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CSU: Horst Seehofer bleibt an seinem Geburtstag wenig Zeit zum Feiern

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Horst Seehofer bleibt an seinem Geburtstag wenig Zeit zum Feiern

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    Hort Seehofer muss sich nun der heftigen Kritik am Stromtrassen-Kompromiss stellen.
    Hort Seehofer muss sich nun der heftigen Kritik am Stromtrassen-Kompromiss stellen. Foto: Archivbild, Sven Hoppe (dpa)

    Horst Seehofer kommt ohne Krawatte und sichtlich entspannt. Drinnen zieht er rasch sein Jackett aus, krempelt die Ärmel nach oben. Es gibt Erdbeertorte - und immer wieder kommt jemand, um dem Parteichef zu gratulieren: allerdings zu dessen 66. Geburtstag, nicht zum jüngsten Energie-Kompromiss der großen Koalition in Berlin. Auch wenn dem CSU-Politiker der zweite Punkt wohl wichtiger ist als der erste.

    Am Samstag, dem bisher heißesten Tag des Jahres, an seinem eigenen Geburtstag, hat Seehofer den Parteivorstand kurzfristig nach München einbestellt. Die Begeisterung vieler Vorständler hält sich erkennbar in Grenzen - doch dem Parteichef ist dieser Termin wichtig: Er will den Vorstand aus erster Hand über die Berliner Verhandlungsergebnisse informieren. Ein anderer Termin findet sich auf die Schnelle nicht. 

    Seehofer und die CSU-Spitze wollen - das ist der Zweck dieser Sitzung - die Deutungshoheit wiedererlangen über das, was der Parteivorsitzende in Berlin verhandelt hat: dass es zwar zwei neue Stromautobahnen nach Bayern geben wird, dass diese aber unter der Erde oder auf bestehenden Stromtrassen verlaufen sollen. 

    Denn auch wenn Seehofer sich als eindeutiger Sieger fühlt: Viele Bürgerinitiativen sind zornig und enttäuscht. Sie hatten ihn so verstanden, dass er eine oder beide der umstrittenen Leitungen komplett verhindern will. Einige wollen jetzt nicht einmal mehr mit der Staatsregierung sprechen. 

    CSU wirft an Seehofers Geburtstag die PR-Maschine an

    SPD-Generalsekretärin Natascha Kohnen hat dafür Verständnis. "Über eineinhalb Jahre lang hat er jedem Betroffenen vor Ort versprochen, es gehe ohne Trasse", betont sie. Und SPD-Chef Florian Pronold spottet über die CSU-Formel, es werde am Ende "zwei minus X" neue Stromleitungen im Freistaat geben: "Zwei minus X war nix!"

    Die CSU wirft also schleunigst die PR-Maschinerie an, damit die ganze Sache nicht aus dem Ruder läuft. Vor der CSU-Zentrale prangt bereits ein auf die Schnelle entworfenes Großplakat, das den Sieg der CSU illustrieren soll: Das "Vorher"-Bild zeigt viele dicke, fette Strommasten auf einer Bayern-Karte - das "Nachher"-Bild sehr dünne, unscheinbare Leitungen. Einen entsprechenden Handzettel für die Bürger draußen gibt es auch. 

    Er werde persönlich das Gespräch mit den Bürgerinitiativen suchen, kündigt Seehofer an - auch wenn er deren Kritik eigentlich gar nicht gelten lässt. "Schwer verständlich" nennt er eine Wortmeldung, "ein bisschen überzogen und emotional" urteilt er über eine andere.

    Seehofer: "Es gibt keine einzige Monstertrasse"

    "Es gibt keine einzige Monstertrasse - das habe ich den Bürgerinitiativen versprochen", sagt Seehofer. Und fast trotzig schiebt er nach: "Das setzen Sie mal durch in Berlin, gegen den Rest der Republik." Die CSU habe tatsächlich "alles getan zur Schonung der Bürger und zur Schonung unserer wunderschönen bayerischen Landschaft".

     Er sei hochzufrieden. "Es ist sichergestellt, dass es keine Todsünden in der Zukunft gibt." Die Erdkabel werde man im Gegensatz zu Stromtrassen nämlich gar nicht sehen. Kritik an den Erdkabeln - geäußert etwa vom Bauernverband - weist Seehofer zurück. "Also wenn das unser Problem sein sollte, dann Glückwunsch Bayern."

    Auch Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer kündigen verstärkte Gespräche mit den Kommunen und Bürgerinitiativen an. "Natürlich wird der Dialog fortgesetzt", sagt Aigner. Und Scheuer betont: "Jetzt ist die Zeit der Kommunikation für die, die diesen Beschluss noch erklärt bekommen haben wollen." Es werde deshalb noch einmal "viele, viele Dialogveranstaltungen" geben.

    Seehofer lässt sich die Laune nicht verderben - schon gar nicht an seinem Geburtstag. Er meint: "Ich will jetzt heute den Satz nicht bemühen, es wird alles gut - es ist nämlich schon alles gut." dpa, lby

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