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Wittelsbacher
17.01.2015

Monarchie und Märchenkönig: Prinz Luitpold von Bayern im Interview

Dieses Bild stellt den Märchenkönig Ludwig II. im Schlitten dar.
5 Bilder
Dieses Bild stellt den Märchenkönig Ludwig II. im Schlitten dar.
Foto: Volk Verlag

Mit keinem Herrschergeschlecht ist Bayern stärker verbunden als mit den Wittelsbachern. Prinz Luitpold spricht über diese enge Beziehung und über den Adel in einer Republik.

Er braut fleißig Bier, hat jahrzehntelang das Kaltenberger Ritterturnier organisiert. Und jetzt hat Prinz Luitpold von Bayern ein opulentes Werk über seine weitverzweigte Familie herausgebracht. Anlass genug für einen Schlossbesuch in dieser Woche.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, an so einem Buch über Ihre Familie zu arbeiten?

Prinz Luitpold: Es sollte ein Geschenk zum 80. Geburtstag unseres Familienoberhaupts Herzog Franz von Bayern werden. Das hat leider wegen der Unmenge an Material, das zusammengekommen ist, erst mit einem Jahr Verspätung geklappt. Aber so ein äußerer Anlass treibt einen an. Vorarbeiten waren geleistet. Wir machen jedes Jahr – und das schon seit vielen Jahren – für uns einen Kalender. Da stellen wir jeweils einen Wittelsbacher in den Mittelpunkt. Das Bildarchiv war daher schon relativ gut gefüllt. Dennoch waren die Lücken letztlich größer, als ich es mir vorgestellt habe. Jetzt sind viele Bilder dabei, die bislang ziemlich unbekannt waren.

Sie kennen vielleicht noch die ZDF-Quizsendung mit Wim Thoelke: „Der große Preis“. Drei Kandidaten wurden damals auch zu ihren Spezialgebieten befragt. Wie würde es ausgehen, wenn Sie in über „Die Wittelsbacher“ Auskunft gäben? Volle Punktzahl?

Prinz Luitpold: Dann hätte ich keine Chance. Das Kapitel ist so breit und groß, da würde ich wahrscheinlich untergehen. Man müsste Berufshistoriker sein – und selbst da würden einem noch Fehler unterlaufen.

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1918 wurde die Monarchie in Deutschland abgeschafft. Wenn Sie einen Blick auf andere Königshäuser in Europa werfen – schaut man da mit zwei weinenden Augen hin?

Prinz Luitpold: Nein, nein. Wir haben in Deutschland eine andere Entwicklung genommen. Diese Entwicklung hat Katastrophen hervorgebracht, aber auch ein heute wirtschaftlich gut dastehendes und politisch stabiles Land erzeugt. Unsere Familie hat im Land noch immer, glaube ich, ein gutes Standing. Wenn man die Regierungsformen im alten Europa nimmt, dann haben wir Demokratie in Form einer Monarchie und Demokratie in Form einer Republik. Das hält sich in etwa die Waage. Welcher Versuch auf Dauer der bestehende sein wird, das kann heute mit dem geringen historischen Abstand kein Mensch sagen. Eine Monarchie ist, wenn Sie es mal aus der Sicht der Gewaltenteilung sehen, ein System, wo das Staatsoberhaupt außerhalb der Parteikontrolle liegt. Und das kann der Demokratie durchaus guttun.

Das ist der Stammbaum des Hauses Wittelsbach.
Foto: Volk Verlag

Lassen Sie uns über das Erbe der Wittelsbacher sprechen. Ist den Menschen bewusst, was Ihre Vorfahren hinterlassen haben?

Prinz Luitpold: Zum Teil sicher nicht. Aber das macht nichts. Die Hauptsache ist, wir haben ein kulturelles vernünftiges Land hinterlassen. Das wirkt sich bis heute gut aus.

Wo liegen die Verdienste der Wittelsbacher?

