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Prozess-Auftakt: Flughafen-Baby: Vertuschte die Mutter weitere Schwangerschaften?

Prozess-Auftakt

Flughafen-Baby: Vertuschte die Mutter weitere Schwangerschaften?

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    Die Angeklagte sitzt im Verhandlungssaal im Landgericht Landshut. Sie soll auf der Toilette des Flughafens München ein Baby geboren und zu töten versucht haben.
    Die Angeklagte sitzt im Verhandlungssaal im Landgericht Landshut. Sie soll auf der Toilette des Flughafens München ein Baby geboren und zu töten versucht haben. Foto: Armin Weigel dpa

    Am Tag ihrer Geburt, am 30. Juli 2015, wäre Franziska fast gestorben. Auf einer Toilette am Flughafen München. Eine junge Frau aus Heidenheim hat das Baby an dem Tag auf dem Flughafen-WC zur Welt gebracht. Dann soll sie es mit der Nabelschnur stranguliert, in das Toilettenbecken gestopft und gespült haben. So heißt es in der Anklage. Seit Dienstag muss sich die inzwischen 24 Jahre alte Frau vor dem Landgericht Landshut verantworten. Wegen versuchten Totschlags am eigenen Kind.

    Die Angeklagte war damals von einem dreimonatigen Aufenthalt als Au-Pair aus Dubai zurückgekehrt. Ihre Mutter holte sie am Flughafen München ab. Vor Gericht schilderte eine Flughafenmitarbeiterin als Zeugin, sie habe die Mutter am Tattag vor der Toilette warten sehen.

    In dieser Toilette eines Parkhauses am Münchner Flughafen wurde das Baby gefunden.
    In dieser Toilette eines Parkhauses am Münchner Flughafen wurde das Baby gefunden. Foto: Peter Kneffel (dpa)

    Gut eine halbe Stunde nach der Entbindung entdeckte eine Frau das leblose Neugeborene auf der Toilette am Flughafen. Sie alarmierte die Einsatzkräfte. Mit einer Körpertemperatur von 26 Grad wurde das Baby mit dem Rettungshubschrauber zu einer Münchner Kinderklinik gebracht. Es überlebte. Es wurde Franziska genannt. Einen Monat lang musste das kleine Mädchen in der Klinik bleiben. Dann kam Franziska zu einer Pflegefamilie.

    Gab es mehrere Schwangerschaften?

    Thomas Bihler aus Landsberg hat den Fall Franziska von Anfang an begleitet. Bihler ist Vorsitzender des Flughafenvereins München, der gleich nach dem Fund des Babys eine Spendenaktion für Franziska organisiert hat. Der Landsberger spricht von "unserem Flughafen-Baby" und hat Franziska in der Vergangenheit mehrmals besucht. Klar, dass der Landsberger auch beim Prozessauftakt am Dienstag in Landshut mit dabei war. "Als ich Franziskas Mama sah, tat sie mir im ersten Moment sehr leid, weil ein Blitzlichtgewitter auf sie niederging und man ja die Umstände des Falles nicht kennt", sagte Bihler. Doch während des Prozesses habe er als Familienvater dann schon anders über sie gedacht. Auch als er erfuhr, dass der Beruf der 24-Jährigen Erzieherin sei. Thomas Bihler - der Mann für viele Notfälle

    Zu Beginn des Verfahrens wurde außerdem bekannt, dass in der Vorwoche das Anwesen der Eltern der Angeklagten in Heidenheim durchsucht worden war. Zeugen hatten berichtet, dass die Angeklagte bereits zuvor zwei Schwangerschaften gehabt habe. "Es gibt Anhaltspunkte für zwei weitere Schwangerschaften in der Vergangenheit", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Ellwangen (Baden-Württemberg) am Dienstag. "Wir wissen nicht, wie die Schwangerschaften verlaufen sind und ob sie zu Geburten geführt haben." Das müsse nun geklärt werden. Es gebe nämlich keine Hinweise auf Entbindungen in Krankenhäusern. Zur Tatzeit lebte die junge Frau im Haus der Eltern. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft richten sich die Ermittlungen daher auch gegen die Eltern. Sie hätten die Schwangerschaften demnach zumindest bemerken können. Die Angeklagte und ihre Eltern verweigerten am Dienstag vor dem Landgericht Landshut die Aussage.

    Flughafen-Baby Franziska ist bei einer Pflegefamilie

    Die kleine Franziska ist inzwischen knapp ein Jahr alt und lebt nach wie vor bei derselben Pflegefamilie. Bleibende Schäden können bei dem Mädchen zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht ausgeschlossen werden. "Es geht ihr den Umständen entsprechend gut", weiß Thomas Bihler. Der Flughafenverein München will das Mädchen auch langfristig begleiten und unterstützen. Man stehe in Kontakt mit der Haunerschen Kinderklinik in München und mit dem Jugendamt. Bihler kann sich für die Zukunft auch vorstellen, dass Franziska nach einem Schulabschluss eine Lehrstelle am Flughafen München angeboten bekommt. Wenn ihr gesundheitlicher Zustand es dann zulässt. mit dpa

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