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Region: Geschafft! Mutter und Tochter bestehen Abitur

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Geschafft! Mutter und Tochter bestehen Abitur

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    Elke Schöning und Tochter Savannah mit Abiturzeugnis.
    Elke Schöning und Tochter Savannah mit Abiturzeugnis. Foto: Thorsten Jordan

    Nicht einmal das gemeinsame Lernen mit Tochter Savannah hatte geholfen. Die Prüfung in Mathe hatte Elke Schöning komplett verhauen. „Früher war es einfacher. Da konnte man Mathe einfach umschiffen“, stöhnte sie. Gereicht hat es am Ende trotzdem. Mit 43 Jahren hat Elke Schöning endlich ihr Abitur in der Tasche – zeitgleich mit ihrer Tochter. Im Bayernkolleg in Augsburg stieß die 43-Jährige mit ihren Mitschülern zur Feier des Tages mit einem Glas Sekt an. Einige Kilometer weiter feierte die 18-jährige Savannah mit ihren Freunden am Dominikus-Zimmermann-Gymnasium in Landsberg ihren Abschluss.

    Für Elke Schöning war es bereits der zweite Anlauf. Vor über 20 Jahren hatte sie kurz vor den Abschlussprüfungen Hals über Kopf das Gymnasium verlassen. Sie sagt: „Es lief nicht so gut und ich fand Schule damals doof. Ich wollte lieber in den Urlaub fahren, anstatt zu lernen.“ Nach dem Urlaub fing sie dann in der Firma ihres Freundes und späteren Mannes an. Sie arbeitete im Büro und Lager. Nachdem sie ihre beiden Töchter Savannah und Sarah bekommen hatte, blieb sie zu Hause. Nur gelegentlich half sie ihrem Mann in der Firma. „Dass ich das Abitur nicht gemacht habe, habe ich immer bereut. Ich habe mich andauernd gefragt, wie ich damals so blöd sein konnte“, sagt sie.

    Elke Schöning entschied sich zu einem Neuanfang

    Als ihre Ehe in die Brüche ging, entschloss sie sich zu einem Neuanfang: „Ich hatte nur eine schlechte Mittlere Reife und keine Berufserfahrung. Dadurch hatte ich eigentlich keine richtige Perspektive.“ Sie bewarb sich am Bayernkolleg in Augsburg. Dort können Erwachsene auf dem zweiten Bildungsweg ihr Abitur nachholen. Der Unterricht findet vormittags und teilweise auch nachmittags statt.

    Schöning stieg in der zehnten Klasse ein. Anfangs hatte sie Bedenken, ob sie es tatsächlich schaffen würde, aber es lief von Anfang an gut. „Ich hatte Glück mit meinen Lehrern. Sie haben mich super motiviert“, sagt sie. Auch Tochter Sa-vannah half ihr. Da die beiden denselben Unterrichtsstoff hatten, tauschten sie Hefteinträge oder Lehrbücher aus und erzählten sich, wie ihre Lehrer den Schulstoff erklärt haben. Mathe-Ass Savannah versuchte ihrer Mutter außerdem, die Wahrscheinlichkeitsrechnung begreiflich zu machen – aber leider erfolglos, wie Elke Schöning lachend erzählt.

    Schöning saugte alles auf und büffelte zu Hause in Penzing (Landkreis Landsberg) fleißig. „Mir hat es total Spaß gemacht. Für mich war es ein Privileg, dass ich lernen darf“, erzählt sie. Tochter Savannah sitzt neben ihr, verdreht die Augen und sagt: „Ich bin bei Sonnenschein lieber am Baggersee gewesen.“ Über den Eifer ihrer Mutter war sie etwas überrascht: „Ich habe schon gedacht, dass sie es durchzieht. Aber dass sie mit dem Lernen so dranbleibt, hätte ich nicht geglaubt. Sie hat wirklich viel, viel mehr gemacht als ich.“

    43-Jährige besteht mit einem Schnitt von 1,9 das Abitur

    Am Ende hat sich die Arbeit gelohnt. Mit einem Notendurchschnitt von 1,9 besteht Elke Schöning das Abitur. Völlig zufrieden ist sie damit allerdings nicht: „Es wäre auch 1,8 oder 1,7 drin gewesen“, ärgert sie sich ein wenig. Savannah dagegen hat an ihrem Schnitt von 2,6 nichts zu mäkeln. Sie ist einfach froh, dass das Lernen vorerst ein Ende hat. Allzu viel Zeit zum Durchatmen hat sie allerdings nicht. Im Herbst möchte sie mit dem Studium beginnen. „Mein Traum war eigentlich Grundschullehramt, aber da sind die Berufsaussichten sehr schlecht.“ Deshalb soll es jetzt Jura sein. Und auch ihre Mutter zieht es an die Universität. „Ich werde in Augsburg Elektrotechnik studieren.“ Das Studium möchte sie so schnell wie möglich durchziehen und danach sofort mit dem Arbeiten beginnen.

    Freitagabend aber wurde daran erst einmal kein Gedanke verschwendet. Feiern stand im Mittelpunkt. Unglücklicherweise fiel der Abiturball der Mutter auf denselben Tag wie der Ball von Savannah, sodass sie ihre eigene Feier verpasste. „Da hat meine Tochter einfach Vorrang“, sagt Elke Schöning.

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