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Bayern: Neuer Umweltverband will Bund Naturschutz Konkurrenz machen

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Neuer Umweltverband will Bund Naturschutz Konkurrenz machen

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    In Bayern gibt es einen neuen, offiziell anerkannten Umweltverein.
    In Bayern gibt es einen neuen, offiziell anerkannten Umweltverein. Foto: Timm Schamberger, dpa

    Ausgerechnet zum 40-jährigen Bestehen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) als nationaler Organisation hat der Ökoverband Konkurrenz bekommen. In Bayern wurde eine neue Naturschutzvereinigung vom Landesamt für Umwelt offiziell anerkannt: der "Verein für Landschaftspflege & Artenschutz in Bayern" (VLAB). Der noch recht junge Verein mit dem Feuersalamander als Logo will zurück zu den Ursprüngen des Naturschutzes. "Wir möchten eine ideologiefreie und nicht durch Lobbyverbände beeinflusste, originäre Umwelt- und Artenschutzarbeit leisten", sagt sein Vorsitzender Johannes Bradtka. 

    Mit dabei sind zwei bundesweit bekannte Persönlichkeiten, die einst den BUND mitgründeten: der Dirigent und Umweltschützer Enoch zu Guttenberg sowie der langjährige Chef des Bundes Naturschutz in Bayern (BN), Hubert Weinzierl. Der Umweltpionier war 2002 nach internen Streitigkeiten - manche sprachen von einem Machtkampf - zurückgetreten. Dem schöngeistigen Weinzierl folgte der robuste Hubert Weiger, der seit 2007 auch dem BUND vorsteht. Seine Stimme hat Gewicht, in München wie in Berlin.

    Die Neugründung, deren Wirkung nicht auf Bayern beschränkt bleiben muss, gilt vielen als Symptom einer Krise der deutschen Umweltbewegung. Vor allem im thematisch breit aufgestellten BUND gärt es. Grund: die Energiewende. Seit der Atomkatastrophe von Fukushima wird es ernst mit dem Umstieg auf erneuerbare Energien. Überall im Land ragen Windkrafträder in die Höhe. Dank großzügiger Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) mit festen Einspeisetarifen gelten sie derzeit als die lukrativste Methode, Ökostrom zu erzeugen. Doch was für die einen Symbole einer zukunftsfähigen, gerechten und sauberen Energieerzeugung sind, sehen andere als Ausverkauf der deutschen Kulturlandschaften und des Artenschutzes.

    Es ist auch der Kampf zwischen den eher städtischen, global denkenden Klimaschützern und den eher regional verwurzelten, traditionell denkenden Arten- und Landschaftsschützern. Er spaltet die Umweltverbände. In Rheinland-Pfalz trat bereits ein BUND-Vorsitzender zurück und etablierte im Westerwald eine Art Widerstandszentrum gegen das weitere Vordringen der Windindustrie in noch ursprüngliche Regionen. Auch in Sachsen gab es innerhalb des BUND Streit zwischen Traditionalisten und Modernisierern. 

    Erstmals materialisiert hat sich dieser Konflikt nun in der bayerischen Neugründung. Der VLAB ging aus der Bürgerinitiative "Unser Hessenreuther Wald" hervor, die 2009 gegen eine in der Oberpfalz geplante Autoteststrecke mobil gemacht hatte. Nachdem der Kampf gewonnen war, suchten sich die Aktivisten um das frühere BN-Mitglied Johannes Bradtka ein neues Betätigungsfeld. "Wir sind seit etwa vier Jahren auch bayernweit aktiv", sagt Bradtka, im Hauptberuf Forstbeamter. 

    VLAB: Schwerpunkt auf den Gefahren der Energiewende für Landschaft und Biodiversität

    Ein Schwerpunkt der Vereinsarbeit liege auf den Gefahren der Energiewende für Landschaft und Biodiversität. Dem Wert von Landschaften müsse wieder eine stärkere politische und gesellschaftliche Bedeutung zukommen, sagt Bradtka. "Windräder in Kulturlandschaften und Wäldern lehnen wir grundsätzlich ab."

    Großen Wert legt Bradtka auf die Abgrenzung zum BN. "Wir sind kein BN 2.0, sondern ein autarker, anerkannter Umwelt- und Naturschutzverein." Regionale Kooperationen schließt er aber nicht aus. "Den Kurs des Bundes- und Landesvorstandes sehen wir jedoch sehr kritisch." Der VLAB hat derzeit nach eigenen Angaben rund 8700 Mitglieder - noch wenige im Vergleich zum BN, der es aktuell auf 210 000 Mitglieder bringt. Richard Mergner, als BN-Landesbeauftragter der zweite Mann hinter Weiger, ist skeptisch, ob sich der neue Verein "in umfassender Weise um Natur- und Klimaschutz bemühen" wird. 

    BN und BUND befinden sich in einer Zwickmühle. Ausgerechnet zum 40. Gründungstag des BUND trat der Grünen-Politiker Hans-Josef Fell aus dem Verband aus, einer der Konstrukteure des EEG. Nach seiner Meinung legen BN und BUND zu viel Wert auf den Naturschutz und behindern die Energiewende. Vor allem der BN sei ein "starker Bremser" und lehne beispielsweise "jede Windkraftanlage im windreichsten Gebiet Bayerns, der Rhön, ab". Auch beim Ausbau von Biogasanlagen, Solarfeldern und Wasserkraftwerken lege sich der BN häufig quer.

    In einem Antwortschreiben an Fell versucht Weiger, die Wogen zu glätten. Der BUND sehe sich als "Treiber der Energiewende und als Naturschutzverband". In Bayern habe man "in dieser Verantwortung Vorrangflächen für Windenergie neu vorgeschlagen, aber auch solche Flächen abgelehnt, an denen dezidiert naturschutzfachliche Belange gegen den Bau von Windenergieanlagen sprachen". Weigers Losung: Windkraft ja, aber nach Plan und mit "ökologischen Leitplanken". 

    Die Windkraftgegner um Guttenberg nehmen Weiger dies nicht ab. Sie sehen den BUND längst von Windindustrie und Grünen unterwandert. "Die bayerischen Kulturlandschaften ... haben mit dem Bund Naturschutz und dessen zerstörerischer Energiepolitik schon seit längerer Zeit ihren natürlichen Anwalt und Schützer verloren", sagt Guttenberg. "Wir werden darum kämpfen, dass die Landschaften unserer Heimat nicht zu einem Wind- und Photovoltaik-Industriegebiet verkommen und ehrliche und engagierte bayerische Natur- und Landschaftsschützer in unserem Verband wieder eine Identität stiftende Heimat finden." dpa

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