In einem Brief an die Eltern schreibt die Chefin eines Horts in Holzkirchen (Landkreis Miesbach): "Ich werde meine Freundin Julia heiraten." Dies sei aber mit der Grundordnung des kirchlichen Dienstes nicht vereinbar.
Deshalb könne sie die Leitung des Hortes nicht weiter übernehmen. Die Frau war bei dem katholischen Sozialverband Caritas beschäftigt. Eine Sprecherin bestätigte, das die Caritas und die Hortleiterin das Dienstverhältnis beenden werden. "Im beidseitigen Einverständnis" heißt es.
Auch Beate Haslinger-Naß, die Geschäftsführerin der Caritas im Landkreis Miesbach kommt in dem Brief der Hortleiterin zu Wort. Die Mitarbeiterin habe eine Entscheidung getroffen, "die meinen Respekt und meine Anerkennung findet", heißt es. Der Frau seien aber auch die Konsequenzen dieses Schrittes bekanntgewesen.
Wer in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft lebt, darf kein Chef sein
Die Grundordnung des kirchlichen Dienstes treffe zwar keine Aussagen zur sexuellen Orientierung eines Menschen und schließe homosexuelle Mitarbeiter nicht aus, sagte Caritas-Sprecherin Adelheid Utters-Adam. "Allerdings schließt die Grundordnung bei eingetragener Lebenspartnerschaft eine Tätigkeit als Führungskraft vor allem auch im erzieherischen Dienst aus", betonte die Sprecherin.
Im Holzkirchner Rathaus verweist man hindes darauf, dass der Hort größtenteils durch Gemeinde und Freistaat finanziert werde. Die Kirche leiste zwar ihren Beitrag. Es bestehe aber eine sogenannte Defizitvereinbarung mit der Caritas, wonach die Gemeinde das Minus trägt. Es handele sich um einen jährlichen Betrag im fünfstelligen Bereich.
Die Landtags-Grünen reagierten enttäuscht auf den Vorfall. "Das geht gar nicht mehr in heutiger Zeit", sagte die religionspolitische Sprecherin Ulrike Gote. Die Kirche und ihre angeschlossenen Vereine oder kirchlichen Träger sollten sich überlegen, "ob sie das kirchliche Arbeitsrecht nach wie vor in dieser krassen Form durchsetzen wollen", sagte Gote, die auch Landtagsvizepräsidentin ist. Der Staat solle nur noch solche Einrichtungen finanziell fördern, die diskriminierungsfrei arbeiten.
Eltern können Kündigung der Hortleiterin nicht nachvollziehen
Auch Eltern, die ihre Kinder im Holzkirchner Hort der Caritas haben, reagierten mit Unverständnis. "Das ist völlig lebensfremd", zitiert der Münchner Merkur eine Mutter zur Vertragsauflösung mit der Hortleiterin. "Dass sie deswegen gehen muss, finde ich untragbar." Die Kirche müsse sich in solchen Fragen verändern. Die Kirche trennt sich regelmäßig von Mitarbeitern, die gegen das kirchliche Arbeitsrecht verstoßen und etwa als Geschiedene wieder heiraten.
Viele Katholiken wünschen sich aber von der Kirche mehr Toleranz für Beziehungen außerhalb der klassischen Ehe von Mann und Frau und Offenheit für Lebenspartnerschaften von Homosexuellen. Dies geht aus den Antworten auf einen Fragebogen hervor, den die Kirche ihren Gläubigen zur Vorbereitung auf die weltweite Bischofssynode zu Ehe und Familie im Herbst in Rom vorlegte. Demnach erwarten die Katholiken mehr Offenheit der Kirchenleitung gegenüber der heutigen Lebenswirklichkeit. AZ/dpa