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NearBees: Honig von regionalen Imkern kommt einfach per Post nach Hause

NearBees

Honig von regionalen Imkern kommt einfach per Post nach Hause

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    Imker mögen es, mit Bienen zu arbeiten und Honig herzustellen. Nur die Vermarktung des Honigs ist manchmal schwierig.
    Imker mögen es, mit Bienen zu arbeiten und Honig herzustellen. Nur die Vermarktung des Honigs ist manchmal schwierig. Foto: nearbees

    Viktoria Schmidt aus Freising mag Bienen. Und sie mag Honig. Die Hobby-Imkerin hat aber kaum Möglichkeiten, den zu verkaufen. Und wie ihr ergeht es vielen weiteren Imkern. Ihre Internet-Plattform nearBees, die die 27-Jährige zusammen mit drei Freunden verwirklicht hat, soll dem Abhilfe schaffen. Dort kann jeder Honigfan seinen Honig direkt bei lokalen Imkern bestellen. Bisher funktioniert das für Honig von Imkern aus dem Großraum München. Mithilfe einer Crowdfunding-Aktion soll die Plattform nun auf ganz Deutschland ausgeweitet werden.

    Wenn die Schwarmfinanzierung klappt, soll der Honig pünktlich zur Haupthonigzeit ab Oktober in großen Teilen Deutschlands verfügbar sein - auch in Schwaben. Wir sprachen mit Viktoria Schmidt über die Plattform, den Reiz an der Imkerei und darüber, wie man Honig am besten verschickt.

    Worin liegen heutzutage die Probleme für Imker?

    Viktoria Schmidt: Vor allem in der Vermarktung. Für meinen Opa, der auf seinem Hof Bienen hatte, war es ganz selbstverständlich: Er hat den Honig auf dem Wochenmarkt verkauft und es war auch immer jemand zuhause, sodass Kunden direkt am Hof Honig kaufen konnten. Ich habe auch Bienen, bin Hobbyimkerin. Aber für mich sind diese Vertriebswege nicht möglich, da ich voll berufstätig bin. Ich kann nicht auf den Wochenmarkt gehen und in der bisschen Freizeit, die ich habe, möchte ich auch nicht, dass Leute an der Tür klingeln und Honig kaufen wollen. Natürlich könnte ich den Honig auf Aldi-Preis-Niveau verkaufen. Aber das wäre nicht fair. Das würde ich nicht übers Herz bringen, es steckt schließlich viel Arbeit darin. Die Kombination aus einfacher und fairer Vermarktung ist für uns Imker wichtig.

    Ist das auch der Grund, warum Sie die Plattform nearBees ins Leben gerufen haben?

    Schmidt: Ja, genau. Ich kenne eben selbst die Probleme und habe bei Imkereivereinen gehört, dass es vielen genauso geht.

    Was ist das Besondere des Honigs, der auf nearBees angeboten wird?

    Schmidt: Er ist lokal. Allein in München gibt es etwa 1000 Imker. Und das bedeutet: Fast in jedem Hinterhof und auf jedem Dach sind Bienenvölker zu Hause. Mit Hilfe unserer Plattform kann man den Honig von den Bienen kaufen, die man vielleicht selbst auf dem Balkon trifft. Unsere Website zeigt transparent an, woher der Honig kommt. Wie die Bienen gehalten werden. Welche Pflanzen im Honig enthalten sind. Die Imker können ein eigenes Profil anlegen, wo sie all diese Daten hinterlegen sowie Fotos. Wir wollen Kunden und Imker zusammenbringen, eine Art Brücke sein.

    Machen Sie damit dem Wochenmarkt Konkurrenz?

    Schmidt: Wir wollen damit keine Konkurrenz zum Wochenmarkt sein. Auch dort ist die emotionale Bindung zwischen Käufer und Honig vorhanden. Wir sind vielmehr Konkurrenz zum Supermarkt. Bei dem Honig, den man dort kauft, hat man keinen Bezug zu den Bienen. Zudem ist Importhonig häufig ein Gemisch aus Honig aus verschiedenen Ländern. Und in anderen Ländern gelten auch andere Regelungen bezüglich des Einsatzes von Pestiziden und Gentechnik.

    Wie kamen Sie zur Imkerei?

    Schmidt: Meine Oma und mein Opa hatten einen Hof. Ich erinnere mich noch daran, wie ich in meiner Kindheit in den Kirschbäumen saß und Kirschen gegessen habe. Als mein Opa seine Bienen aufgegeben hat, gab es auch keine Kirschen mehr, da die Blüten nicht bestäubt wurden. Da war mir klar, dass ich selbst einmal Bienen halten möchte. Ich habe dann kurz vor meinem Masterstudium einen Imkerkurs gemacht. Heute habe ich drei Bienenvölker.