Prinz Luitpold: Wichtig war, dass man über Jahrhunderte versucht hat, diesem Land ein gesundes Staatsbewusstsein und damit auch ein gewisses Selbstbewusstsein zu geben. Das ist vor allem im 19. und 20. Jahrhundert gewesen. Wenn man sieht, wie Max I. dieses Land zu einem regierbaren Staat verwandelt und die verschiedenen Teile, die nach der napoleonischen Zeit dazugekommen sind – Franken, Schwaben – einbezogen hat; wenn man sieht, wie es trotz der schwierigen Säkularisation gelungen ist, daraus einen Einheitsstaat zu formen, der sich im Wesentlichen bis heute gehalten hat – dann ist das sehr positiv. Das ist dann fortgeführt worden in verschiedenen Schritten. Ludwig I. hat dem Ganzen Kultur eingeflößt, indem er etwa Denkmäler bauen ließ und damit an die Leistungen der Vergangenheit, an die Dichter, an die Denker, an die Wissenschaftler erinnerte. Er wollte Städten ein architektonisches Gesicht geben. Nicht nur München, auch in Franken, an der Donau, auch in der Pfalz. Ein weiterer Schritt ist der von König Max II., der damit angefangen hat, die Wissenschaft in Bayern ansässig zu machen – in einem Agrarland. Er hat gezielt Professoren berufen und damit den Grundstein dafür gelegt, dass man in der Industrialisierung ein vernünftiges Forschungs- und Wissenschaftsumfeld gehabt hat. Im Ergebnis hat Bayern ein sehr starkes Eigengesicht entwickelt, was eben heute noch dazu führt, dass der Freistaat in einer Bundesrepublik Deutschland und innerhalb Europas eine gewisse Eigenständigkeit entwickelt hat – zumindest emotional.

Gibt es einen Wittelsbacher, von dem Sie sagen, er wird unterschätzt?

Prinz Luitpold: Vor allem Max I. Der wird immer so als der Gutmütige dargestellt. Der Harmlose. Aber was in dessen Zeit passiert ist, das ist unglaublich. Wie er an die Regierung gekommen ist, ging’s gerade los mit nachfranzösischer Revolution, Napoleon, Verbindung mit Österreich. Was war passiert? Die Österreicher besetzten als Verbündete Bayern und versuchten, nachdem die ersten Schlachten gegen Napoleon verloren wurden, im Frieden von Lunéville 1801 das Land zu verkaufen, um sich damit Napoleon vom Hals zu halten. Das hat dazu geführt, dass Max I. die Seite gewechselt hat zu Napoleon und damit die Österreicher aus dem Land wieder vertrieben hat. Beim Wiener Kongress vor 200 Jahren hat er es geschafft, Bayern zu vergrößern, ohne selbst gerupft zu werden. Das war eine beachtliche Leistung.

Und wer wird überschätzt?

Prinz Luitpold: Jeder hat so seine Facetten. Sicher ist ein Ludwig II. ein Popstar in der heutigen Zeit. Und er hat Bayern auch viel hinterlassen. Aus politischer Sicht war er einer der weniger Bedeutenden. Aber wenn man an ihn und seine Auswirkungen auf den Tourismus denkt, dann sieht es aus der Warte schon wieder anders aus. In seiner Zeit hat er den Mittelstand und das Handwerk enorm gefördert. Diese Förderung hat seinen Zielen gedient. Sie hat jedoch auch dazu geführt, dass wir einfach exzellente Handwerker gehabt haben.

Hier ist Maximilioan-Joseph zu sehen.
Foto: Volk Verlag

Wird der Hype um den „Märchenkönig“ Ihnen manchmal zu viel?

Prinz Luitpold: Überhaupt nicht. Er übt nach wie vor eine unglaubliche Faszination aus. Vor 30 Jahren habe ich eine Bibliografie unterstützt, die die Zahl der Veröffentlichungen auflistet. Das waren damals schon über 3000. Es ist unglaublich, was alles über ihn berichtet wurde und wird. Das führt aber auch dazu, dass immer weitere Storys über ihn erfunden werden. Das verbreitet sich dann, wenn von falschen Quellen abgeschrieben wird. Damit baut man seinen Mythos weiter aus, der oftmals nicht mehr historisch solide begründet ist.

Die Familie könnte diesen Mythos entkleiden, indem sie wegen des rätselhaften Todes des Königs eine Untersuchung zulässt.

Prinz Luitpold: Das ist mehr als ausreichend untersucht worden. Da gibt es einen riesigen Obduktionsbericht, der im Staatsarchiv liegt. Das ist ganz schrecklich, wenn man nachliest, was da alles gemacht worden ist. Die haben ihm den Kopf aufgeschnitten, haben das Hirn rausgenommen und nachgeschaut, ob es normal oder nicht normal ist. dann haben s’ die Kopfhaut wieder drübergezogen für die Beerdigung. Das Herz von Ludwig II. ist in der Gnadenkapelle von Altötting. Da werden sie auch ein Loch feststellen, weil eine Probe genommen wurde. Was sollen weitere Untersuchungen bringen? Aus Pietätsgründen lassen wir eine Sargöffnung und eine Exhumierung nicht zu. Es wäre weiß Gott nicht mehr angebracht. Das ist einfach Geschmackssache.

