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Bayern: In Städten gibt es für Kinder immer weniger Platz zum Spielen

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In Städten gibt es für Kinder immer weniger Platz zum Spielen

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    In vielen Städten ist der Platz knapp, auf dem Kinder noch spielen können.
    In vielen Städten ist der Platz knapp, auf dem Kinder noch spielen können. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Draußen sein, herumtoben, mit Alltagsgegenständen Fantasiewelten schaffen – für Kinder müssen es oft nicht kistenweise Spielsachen sein, um sie glücklich zu machen. Aber wenn Städte immer rascher wachsen und wenn auch auf dem Land immer mehr Autos durch die Orte fahren: Wo bleibt da der Platz zum Spielen abseits von Kinderzimmer und Kita?

    „Im Wohnumfeld und im öffentlichen Raum werden Kinder ausgegrenzt und auf Reservate wie Spielplätze verwiesen. Es ist aber wichtig, dass Kinder frei spielen können“, sagt der Wissenschaftler Peter Höfflin, der an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg unter anderem zu Spielräumen von Kindern forscht. „Freies Spiel meint, unbeaufsichtigt draußen mit Gleichaltrigen zu spielen. Die Entwicklung des Kindes geschieht durch Spielen.“

    Aber: Auf Bäume klettern, Fußball spielen, sich verstecken – was Generationen von Kindern draußen gemacht haben, scheint heute kaum mehr möglich. In den Städten ist der Wohnraum knapp, es wird immer mehr gebaut und in bereits bestehenden Wohngebieten nachverdichtet, also Freiflächen überbaut.

    Städte stecken viel Geld in Spielplätze

    Die Bayerische Bauordnung schreibt allerdings vor, dass beim Bau von Mehrfamilienhäusern ab drei Wohneinheiten auch ein Spielplatz mitgeplant werden muss. Und auch die Kommunen unterhalten zahlreiche Spielplätze: Die Stadt Augsburg kümmert sich um 307 Spielbereiche, die für Kinder verschiedener Altersgruppen und für Jugendliche vorgesehen sind.

    Eine außergewöhnliche Anlage gibt es in Kempten, wie Stadtsprecher Andreas Weber erklärt: den Spielplatz „Cambodunum“, der sich dem Thema Römerzeit widmet und direkt neben der Ausgrabungsstätte und dem Museum gelegen ist. Der 2016 errichtete Spielplatz auf der Burghalde dagegen soll mit Wehrtürmen, Hängebrücke, Kanone und mehr das Mittelalter widerspiegeln. Insgesamt gibt es in Kempten 82 Spielplätze, darunter zwei Skateanlagen, elf Sportanlagen und knapp 30 Bolzplätze.

    Zwischen 105.000 und 130.000 Euro gibt die Stadt Neu-Ulm jährlich aus, um ihre Spielplätze zu unterhalten. Mit dem Geld werden 69 Spielplätze und Fitnessanlagen, 14 Bolzplätze, zehn Jugendtreffpunkte, sieben Skateplätze, vier Beach-volleyballfelder und ein Trimm-Dich-Pfad finanziert. Stadtsprecherin Sandra Lützel bezeichnet auch den Wasserspielplatz im Sport- und Freizeitpark Wiley, das Outdoor Gym und das Wasserspiel im Stadtpark Glacis als besondere Anlagen, die sehr gut angenommen würden.

    Spielplätze sind kein Ersatz für das Toben auf freien Flächen

    Doch Spielplätze mit Sandkasten, Rutsche, Schaukel und Wippe sind nach Expertenansicht kein Ersatz für das Toben auf einer Freifläche. „Dazu wird viel mit künstlichen Welten gearbeitet statt in der Natur: Es gibt Kletterwände statt Bäume. Aber das ist kein richtiger Ersatz. Auch viele Spielplätze sind monoton, gerade für Kinder im Grundschulalter“, sagt Wissenschaftler Höfflin.

    „Wenn es in Städten Konkurrenz um die Flächen gibt, ziehen Kinder natürlich oft den Kürzeren. Man muss die Kommunen in die Verantwortung nehmen“, betont der Soziologie-Professor. Dabei habe ein kindgerechtes Wohnumfeld auch positive Effekte für Erwachsene und Senioren. „Man kann sehr viel machen, um Stadtquartiere kindgerecht zu entwickeln. Ich meine damit keine Bullerbü-Idylle, sondern die Schaffung einer kindgerechten Stadt.“

    Ein weiterer Hemmschuh ist aus Sicht des Wissenschaftlers die Angst der Eltern. „Das Beschützen von Kindern hat zugenommen, dazu gibt es auch Studien. Man lässt immer weniger Risiken zu. Aber man darf Kinder nicht in Watte packen. Natürlich können sie nicht an einer viel befahrenen Straße spielen, das ist klar“, sagt Höfflin. Allerdings müsse ein Kind Risikokompetenz erst erlernen: „Kinder brauchen das Risiko, sie müssen klettern können, sie müssen sich auch mal das Knie aufschlagen. Fallen lernt man nur durch Fallen.“ mit dpa

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