    Von Viktoria Schmidt stammt die Idee für nearbees. Sie ist selbst Hobby-Imkerin.
    Von Viktoria Schmidt stammt die Idee für nearbees. Sie ist selbst Hobby-Imkerin. Foto: Susie Knoll

    Was haben Sie denn studiert? Etwas mit Bezug zu Bienen, Biologie vielleicht?

    Schmidt: Ich habe Produktdesign studiert und mich im Bachelor vor allem mit Möbeln beschäftigt. In meinem Masterstudium in "Advanced Design" ging es um gesellschaftliche Probleme der Zukunft. Da habe ich mich in meiner Masterarbeit mit dem Zusammenleben von Menschen und Bienen beschäftigt. Das Ergebnis der Arbeit war die Idee für die Plattform nearbees. Die habe ich nach dem Studium dann mit drei Freunden weiterentwickelt. Im vergangenen Jahr haben wir die Plattform probehalber online gestellt und Feedback eingesammelt und Anfang 2015 das Unternehmen gegründet.

    NearBees: Regionaler Honig kommt im Kunststoffbeutel per Post ins Haus

    Für das Verschicken des Honigs haben Sie eine spezielle Verpackung entwickelt. Wie sieht die aus?

    Schmidt: Das ist ein flacher Kunststoffbeutel - außen aus Papier und innen mit einer Plastikschicht beschichtet. Er ist zwei Zentimeter hoch und dadurch einfach im Briefumschlag zu verschicken. Er passt durch jeden Briefkastenschlitz. Wir haben diese Verpackung entwickelt, da Honiggläser zu schwer und zu zerbrechlich sind, um sie zu verschicken. Da bezahlt der Kunde sehr viel Porto, das ist nicht rentabel. Deshalb hat Honig im Internet bisher nicht funktioniert. Den Honig aus unserer Verpackung kann man zuhause in ein vorhandenes Honigglas umfüllen.

    In einer solchen Verpackung wird der Honig verschickt.
    In einer solchen Verpackung wird der Honig verschickt. Foto: nearbees

    Haben sich auch schon Imker aus Schwaben auf nearbees angemeldet?

    Schmidt: Ja, aus Donauwörth und der Nähe von Aichach zum Beispiel haben Imker bereits Profile angelegt. Sobald es eine neue Fuhre unserer Verpackungen gibt, kann es dort losgehen. In Augsburg waren wir übrigens am Donnerstag, um in Biergärten und Läden Äpfel und Blumen zu verteilen - und damit auf die Bedeutung der Biene aufmerksam zu machen.

    Sie haben eingangs gesagt, die Vermarktung muss für den Imker fair sein. Was muss er auf Ihrer Plattform bezahlen, damit er seinen Honig dort anbieten darf?

    Schmidt: Wir behalten 15 Prozent des Erlöses des verkauften Honigs ein. Eine Anmeldegebühr gibt es bei uns nicht. Und der Imker erhält ein erstes Verpackungsset kostenlos.

    Lohnt es sich noch, heutzutage Imker zu werden?

    Schmidt: 98 Prozent der Imker in Deutschland sind Hobbyimker. Und ein Hobby lohnt sich eigentlich nie. Zumindest ist die Imkerei ein teures Hobby. Ich habe gerade erst noch 600 Euro ausgegeben, um ein paar Dinge zu kaufen. Aber Bienen sind extrem wichtig für die Gesellschaft. Für 30 Prozent aller Flächen in Deutschland gibt es schon jetzt keine Bienen mehr für die Bestäubung. Und ohne Bienen geht auch die Artenvielfalt zurück. Mit nearBees wolllen wir nicht nur den Imkern bei der Vermarktung unter die Arme greifen. Wir wollen auch dazu beitragen, dass die Arbeit der Imker wieder mehr wertgeschätzt wird.

    Was gefällt Ihnen persönlich denn daran?

    Schmidt: Die Arbeit an den Bienen einfach. Es ist faszinierend, sie zu beobachten. Wie Bienen untereinander kommunizieren. Dass sie ohne Sprache einander mitteilen, wo der nächste Kirschbaum steht oder das nächste Rapsfeld, das bestäubt werden kann. Und wie sie untereinander ausmachen, welches das bessere Ziel ist. Zudem bin ich eigentlich ein eher hektischer Mensch, aber bei den Bienen kann ich richtig gut entspannen. Im Umgang mit ihnen muss man langsam sein. Das ist fast wie eine Meditation für mich.

    Wer die Erweiterung des Projektes unterstützen oder eine Biene adoptieren will: Hier geht es zur Crowdfunding-Aktion.

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