Außerdem ist Ludwig II. längst zur Marke geworden. Das gereicht dem Hause Wittelsbach ökonomisch betrachtet doch nicht zum Nachteil?

Prinz Luitpold: An dem Devotionalienhandel sind wir nicht beteiligt. Und es ist auch ein Problem. Denn häufig findet eine Entwertung damit statt. Wenn Sie in China gefertigte Kaffeetassen mit Porträt des Ludwig zwei verkaufen und das zu Billigstpreisen, ist das nicht unbedingt etwas, das in den Wert Bayerns einzahlt. Leider ist es in der Souvenirindustrie so, dass etwas geerntet wird, wo nichts gesät war.

Adel verpflichtet. Ist das für Sie eine Floskel oder steckt mehr dahinter?

Prinz Luitpold: Wenn man das Glück hat, dass man die Geschichte der eigenen Familie kennt, dann hängt mit der Kenntnis auch eine gewisse Verantwortung zusammen. Ein Name kann auch sehr leicht negativ genutzt werden. Das sehen Sie sehr deutlich daran, dass viele Adelstitel über Adoptionen vermarktet werden. Wer kauft sich das? Leute, die sehr häufig Kapital daraus schlagen. Sie zapfen dann das aufgebaute Renommee für irgendwelche wilden Geschäfte an.

Das ist Prinz Ludwig in jungen Jahren.
Foto: Volk Verlag

Die Wittelsbacher haben bis heute nicht auf den Anspruch des Königsthrons verzichtet.

Prinz Luitpold: Die Revolution in Bayern 1918 war geschickt geplant, aber letztlich auch spontan. Es ist schon beeindruckend, dass so ein Krawall in München dazu führt, dass Staatsbeamte in der Oberpfalz, in Franken und Schwaben dem sich selbst ernannten Literaten Kurt Eisner die Treue geben. Man darf aber nicht vergessen, dass zu dem Zeitpunkt die bayerische Armee noch nicht oder nicht mehr in München war. Sonst hätte eine Revolution gar nicht stattfinden können. Ludwig III. ist in den Wirren weggefahren – auch das war eine wilde Aktion – nach Wildenwart im Chiemgau. Die neue Regierung wollte seine Abdankung, die er nicht vollzogen hat. Er hat darauf reagiert, indem er die bayerischen Beamten vom Amtseid entbunden hat. Ist eine durchaus christliche Sache, denn es ist ja nicht gerade angenehm, wenn Sie als Landesherren einige tausend eidbrüchige Beamte zu verantworten haben. Die Leute haben auf den König als Staatsoberhaupt ihren Amtseid geschworen. Und nun fallen sie einfach um – ohne irgendeine demokratische Legitimierung. Damit war das eine pragmatische Lösung der Situation. Aber es gab keine Notwendigkeit und auch keine Begründung, einen Verzicht auszusprechen.

Deswegen dauert der Anspruch der Wittelsbacher bis heute fort?

Prinz Luitpold: Er dauert nicht fort. Es hat eine neue Verfassung gegeben. Das war demokratisch korrekt legitimiert. Und das Gleiche noch einmal nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Land ist dann zu einer Republik geworden – bis heute.

Wie macht sich im Freistaat Bayern Horst I.?

Prinz Luitpold: Er hat sicher nicht die allereinfachste Erbschaft übernommen, wenn man so will. Nach wie vor geht’s Bayern gut. Und ich kann nur hoffen, dass es so bleibt. Im Augenblick hat Bayern einen Wohlstand erreicht, auf den andere Bundesländer, aber auch andere Länder in der Welt schauen. Wenn es der Staatsregierung gelingt, das zu bewahren, dann ist schon sehr viel getan.

Vor welchen Herausforderungen steht das Haus Wittelsbach?

Prinz Luitpold: Dass wir in den nächsten Generationen nicht in einen Streit untereinander kommen. Dass wir als Familie einigermaßen zusammenstehen und eine saubere und ordentliche Rolle in diesem Land spielen. Das ist eine Herausforderung, die sicher nicht ganz einfach sein wird. Man muss aufpassen, dass einen die Vergangenheit weiterhin interessiert und man nicht nur aufs Kurzfristige schaut. Die enge Verbindung gerade auch mit der kulturellen Seite dieses Landes, die sollten wir uns erhalten. Das wär’ schön.

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