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Sonderermittler: Mixa: Noch mehr Geld für Kunstgegenstände?

Sonderermittler

Mixa: Noch mehr Geld für Kunstgegenstände?

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    Bischof Mixa
    Bischof Mixa Foto: DPA

    Sonderermittler Sebastian Knott beleuchtet den überaus fraglichen Umgang mit Geldern der Waisenhausstiftung Schrobenhausen. Mixa war bis 1996 deren Ratsvorsitzender.

    Bei den Ermittlungen geht es unter anderem um ein Solarium, das nach Informationen unserer Zeitung im obersten Stockwerk des Kinder- und Jugendhilfezentrums St. Josef stand. Dort, wo sich die Kapelle befindet, die Dienstwohnung des früheren Heimleiters Hansfred Hasslbauer und weitere Räumlichkeiten.

    Auf Rechnung der Waisenhausstiftung

    Das Solarium samt Extra-Röhren wurde auf Rechnung des Kinderheimträgers Katholische Waisenhausstiftung Schrobenhausen für 6051,53 Mark angeschafft. Es ist eines von zahlreichen Beispielen, wie mit Geldern jener Stiftung umgegangen worden ist, deren Stiftungsratsvorsitzender (1975 bis 1996) der damalige Stadtpfarrer von Schrobenhausen und heutige Augsburger Bischof Walter Mixa war - satzungswidrig.

    Wer bräunte sich darauf?

    Denn: Weshalb benötigt ein Kinderheim ein Solarium? Und wer bräunte sich auf dem Solarium, das kaum benutzt wurde und für dessen spätere Entsorgung eine Gebühr für den Sondermüll bezahlt werden musste? Der Kauf fällt in die Jahre 1996 und 1997. Sonderermittler Sebastian Knott, der im Auftrag der Stiftung finanzielle Unregelmäßigkeiten im Kinderheim untersucht, belegt ihn mit zwei Rechnungen.

    Der frühere Heimleiter Hasslbauer hätte sicher etwas zu der Anschaffung sagen können, bloß: Der ehemalige Berufssoldat starb 1999 nach schwerer Krankheit. Er war ein Freund Mixas. Hasi und Monsi sollen sie sich genannt haben: Hasi, das war Hasslbauer; Monsi, das war Walter Mixa - Monsi wegen dessen "Päpstlichen Ehrentitels" Monsignore, "Kaplan Seiner Heiligkeit".

    Laut Bistumsangaben erledigte Hasslbauer innerhalb des Waisenhauses das Tagesgeschäft. Mixa "oblag nicht die laufende Verwaltung". Eingeräumt wurde jedoch, dass es zu "finanztechnisch unklaren Zuordnungen" gekommen sei. Bei der Vorstellung seines Zwischenberichts am Freitag sagte Knott dazu: "So kann man es auch bezeichnen. Das ist grammatikalisch richtig."

    Viele Belege tragen Mixas Namen

    Inwiefern und in welchem Umfang Mixa auf Kosten der Waisenhausstiftung satzungswidrige Käufe in Auftrag gegeben oder selbst getätigt hat, ist noch unklar. Fest steht: Viele Belege tragen seinen Namen. Und fest steht: Zu Hasslbauers Zeit (1990 bis 1999) wurde nicht nur das Solarium gekauft, sondern auch Wein für 11 114,42 Mark und drei Korkenzieher für 279,90 Mark. Weinrechnungen nach Wechsel der Heimleitung 1999 würden sich allenfalls auf eine zweistellige Euro-Summe pro Jahr belaufen, schreibt Knott. Alkohol sei im Kinderheim nicht gestattet gewesen.

    Fest steht laut Knott weiterhin, dass ein Wirtschaftsprüfungsunternehmen eine "Vielzahl von Buchungen und deren Ablage" gerügt und die "Anschaffung von Kunstgegenständen thematisiert" hat - offensichtlich ohne Konsequenzen.

    Zu diesen Kunstgegenständen gehören sehr wahrscheinlich ein angeblicher Piranesi-Stich für 43 000 Mark und andere Kunstgegenstände: alle zusammen für 136 500 Mark zwischen 1993 und 1995 gekauft aus Stiftungsmitteln. Nach 1999 wurden sie auf 68 500 Mark geschätzt. Mit Ausnahme eines Kreuzes wurden die Antiquitäten im Mai 2000 an Mixa zurückgegeben. Der soll der Stiftung danach aus seinem Privatvermögen 69 300 Mark gezahlt haben.

    Erhellend ist ein Briefwechsel aus dem Jahr 1999 über den Kupferstich-Kauf zwischen dem damaligen Stiftungsratsvorsitzenden Pfarrer Josef Beyrer und Walter Mixa, dem damaligen Eichstätter Bischof. Der zitiert dem Zwischenbericht zufolge Heimleiter Hasslbauer in einem Brief mit dem Kaufargument, dass die Kinder und Jugendlichen "durch eine entsprechende Ausgestaltung des Hauses ein Gespür für Kunstwerke und für das Schöne entwickeln sollten".

    Der Verkäufer des Stichs war Rudolf Paul Koletzko, ein alter Freund Mixas. Koletzkos Name taucht - in falscher Schreibweise - auch auf einer Quittung über 40.000 Mark vom 29. Oktober 1993 auf: "von Kinderheim St. Josef für Kaletzko (diverse Wertgegenstände)". Sie trägt mit hoher Wahrscheinlichkeit die Unterschrift Mixas.

    "Mindestens vier Ölbilder"

    Nach Informationen unserer Zeitung handelt es sich bei den "Wertgegenständen" um "mindestens vier Ölbilder" und weitere Antiquitäten. Koletzko, ihr Verkäufer, will sie Mixa im Pfarrhaus in Schrobenhausen übergeben und von ihm Geld erhalten haben. Wie viel, das wisse er nicht mehr.

    Konrad Gritschneder, Mixas Rechtsanwalt, sagte gestern auf Anfrage: "Wir untersuchen alle finanziellen Vorgänge und stehen in Kontakt mit Anwalt Sebastian Knott." Das Bistum teilte mit, dass man eine "detaillierte Prüfung von finanztechnischen Ungereimtheiten" eingeleitet habe. Der Bischof wolle selbst aktiv zur umfassenden Klärung der Sachverhalte beitragen. Daniel Wirsching

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