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Cornelius Gurlitt: Kunstmuseum Bern tritt Gurlitt-Erbe an - Raubkunst bleibt in Deutschland

Cornelius Gurlitt

Kunstmuseum Bern tritt Gurlitt-Erbe an - Raubkunst bleibt in Deutschland

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    Laut Testament hat Gurlitt seine Sammlung dem Kunstmuseum Bern in der Schweiz vermacht.
    Laut Testament hat Gurlitt seine Sammlung dem Kunstmuseum Bern in der Schweiz vermacht. Foto:  Gian Ehrenzeller (dpa)

    Das Kunstmuseum Bern tritt das umstrittene Erbe des Münchner Kunstsammlers Cornelius Gurlitt an. Das bestätigte der Stiftungsratspräsident des Museums, Christoph Schäublin, am Montag in Berlin. 

    Nach Angaben von Schäublin hat sich das Museum auf eine weitreichende Vereinbarung mit Bayern und dem Bund verständigt. Danach werden Bilder, die unter NS-Raubkunstverdacht stehen, zunächst in Deutschland bleiben. Die für den Fall Gurlitt gegründete Taskforce soll ihre Herkunft weiter klären.

    Der Fall Cornelius Gurlitt

    22. September 2010: Der Kunsthändlersohn Cornelius Gurlitt wird auf einer Zugfahrt von Zürich nach München kontrolliert. Zollfahnder schöpfen Verdacht, es könne ein Steuerdelikt vorliegen.

    23. September 2011: Das Amtsgericht Augsburg bewilligt einen Durchsuchungs- und Beschlagnahmebeschluss für Gurlitts Münchner Wohnung.

    28. Februar 2012: Gurlitts Wohnung in München-Schwabing wird durchsucht. Die Fahnder entdecken rund 1280 wertvolle Kunstwerke. Der Fund wird geheim gehalten, die Berliner Kunstexpertin Meike Hoffmann mit der Erforschung der Herkunft beauftragt.

    3. November 2013: Das Nachrichtenmagazin «Focus» bringt den Fall an die Öffentlichkeit und sorgt damit für eine Sensation.

    11. November 2013: Die ersten 25 Werke werden auf der Plattform «lostart.de» veröffentlicht - nach und nach folgen alle weiteren unter Verdacht stehenden Werke. Eine Taskforce wird eingesetzt, sie soll die Herkunft der Bilder erforschen.

    19. November 2013: Die Behörden teilen mit, dass Gurlitt Hunderte Bilder zurückbekommen soll, die ihm zweifelsfrei gehören. Den Angaben zufolge scheiterten mehrere Übergabeversuche.

    23. Dezember 2013: Es wird bekannt, dass Gurlitt unter vorläufige Betreuung gestellt wird.

    28. Januar 2014: Die Taskforce gibt bekannt, dass nach einer ersten Sichtung 458 Werke aus Gurlitts Sammlung unter Raubkunstverdacht stehen. Gurlitts damaliger Anwalt, Hannes Hartung, sagt, sein Mandant sei gesprächsbereit und an einer «fairen und gerechten Lösung» interessiert.

    3. Februar 2014: Gurlitts Anwälte teilen mit, dass sie Anzeige gegen unbekannt stellen, weil vertrauliche Informationen aus den Ermittlungsakten an die Öffentlichkeit gerieten.

    10. Februar 2014: Nach Angaben von Gurlitts Sprecher Stephan Holzinger wurden mehr als 60 weitere wertvolle Bilder in Gurlitts Haus in Salzburg gesichtet und an seinen sicheren Ort gebracht - darunter Werke von Picasso, Renoir und Monet.

    19. Februar: Gurlitts Anwälte geben bekannt, dass sie beim Amtsgericht Augsburg Beschwerde gegen die Beschlagnahmung der Kunstsammlung eingelegt haben.

    24. und 28. Februar: Bei weiteren Besichtigungen des Salzburger Anwesens von Gurlitt werden zahlreiche weitere Kunstgegenstände «in einem zuvor nicht zugänglichen Teil des alten Hauses» gefunden.

    5. März: Das Amtsgericht München ordnet die weitere Betreuung Gurlitts an. Sie soll zunächst bis Ende des Jahres gelten.

    26. März: Gurlitts Betreuer Christoph Edel lässt mitteilten, dass die Salzburger Sammlung Gurlitts nicht nur 60, sondern 238 Werke umfasst. Außerdem gibt er bekannt, dass Gurlitt sich bereiterklärt, als Raubkunst anerkannte Bilder aus der Schwabinger Sammlung an die Erben jüdischer Vorbesitzer zurückzugeben. Den Anfang soll die «Sitzende Frau» von Henri Matisse machen.

    7. April: Gurlitt unterzeichnet einen Vertrag mit der Bundesregierung, in dem er sich bereiterklärt, Bilder, bei denen es sich um Nazi-Raubkunst handelt, freiwillig zurück zu geben. Ein Jahr soll die Taskforce Zeit haben, die rund 500 verdächtigen Bilder aus seiner Sammlung zu überprüfen. Danach gehen sie an Gurlitt zurück. (dpa)

    6. Mai: Cornelius Gurlitt stirbt im Alter von 81 Jahren. Seine gesamte Bildersammlung vermacht er einem Kunstmuseum in Bern.

    24. November: Nach längerer Bedenkzeit erklärt das Kunstmuseum Bern, das Erbe von Cornelius Gurlitt annehmen zu wollen. Bilder, die unter Raubkunstverdacht stehen, bleiben aber zunächst in Deutschland.

    Zudem verpflichtet sich Deutschland, die Kosten für die Restitution von Bildern zu übernehmen. Die Vereinbarung sollte am Montag mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und dem bayerischen Justizminister Winfried Bausback (CSU) unterzeichnet werden. 

    Der inzwischen gestorbene Gurlitt, Sohn eines NS-Kunsthändlers, hatte das Berner Museum als Alleinerben eingesetzt. Seine Sammlung umfasst mehr als 1500 Bilder, darunter wertvolle Werke etwa von Matisse, Picasso, Renoir und Monet. Eine Cousine ficht das Testament an. dpa

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