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München: Mutige Bürger aus der Region für ihre Zivilcourage ausgezeichnet

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Mutige Bürger aus der Region für ihre Zivilcourage ausgezeichnet

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    Der Neuburger Rainer Martin wurde vom bayerischen Innenministerium für seine Zivilcourage ausgezeichnet. Er ist dazwischen gegangen, als zwei Brüder einen Mann verprügelt haben.
    Der Neuburger Rainer Martin wurde vom bayerischen Innenministerium für seine Zivilcourage ausgezeichnet. Er ist dazwischen gegangen, als zwei Brüder einen Mann verprügelt haben. Foto: Bastian Sünkel

    Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat am Montag 37 mutigen Bürgern die sogenannte "Courage-Medaille"für Verdienste um die Innere Sicherheit für vorbildliche Zivilcourage verliehen. "Unsere Geehrten haben Todesschützen gestellt, Messerstecher aufgehalten, Gewalttäter gestoppt sowie Räuber und Diebe der Polizei übergeben", sagte Herrmann. "Ich habe größten Respekt vor dem mutigen Einschreiten und der großartigen Hilfsbereitschaft gegenüber Mitmenschen in Not." Das Thema "Mehr Sicherheit" sei auch im sicheren Freistaat angesichts von Flüchtlingskrise, Terrorismus oder Einbruchs- und Internetkriminalität aktueller denn je.

    Auch Menschen aus der Region wurden ausgezeichnet, zum Beispiel die vier Männer Paul Hörmann(64, ehemaliger Polizeibeamter), Wilhelm Schöler(58), Harald Heubuch (57)und Hermann Konrad(52). Im Dezember 2015 stach ein Mann in einem Einkaufszentrum in Kempten mit einem Klappmesser auf mehrere Passanten ein und verletzte sie. Der geistig verwirrte 26-Jährige hatte zuvor seinen Mitbewohner mit einem Beil getötet.

    Hörmann reagierte schnell: Er schrie den Täter an, wehrte einen Angriff auf sich selbst mit einem Fußtritt ab und sprang den Täter von hinten an, als dieser weitere Menschen verletzte. Schöler, Heubuch und Konrad eilten zu Hilfe, entrissen dem Täter das Messer und hielten ihn solange fest, bis die Polizei eintraf. Konrad wurde bei dem Eingreifen verletzt. Der fünfte Mann, der Zivilcourage bewiesen hatte, war zur Ehrung nicht erschienen.

    Bei einer Schlägerei eingegriffen

    Ebenfalls ausgezeichnet wird Thomas Rohrer(44), der inzwischen in Altusried (Oberallgäu) lebt. Im November 2014 beobachtete er aus dem Auto inAugsburg heraus, wie ein Fahrradfahrer einer Rentnerin die Handtasche entreißen wollte. Die ältere Dame wehrte sich so stark, dass beide stürzten. Rohrer erkannte die Situation. Er hielt mit seinem Wagen an und hinderte den Angreifer daran zu flüchten. Rohrer packte ihn an den Schultern, drückte ihn zu Boden und hielt ihn fest.

    Zusammen mit weinem Passanten fesselten sie den Täter, der auch ein großes Küchenmesser bei sich trug, und riefen die Polizei. Bei der Überprüfung der Personalien zeigte sich, dass der Angreifer erst wenige Monate zuvor nach einer langen Haftstrafe freigekommen war. Er war verurteilt worden, weil er im Jahr 1994 in Augsburg eine Kioskbetreiberin erstochen und ausgeraubt hatte.

    Rainer Martin (55) darf sich auch über einen Preis freuen. Er war in Neuburg an der Donau mit dem Auto unterwegs, als er auf eine Schlägerei zwischen drei Männern aufmerksam wurde. Die zwei Herren schlugen im September 2015 auf den Dritten ein und traten ihm gegen den Kopf. Martin griff in das Geschehen ein. Er packte einen der Angreifer und versuchte ihn von dem Opfer wegzuzerren. Er selbst wurde bei seinem Eingreifen auch verletzt.

