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Lieferengpässe: Bayerns Ärzten geht Narkosemittel Remifentanil aus

Lieferengpässe

Bayerns Ärzten geht Narkosemittel Remifentanil aus

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    Eine Patientin wird mit Narkose auf die Operation vorbereitet. Derzeit haben bayerische Ärzte mit Lieferengpässen bei einem wichtigen Narkosemittel zu kämpfen.
    Eine Patientin wird mit Narkose auf die Operation vorbereitet. Derzeit haben bayerische Ärzte mit Lieferengpässen bei einem wichtigen Narkosemittel zu kämpfen. Foto: Jens Schierenbeck/dpa

    Wegen Lieferschwierigkeiten geht den Ärzten in Bayern ihr wichtigstes Narkosemittel aus. Bei Präparaten mit dem Wirkstoff Remifentanil gibt es seit Monaten Nachschubprobleme. Das Opiat wird vor allem bei ambulanten Operationen und bei Kindern eingesetzt. In manchen OP-Zentren könne nur noch zwei Wochen lang operiert werden, dann seien die letzten Vorräte aufgebraucht. „Wenn sich die Situation nicht bessert, müssen wir Operationen verschieben“, bestätigt Dr. Sabine Zobel von der Tagesklinik Kaufbeuren. Etwa 300 Patienten werden in dem Allgäuer OP-Zentrum pro Monat operiert, zwei Drittel von ihnen werden mit dem Wirkstoff Remifentanil narkotisiert.

    Das Mittel hat einen Marktanteil von 80 Prozent und ist damit das wichtigste Opiat vor allem in ambulanten OP-Zentren. Es ist besonders gut verträglich und hat eine kurze und damit überschaubare Wirksamkeit. Diese punktgenaue Dosierbarkeit ist bei ambulanten Eingriffen wichtig. Die Patienten könnten schnell in tiefe Narkosen versetzt werden, sie seien hinterher schnell wieder ansprechbar und könnten schon nach wenigen Stunden nach Hause entlassen werden.

    Auch im Klinikum Augsburg fehlen Narkosemittel

    Auch im Klinikum Augsburg werden die Remifentanil-Vorräte knapp. „Bisher hatten wir das Problem ganz gut im Griff, nun droht aber der ganze europäische Markt zusammenzubrechen“, sagt Chefapotheker Prof. Dr. Wolfgang Kämmerer. Der Grund für die Misere ist nicht bekannt. Über Verunreinigungen der Rohstoffe, die aus China oder Indien stammen, wird ebenso spekuliert wie darüber, dass die Produkte aus wirtschaftlichen Gründen in andere Märkte geliefert würden. Kämmerer vermutet als einen der Gründe die Konzentration des Pharmamarktes auf einige wenige Hersteller, die ihre Rohstoffe alle von denselben Lieferanten beziehen würden.

    Die Produktion von Narkosemitteln sei schwierig und wenig lukrativ, sagt er. Am Klinikum Augsburg müssten keine Operationen verschoben werden, es stünden ausreichend alternative Narkosemittel zur Verfügung. „Doch es ist unangenehm und zeitaufwendig“, sagt Kämmerer. Denn durch die Umstellung auf andere Narkosemittel müsse man Abläufe ändern, etwa die Nachbeobachtung nach dem Aufwachen verlängern.

    Narkosemittel: Lieferprobleme sind seit Ende 2016 bekannt

    Beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sind die Probleme seit Ende 2016 bekannt, bestätigt Sprecher Maik Pommer. Bereits im März habe es erste Gespräche mit allen Beteiligten gegeben, ein weiteres soll heute folgen. „Ziel ist es, möglichst schnell die Versorgung aller Patienten sicherzustellen.“ Zwar seien auch rund ein Dutzend Generika auf dem Markt, diese könnten den Lieferengpass aber nicht auffangen. Der Wirkstoff Remifentanil werde zwar inzwischen wieder produziert, neue Ware werde ausgeliefert, „es kommt aber weiter zu Verzögerungen“, sagt Pommer.

    Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin fordert, „dass in Deutschland eine Basisversorgung mit essenziellen Medikamenten sichergestellt ist“. Remifentanil für ambulante Zentren falle eindeutig in diese Kategorie, sagt ein Sprecher. (mit dpa)

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