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Oktoberfest 2016: Oktoberfest-Mode: Wie viel Fasching steckt in der Wiesn?

Oktoberfest 2016

Oktoberfest-Mode: Wie viel Fasching steckt in der Wiesn?

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    Dirndl und Karo-Hemden sind beliebt auf dem Oktoberfest.
    Dirndl und Karo-Hemden sind beliebt auf dem Oktoberfest. Foto: Felix Hörhager (dpa)

    Ein Besucher aus Wisconsin reiste im weiß-blauen Rautenanzug an. Andere marschieren im Schottenrock aufs Münchner Oktoberfest. Zum Gay-Sonntag sind Dragqueens in fantastischen Travestie-Kostümen unterwegs. Viele Gäste tragen Hüte, zum Beispiel in Form von Hendln oder Maßkrügen. Dirndl in allen Farben mit Glitzerwerk geben schon einen Vorgeschmack auf Weihnachten. All das gehört zur Wiesn-Mode.

    "Ich weiß gar nicht, ob wir so weit gehen können, das als Mode zu bezeichnen", sagt Rainer Wenrich, Professor für Kunstpädagogik an der Uni Eichstätt-Ingolstadt mit einem Schwerpunkt Modetheorie. "Sehr individuell" seien einige Besucher unterwegs. "Da kann einem schon der Begriff des Karnevals oder Faschings über die Lippen kommen." 

    Mancher greift zu vermeintlich trachtigem, aber unvorteilhaftem Outfit. Andere sind absichtlich in ulkigen Verkleidungen unterwegs. "Das ist die Idee des im besten Sinne Schamlosen", sagt Wenrich. "Ich stelle mich auf der Wiesn aus und es ist mir völlig egal, was die anderen denken." Raus aus dem Alltag und abseits von Konvention über die Stränge schlagen: Das leben die Gäste im Bierzelt - und beim Outfit. Wenige kommen in echter Tracht. Man sehe aber auch "zeitgemäße Interpretationen von Tracht".

    Neue Dirndl-Trends: Hochgeschlossen oder ohne Bluse

    Dirndl: Die Kreationen wurden in den vergangenen Jahren wilder, die Ausschnitte tiefer. Derzeit scheint es eine kleine Gegenbewegung zu geben: Hochgeschlossen. Andere haben den Verzicht auf die Bluse entdeckt. Moderatorin Lena Gercke kam so, im weißem Dirndl. Es gibt das Dirndl in Mini, in Karo und Schillerfarben. Es dient gern auch als Gesprächsstoff, besonders bei Promis. Cora Schumacher sorgte vor Jahren mit Totenkopf-Design für Aufsehen. Die "Süddeutsche Zeitung" verglich das Dirndl mit dem Christbaum: "Die Grundstruktur ist immer gleich. Entscheidend ist aber, was man noch alles an Lametta und bunt-glitzerndem Zeug dranhängt." Verzicht kann ein Fehler sein: Die Frau von Ex-Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU), Marga, kam einmal zum Anstich im Trachtenkostüm. Dirndl-Gate. 

    Lederhose/Schottenrock: Die meisten Männer kommen in Lederhose. Es gibt wenige Verweigerer, oft sind es Münchner. Schotten kommen seit langem in ihrer eigenen Tracht, dem karierten Rock. Umgekehrt: Lederhose für die Dame? Geht von der Tradition her gar nicht. Wird trotzdem getragen. 

    Karo: Dominiert unausrottbar die Herrenhemden. Zugereiste halten sie für traditionell. Das Karo ist meist Blau oder Rot, aber auch Grün, Gelb, Orange oder Rosa. Traditionsbewusste Trachtler rümpfen die Nase. Wer so ein Hemd trägt, kann im Zelt schon mal angesprochen werden: "Hast a Tischdecken anzogn?" Über Krawatte zur "Tischdecke" oder Turnschuhe zur Lederhose muss man dann nicht mehr groß reden.

    Handtaschen dürfen auf dem Oktoberfest nicht zu groß sein

    Rauten: Im weiß-blauen Rauten-Design dominieren topfartige Hüte, die einen umgestülpten Maßkrug darstellen sollen. Es gibt aber kreativere Lösungen, die bayerischen Landesfarben zu tragen. Ein Gast aus Wisconsin kam im weiß-blauen Anzug. Regenschirme mit Raute sind ein auch für Würdenträger zulässiges Accessoire. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) trug einen beim verregneten Trachtenumzug. 

    Wegen der verschärften Sicherheitskontrollen dürfen in Handtaschen auf dem Oktoberfest nicht mehr als drei Liter Milch passen.
    Wegen der verschärften Sicherheitskontrollen dürfen in Handtaschen auf dem Oktoberfest nicht mehr als drei Liter Milch passen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

    Handtaschen: Täschchen, die eher ins Theater gehören, Filz und alpenländisch kerniges Design mit Hirsch oder Herz - bisher gab es keine Grenzen. In diesem Jahr sind aber aus Sicherheitsgründen größere Taschen verboten. Wiesn-Chef Josef Schmid (CSU) hat vorgegeben: "Eine Tasche, in die mehr als drei Milchtüten passen, ist zu groß." Rätsel gibt auf, warum der Festleiter als Maßeinheit die Milchtüte wählte - statt der auf der Wiesn sonst geltenden Grundgröße von einer Maß.

    Hut: Der Hut ist das einfachste Mittel zur spontanen Maskerade, kann man ihn doch überstülpen, ohne alle Hüllen abzulegen. Zeitlos unkleidsam: der graue oder knallrote Zwergenhut aus Filz. Schrillbunte Hüte mit Federn von Fasan und Huhn sind Klassiker. Auch der unförmige Maßkrug hält sich unerbittlich, während der Hut mit dem flimmernden Plastik-Gamsbart wieder verschwand. In diesem Jahr der Hit beim Hut ist laut Festleiter Schmid das Hendl aus Plüsch. Der Hut sei eine Rarität, weil der Nachschub wegen der Pleite der Frachtgesellschaft auf den Weltmeeren "irgendwo zwischen Afrika, Asien und Europa" feststecke. "Ich persönlich würde ihn nicht unbedingt aufsetzen", sagt Schmid. "Aber das liegt daran, dass ich kein Hutgesicht habe."

    Micaela Schäfer von der Wiesn verwiesen

    Haut: Alljährlich sehr blank dabei: Micaela Schäfer. Als sie sich kürzlich vor der Bavaria entblätterte, kam die Polizei. Und verwies sie von der Wiesn. Nicht in erster Linie wegen des Outfits, sondern weil sie laut Veranstalter Presse eingeladen hatte. Das ist gemäß Oktoberfestverordnung ebenso wenig erlaubt wie Werbeveranstaltungen. 

    Fastnacht: Tatsächlich waren dieses Jahr echte Karnevalisten auf der Wiesn. Die Mainzer Ranzengarde und "Mutter aller Mainzer Garden" zog in voller Montur übers Fest - allerdings als Teil des Trachtenzuges, zu dem Gruppen von weit anreisen und sich in historische Gewänder werfen. Eine einfache Gäste-Lösung bietet der Ganzkörperanzug mit aufgemalter Tracht, oder das T-Shirt mit aufgedruckten Lederhosenträgern. Robert Keys aus Wales hat dazu gegriffen. Zehn Euro hat er ausgegeben, um dazu zu gehören - und "Teil der Menge" zu werden. Von Sabine Dobel, dpa

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