    Einen Dieb gestellt

    Ewald Mathias (41) aus Untermaxfeld (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) bekommt ebenfalls die "Courage-Medaille" verliehen. Mathias war vergangenes Jahr im November in Straubing, um ein Auto anzusehen. Dann geriet er in folgende Situation: Ein Mann rannte über die Straße, wurde von einem Auto erfasst und blieb liegen. Der Untermaxfelder will dem Mann helfen, doch plötzlich sieht er schon eine Frau, die aus dem benachbarten Schuhladen heraus türmt und ruft: „Haltet den Mann! Er hat Schuhe geklaut!“

    Ein anderer Mann, der die Situation beobachtet, reagiert schneller als der Untermaxfelder und hält den Dieb fest. Der setzt sich allerdings zur Wehr. Ewald Mathias beobachtet, wie der Gestellte wild um sich schlägt und den Mann, der ihn festhalten will, mit Schlägen traktiert. Er eilt dazu und packt den Übeltäter. Zu zweit überwältigen sie den Mann, der sich immer wieder versucht zu befreien. Sie fixieren ihn am Boden und warten, bis die Polizei eintrifft.

    Besonders aufmerksam war Matthias Kastenhuber (27): In seiner Wohnung in einem Ingolstädter Mehrfamilienhaus hörte er an einem Abend im Dezember 2015 verdächtige Geräusche. Er schaute durch den Spion seiner Haustüre und sah, wie sich ein Fremder an der gegenüberliegenden Tür zu schaffen machte. Kastenhuber rief die Polizei, die den Einbrecher festnahm. Der 27-Jährige trug dazu bei, dass nach Angaben des Innenministeriums insgesamt 35 Wohnungseinbrüche aufgeklärt werden konnten.

    Seit mittlerweile 23 Jahren wird die Medaille für Verdienste um die Innere Sicherheit vergeben. Der Tag der Verleihung ist nicht irgendeiner – ist es exakt sieben Jahre her, dass Dominik Brunner Kinder vor einem gewalttätigen Übergriff in der Münchner S-Bahn beschützte. Später wurde er selbst Opfer eines Angriffs dieser Täter und starb dabei. dpa/lby/alex-/sün

    Brutale Angriffe im öffentlichen Nahverkehr

    August 2014: Auf dem Weg zum Franken-Derby nach Fürth wirft ein 23-jähriger Fußball-Fan einen Feuerlöscher auf die Frontscheibe einer U-Bahn. Dabei wird die Fahrerin durch Glassplitter verletzt.

    September 2011: Auf der Flucht vor zwei angetrunkenen Schlägern aus dem Berliner U-Bahnhof Kaiserdamm wird ein 23-Jähriger von einem Auto erfasst und tödlich verletzt. Die Täter hatten den Mann und einen Freund zuvor aggressiv nach Zigaretten gefragt und dann eine Schlägerei mit den beiden angezettelt.

    April 2011: Ein betrunkener Gymnasiast attackiert im Berliner U-Bahnhof Friedrichstraße einen Handwerker, wirft ihn zu Boden und tritt ihm mehrmals gegen den Kopf. Die brutale Attacke wird von Überwachungskameras gefilmt.

    Februar 2011: Zwei Handwerker werden im Berliner U-Bahnhof Lichtenberg von vier Jugendlichen ohne ersichtlichen Grund angegriffen. Einer wird so brutal zusammengeschlagen, dass er schwere Hirnverletzungen erleidet. Die Täter werden von einer Überwachungskamera gefilmt.

    Mai 2010: Nach einem Streit ersticht ein 16-Jähriger einen drei Jahre älteren Mann im Hamburger S-Bahnhof Jungfernstieg. Bilder aus Überwachungskameras bringen die Ermittler auf die Spur des Täters, der bereits wegen zahlreicher Straftaten bekannt war.

    September 2009: Der Geschäftsmann Dominik Brunner, der sich schützend vor vier Kinder stellt, wird am Münchner S-Bahnhof Solln von zwei Jugendlichen zusammengeschlagen. Er stirbt an Herzversagen. Die Täter sind 17 und 18 Jahre alt.

    Juni 2009: Bei einem Überfall in einem Fußgängertunnel am Bahnhof Hamburg-Harburg wird ein 44-Jähriger tödlich verletzt. Die 16 und 17 Jahre alten Täter hatten den Mann nach 20 Cent gefragt und dann zusammengeschlagen. Quelle: dpa/lby

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