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Interview: Katholisches Landvolk will Singles bei der Partnersuche helfen

Interview

Katholisches Landvolk will Singles bei der Partnersuche helfen

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    Das katholische Landvolk will Seminarteilnehmern beim Suchen und Finden des Liebesglücks helfen.
    Das katholische Landvolk will Seminarteilnehmern beim Suchen und Finden des Liebesglücks helfen. Foto: Patrick Pleul/dpa (Symbolfoto)

    Herr Aigner, das Katholische Landvolk bietet am Wochenende ein Seminar für Singles an. Ist das ein Verkupplungskurs, nach dem Motto „Bauer sucht Frau“?

    Nein, darum geht es uns nicht. Mag sein, dass das Kennenlernen bei manchen Teilnehmern eine gewisse Rolle spielt. Aber die Chance, in einem Seminar mit 25 Teilnehmern den Wunschpartner zu finden, ist doch sehr gering.

    Worum geht es dann?

    Darum, sich mit der eigenen Situation bewusst auseinanderzusetzen, die eigenen Stärken herauszuschälen, Orientierung zu bekommen. Wir wollen auch den Mut, der vielleicht im Laufe der Jahre abhandengekommen ist, wieder stärken. Insgesamt geht es darum, das Leben als Single gut zu gestalten.

    Trauen sich viele Singles einfach nicht, jemanden anzusprechen?

    Auf jeden Fall. Und Liebe braucht Gelegenheit. Mit zunehmendem Alter werden die Gelegenheiten aber weniger, jemanden kennenzulernen. Mit Anfang 20 ist man noch fast jedes Wochenende irgendwo eingeladen oder auf Partys. Das fällt weg, wenn man älter wird. Viele werden dann auch zurückhaltender.

    Ist die Hemmschwelle, jemanden auf einen Kaffee einzuladen, höher, je älter man wird?

    Das hängt vor allem vom Typ ab. Aber Seminarteilnehmer, die 40 oder 50 sind, sagen mir: „Ich riskiere nichts mehr. Ich will nicht so oft einen Korb bekommen, ich will nicht enttäuscht werden.“

    Wird es auf dem Land immer schwieriger, den passenden Partner zu finden?

    Ob das Problem auf dem Land oder in der Stadt größer ist, kann ich nicht sagen. Aber es ist da, sonst wäre das Seminar nicht jedes Mal ausgebucht.

    Sie bieten das schon zum zehnten Mal an. Was hat sich seither verändert?

    Viele machen sich inzwischen im Internet auf die Partnersuche.

    Macht das Internet die Suche nach der Liebe fürs Leben leichter?

    Ja und nein. Es ist einfacher zu suchen. Man kann sich schnell und unkompliziert in einem Dating-Portal anmelden. Das Angebot ist riesig. Allerdings berichten viele, dass die Internet-Suche auch an einem selbst und am Selbstwertgefühl zehrt. Denn die Wahrscheinlichkeit, abgelehnt zu werden, ist sehr hoch. Man wird einfach weggeklickt und bekommt keine Erklärung.

    Weil es im Internet vor allem um Äußerlichkeiten geht?

    Ja. Und viele haben das Gefühl, dass sie sich im Internet jünger, attraktiver und intelligenter darstellen müssen, als sie sind – nur, um eine Chance zu haben. Teilnehmer berichten uns: Dieses Verstellenmüssen, das liegt mir nicht. Wenn ich mich so verbiegen muss, kann es nichts werden.

    Welche Tipps können Sie geben – etwa, wie man richtig flirtet?

    Es liegt nicht jedem, einen witzigen Spruch zu bringen. Manchmal bauen wir Elemente aus Flirtseminaren mit ein, bisweilen ist auch ein Flirtcoach zu Besuch. Wichtiger ist uns, tiefer liegende Haltungen zu identifizieren und daran zu arbeiten: Mit welcher inneren Einstellung gehe ich auf eine Geburtstagsfeier? Möchte ich wirklich jemanden kennenlernen? Wie gebe ich mich? Wie selbstbewusst bin ich?

    Was sind die größten Hürden?

    Die klassische Hürde ist: Ich bin so schüchtern. Aber es können auch Abhängigkeiten sein – eine frühere Beziehung, mit der man nicht abgeschlossen hat, die Abhängigkeit vom eigenen Elternhaus. Oder wenn jemand mit seiner Arbeit verheiratet ist. Und dann sind da die Scheren im Kopf, die jeder Mensch hat.

    Scheren im Kopf?

    Singles haben ganz oft ein klares Bild, wie ihr Partner auszusehen hat. Etwa, wenn eine Frau sagt, dass für sie nur ein Mann infrage kommt, der mindestens 1,80 Meter groß und braun gebrannt ist – und deswegen andere Männer gar nicht wahrnimmt. Oder ein 44-Jähriger, der überzeugt ist, dass jede 30-Jährige auf ihn stehen muss. Es geht darum, offener zu sein, sich nicht selbst zu beschneiden.

    Wie viel Gemeinsamkeit braucht es, damit eine Beziehung wirklich funktioniert?

    Da gibt es ja zwei Thesen: Gegensätze ziehen sich an – oder gleich und gleich gesellt sich gern. Fürs Kennenlernen und auch, um eine Beziehung abwechslungsreich zu halten, ist es gut, wenn man sich nicht zu ähnlich ist. Aber für eine dauerhafte Partnerschaft hilft es, wenn man Übereinstimmung in wichtigen Lebensfeldern hat.

    Gibt es auch Erfolgsgeschichten nach Ihren Seminaren?

    Vor ein paar Monaten habe ich eine Teilnehmerin getroffen, eine junge Frau, die nach einer längeren Beziehung in einer Krise steckte. Sie hatte das Gefühl, Jahre vergeudet zu haben. Sie hat mir dann erzählt, dass sie jetzt mit einem Mann zusammen ist, den sie schon seit langem kannte – und dass es plötzlich gefunkt hat. Das Seminar war sicher ein Beitrag dazu.

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