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Parteitag in München: Markus Söder und der neue Sound der CSU

Parteitag in München

Markus Söder und der neue Sound der CSU

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    Stabwechsel: Der bisherige CSU-Vorsitzende Horst Seehofer applaudiert seinem Nachfolger Markus Söder.
    Stabwechsel: Der bisherige CSU-Vorsitzende Horst Seehofer applaudiert seinem Nachfolger Markus Söder. Foto: Tobias Hase, dpa
    Seehofer sagt Servus: Der bisherige Parteivorsitzende winkt seinen Parteifreunden.
    Seehofer sagt Servus: Der bisherige Parteivorsitzende winkt seinen Parteifreunden. Foto: Tobias Hase, dpa

    In der Früh habe er sein Horoskop gelesen, berichtete Horst Seehofer vor den rund 850 Delegierten des CSU-Parteitags, die seinen Rückzug von Amt des Parteichef endgültig besiegeln sollten: "Sie verlieren keinesfalls ihr Gesicht, wenn sie eine bereits getroffene Entscheidung revidieren", sei darin gestanden. Noch einmal ein Rücktritt vom Rücktritt von "Patex-Horst"? Nein, nur ein letzter Spaß nach Seehofer-Art. Noch vor zehn Jahren hätte er diese Sternen-Botschaft als Aufrag verstanden, kokettierte er: "Heute fehlt mir dafür die Risikobereitschaft."

    Und so machte der 69-Jährige nach zehn Jahren an der CSU-Spitze mit einer am Ende eher leisen Parteitags-Rede den Weg frei für seinen langjährigen Dauer-Rivalen Markus Söder. Denn böses Blut wollte Seehofer zum Abschied nicht mehr vergießen - auch wenn er es sich nicht verkneifen konnte, viele "Misshelligkeiten" in der Partei zu beklagen: Er habe "vieles geschluckt, nie darüber geredet", sagte er. Und auch heute wolle er schweigen - "aus Liebe zur CSU".

    3739 Tage Parteichef - und ein glühendes Herz für die CSU

    Nach 18 Minuten Rede und - laut CSU-Zählung - 3739 Tagen im Amt des Parteichefs stand er am Ende ziemlich einsam auf der Bühne: "Ich gebe das Amt zurück, aber es bleibt bei mir ein glühendes Herz für meine politische Familie CSU", beteuerte er mit einem Klos im Hals: "Macht's es gut!"

    Markus Söder, ist nun in Personalunion bayerischer Ministerpräsident und CSU-Chef.
    Markus Söder, ist nun in Personalunion bayerischer Ministerpräsident und CSU-Chef. Foto: Tobias Hase, dpa

    So viel Gefühligkeit traf durchaus die Grundstimmung der CSU-Delegierten: Hörte man sich in den Reihen nach der aktuellen Gefühlslage um, so wünscht sich die Parteibasis vor allem eines: Ein Ende der nervtötenden Streitereien in den eigenen Reihen, aber auch mit der Schwesterpartei CDU. Und so versprach Söder in seiner Antrittsrede den erwünschten "Neuanfang" zwischen CDU und CSU: "Profil mit Stil" und "Effizienz statt Effekt" hatte sich der neue CSU-Chef dafür als griffige Botschaften zurechtgelegt: "Wir sollten das Gemeinsame betonen, nicht das Trennende."

    Bei der neuen CSU-Chefin Anegret Kramp-Karrenbauer, die zur Söder-Wahl als Gast nach München gekommen war, rannte er damit offene Türen ein: "Brüder und Schwestern" seien CDU und CSU, befand die Saarländerin. Und wie es unter Geschwistern üblich sei, werde schon auch mal untereinander heftig gestritten. "Wenn dann aber die Nachbarn kommen, dann halten wir zusammen", forderte "AKK".

    Söder will ein CSU-Orchester statt Einzel-Solisten

    Diese versönlichen Töne hört man gerne in der CSU. Doch auch intern soll nach Jahren quälender Querelen endlich wieder Ruhe und Geschlossenheit einkehren: "Ich will aus großen Einzel-Solisten ein noch besseres Orchester machen", versuchte sich Söder an einem musikalischen Vergleich. Nur zusammen könne die Partei die verlorene Stärke zurückgewinnen.

    Doch taugt ausgerechnet der langjährige "Ego-Shooter" Markus Söder als Team-Player? Solche Bedenken auch in den eigenen Reihen versuchte Söder mit Demut zu entkräften: "Ich habe sicher auch selbst manche Fehler gemacht", räumte er mit Blick auf den Wahlkampf 2018. Er habe aus dieser Erfahrung aber auch viel gelernt. Und die Partei habe ihn "nicht hängen lassen, auch als die Umfragen schlecht waren", lobte Söder: "Das werde ich nie vergessen."

    Lässig, nicht spießig, soll die Söder-CSU sein

    Gemeinsam müsse man nun den Weg der "Erneuerung und Aufarbeitung" gehen, fordert Söder. Wie genau dieser Weg aussehen soll, blieb aber auch in der kleinen Olympiahalle im Ungefähren: In Zeiten der Verunsicherung müsse die CSU "Schutzmacht der Bürger" sein und "an die kleinen Leute denken", verlangte er. Die CSU sei konservativ, sozial und liberal - und müsse diese breite Aufstellung auch in Zukunft verteidigen. Zudem solle eine Söder-CSU "lässig sein, nicht spießig", hofft der neue starke Mann: "Das könnte der neue Sound der CSU sein."

    Mit 87,4 Prozent wurde Söder schließlich ins neue Amt gewählt - weniger Zustimmung, als man im Söder-Lager zuvor erhofft hatte. Bei der schon im Herbst anstehenden turnusmäßigen Wiederwahl "können wir uns ja weiterentwickeln", kommentierte Söder sein Ergebnis. Seinen Vorgänger Horst Seehofer beförderte er übrigens postwendend zum CSU-Ehrenvorsitzenden: In dieser Funktion könne man nämlich nicht mehr als Parteichef kandidieren, scherzte Söder in Richtung Seehofer zurück: "In meinem Horoskop steht heute: Lassen sie sich nicht verunsichern."

    Auch in unserem Podcast "Bayern-Versteher" geht es um Söder, Seehofer und die Zukunft der CSU. Hier können Sie reinhören:

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