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Memmingen: Flughafencheck: Piloten kritisieren erneut Mängel am Allgäu Airport

Memmingen

Flughafencheck: Piloten kritisieren erneut Mängel am Allgäu Airport

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    Bei einer Untersuchung der Pilotenvereinigung Cockpit schneidet der Allgäu-Airport in Memmingen in Sachen Sicherheit nicht gut ab.
    Bei einer Untersuchung der Pilotenvereinigung Cockpit schneidet der Allgäu-Airport in Memmingen in Sachen Sicherheit nicht gut ab. Foto: Ralf Lienert (Symbolfoto)

    Der Allgäu Airport zählt zu den unsichersten Flughäfen in Deutschland. Zu diesem Schluss kommt der jährliche Flughafencheck, den die Pilotenvereinigung Cockpit durchführt. Memmingen bekommt darin die Note 2,9 ("befriedigend"). Noch schlechter ist nur der Flughafen in Mannheim (Note 3,6), der Flughafen Heringsdorf auf der Insel Usedom bekommt ebenfalls eine 2,9.

    Bemängelt wird in der Studie vor allem der Punkt "Runway Incursion Prevention". Dahinter verbirgt sich das Verhindern von Zwischenfällen, bei denen Flugzeuge ohne Freigabe oder unbeabsichtigt auf die Start- oder Landebahn aufrollen. Hier ist Memmingen laut der Untersuchung nicht ausreichend ausgestattet. Auch eine vollumfängliche Automatik, die im Notfall Flugzeuge stoppen kann, fehle. Durchgefallen ist der Allgäu Airport in diesen Punkten aber nicht, es gibt jeweils die Note "befriedigend". In allen anderen Kategorien bekam Memmingen die Bewertung "gut".

    Das ist der Allgäu Airport

    Der Allgäu Airport auf dem ehemaligen Gelände des Militärflughafens Memmingerberg ist nach München und Nürnberg der kleinste der drei Verkehrsflughäfen in Bayern.

    1935/1936: Bau des militärischen Fliegerhorstes Memmingerberg. In den letzten beiden Kriegsjahren wird der Flughafen durch schwere Bombenangriffe massiv beschädigt.

    1954/55: Die US-Besatzungsmacht erklärt, das Gelände des Fliegerhorstes als Übungsplatz für militärische Flugzeuge nutzen zu wollen. Die Infrastruktur wird wieder instandgesetzt.

    2001: Aufgrund der Umstrukturierung der Bundeswehr wird die Schließung des Militärflugplatzes Memmingerberg beschlossen. Zuletzt ist dort das Jagdbombergeschwader 34 "Allgäu" stationiert.

    2003: Abzug der Luftwaffe. Der Flughafen wird für eine zivile Folgenutzung freigegeben. Die Genehmigung vom Luftamt Südbayern für einen zivilen Regionalflughafen erfolgt ein Jahr später.

    2007: Der zivile Luftbetrieb wird durch die TUIfly aufgenommen. 2009 kommen die Fluggesellschaften Ryanair, Air Berlin und Wizz Air hinzu.

    2010: Eine neue Ankunft wird fertiggestellt, zudem die neuen Gates 5 und 6 im Obergeschoss des Terminals eröffnet. Der Flughafen verzeichnet 912.000 Fluggäste.

    2011: Die Betreiber des Allgäu Airport beantragen beim Luftamt Südbayern die Durchführung eines luftrechtlichen Planfeststellungsverfahrens. Sie wollen insgesamt 15 Millionen Euro in den Ausbau der Infrastruktur investieren. Zudem sollen die Betriebszeiten verlängert werden.

    2012: Nachdem die Planungen der Betreibergesellschaft öffentlich werden, gehen 964 Einwendungen beim Luftamt Südbayern ein.

    2013: Die Regierung von Oberbayern genehmigt sowohl die bauliche Erweiterung des Flughafens als auch die Ausweitung der Betriebszeiten. Gegner reichen Klage am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof ein.

    Es ist nicht das erste Mal, dass Memmingen bei dem Test weit hinten landet. Cockpit kritisiert die genannten Probleme schon seit Jahren. Vor zwei Jahren hatte die Betreibergesellschaft des Flughafens deshalb sogar rechtliche Schritte gegen den Pilotenverband geprüft.

    Tatsächlich liegen Investitionspläne in die Sicherheitstechnik bereits bei den Memmingern in der Schublade. Weil aber die Frage der Finanzierung noch nicht geklärt ist, liegen die Maßnahmen bisher auf Eis.

    Bester Flughafen ist Leipzig mit 1,6, München bekommt die Note 1,7

    Insgesamt gibt es für Passagiere aber keinen Grund zur Sorgen. Der Allgäu Airport genüge den Mindestanforderungen der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) und ist damit ausreichend sicher. Die Bestnote von 1,6 verdiente sich erneut der Flughafen Leipzig-Halle vor Frankfurt, München, Stuttgart, Berlin-Schönefeld, Erfurt und Bremen, die alle auf die Schulnote 1,7 kamen.

    Durchgeführt wird der Flughafencheck von der Arbeitsgruppe Airport and Ground Environment (AG AGE) der Vereinigung Cockpit. Er soll dazu beitragen, die Sicherheit des Luftverkehrs an deutschen Verkehrs- und Regionalflughäfen zu verbessern. Zu diesem Zweck wurde eine Liste mit bestimmten Merkmalen erstellt, die ein Flughafen in einer hochmodernen Industrienation, nach Meinung von erfahrenen Piloten aufweisen sollte.

    Die Macher betonen, dass diese Empfehlungen in einigen Bereichen weit über die vom Gesetzgeber geforderten Mindestanforderungen hinausgehen. Die Kritik am Memminger Flughafen bewegt sich also auf hohem Niveau. dpa/AZ

    Weitere Infos zum Flughafencheck der Vereinigung Cockpit und die genaue Bewertung für Memmingen gibt es unter vc-flughafencheck.de.

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