ehrenamtliche stoßen bei Hilfe für Flüchtlinge an ihre Grenzen

Hilferuf

Ehrenamtliche stoßen bei Hilfe für Flüchtlinge an ihre Grenzen

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    Mitarbeiter der bayerischen Hilfsorganisationen fordern Unterstützung.
    Mitarbeiter der bayerischen Hilfsorganisationen fordern Unterstützung. Foto: dpa

    Theo Zellner wählt bewusst den Begriff „Alarm schlagen“ für den Hilferuf der Ehrenamtlichen: „Wir können nicht mehr.“ Der Präsident des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) fordert hauptamtliche Stellen vom Bund, um die Ehrenamtlichen in der Flüchtlingskrise zu koordinieren. „Wir sind für Katastrophen ausgebildet, wenn die aber zum Alltag werden, stoßen wir an unsere Grenzen“, sagt Zellner. 500 BRK-Helfer seien jeden Tag ehrenamtlich im Einsatz.

    Ehrenamtliche Helfer erheben Vorwürfe in medizinischer Hinsicht

    Die Mitarbeiter des BRK, die für alle anderen bayerischen Hilfsorganisationen sprechen, nennen nur die wichtigsten Probleme. Etwa den „katastrophalen“ Zustand an der österreichischen Grenze. Es herrsche kaum Austausch, sagt Herbert Wiedemann, BRK-Kreisgeschäftsführer im Grenzgebiet Rottal am Inn. Wo die Flüchtlinge über die Grenzen kämen, wüssten die Helfer erst kurz zuvor. Am meisten Zeit beanspruchten jedoch die Sonderzüge zur Verteilung der Flüchtlinge. „Die Bahn stellt die Züge nur noch bereit, wenn pro Fahrt vier Sanitäter dabei sind“, erklärt Zellner.

    Schwere Vorwürfe erheben die Mitarbeiter des BRK auch in medizinischer Hinsicht. 500 bis 1000 Flüchtlinge stünden jeden Tag an der Grenze – in Sommerkleidung. Daher kämen auch die vielen Infekte, wegen derer die Menschen behandelt werden müssen. „Manche Kinder haben 40 Grad Fieber und sind fast bewusstlos“, beschreibt Florian Halter, Kreisbereitschaftsleiter aus Berchtesgaden. Doch es gebe auch Hauterkrankungen „bis auf die Knochen“. Ihn ärgert, dass viele schon lange krank seien. „Die Flüchtlinge haben bereits mehrere EU-Länder durchquert, warum wurden sie bisher nicht versorgt?“

    Helfer spüren Erwartungshaltung und Forderung von Flüchtlingen

    Hauptamtliche Mitarbeiter brauche es zur Anleitung der engagierten Bürger und Helferkreise, sagt Halter. Und für die medizinische Versorgung, die die meisten nicht leisten könnten, weil sie nicht ausgebildet seien. Herbert Wiedemann aus Rottal am Inn verdeutlicht, dass alle Ehrenamtlichen gerne helfen. Auch wenn die Situation sich gewandelt habe. In der ersten Zeit sei den Menschen der Krieg anzusehen gewesen, sie seien dankbar gewesen, in Deutschland zu sein. Mittlerweile spürten die Helfer eine Erwartungshaltung und Forderungen der Flüchtlinge. Auch Auseinandersetzungen zwischen ethnischen Gruppen hätten zugenommen.

    Präsident Zellner will, dass die Kanzlerin „sich entscheidet und sagt, wie es weiter gehen soll“. Aktuell „wissen die Helfer am Vortag nicht, wie sie den nächsten besetzen können“. Die Weiterverteilung der Flüchtlinge funktioniere weder zwischen den Bundesländern noch innerhalb der EU. „Es fehlt an Solidarität zwischen allen Beteiligten.“

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