Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Brauchtum: Ostern: Woher kommen die verschiedenen Traditionen?

Brauchtum

Ostern: Woher kommen die verschiedenen Traditionen?

    • |
    Bunt bemalte Ostereier haben an Ostern Tradition
    Bunt bemalte Ostereier haben an Ostern Tradition Foto: Kat Lof

    Ein Hase, der Eier legt, Brunnenwasser als Schönheitselixier und Asche, die reiche Ernte sichern soll: Das Osterfest in Bayern ist mehr als nur die Geschichte rund um die Auferstehung Jesu. Im Volksglauben haben sich über die Jahrhunderte viele Bräuche und Rituale gebildet, denen es an Kuriosem und Ungewöhnlichem nicht mangelt. Wir stellen sechs Traditionen vor:

    Osterbrunnen: Reich geschmückt mit tausenden von Eiern erinnern die Osterbrunnen an die Kostbarkeit von Wasser. „Der Brauch entstand in den trockenen Regionen der Fränkischen Schweiz“, erklärt Verena Bäuerlein, Pressereferentin des Tourismusverbands Franken. „Die Verzierungen dienten als Dank für das gespendete Wasser und auch als Wunsch: Der Brunnen sollte nie versiegen.“ Das Bemalen der Eier und das Schmücken geht bis auf den Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Bewundern kann man die meisten Brunnen von Palmsonntag bis Anfang Mai. Einen Rekord haben die Franken auch aufgestellt: mit 11 108 Eiern steht der Osterbrunnen in Biberbach im Guinness-buch der Rekorde.

    Ratschen: An den Kartagen schweigen die Glocken, der Volksmund sagt auch „sie fliegen nach Rom“; dafür machen die Ministranten umso mehr Lärm. Beim traditionellen Karfreitagsratschen ersetzen Ratschen aus Holz das Glockenläuten. „Das Ratschen ist ein typischer Heischebrauch, es werden also Gaben eingefordert“, sagt Herbert Wurster, Leiter des Archivs im Bistum Passau, „die Ministranten ziehen lärmend durchs Bistum und sammeln Geld und Süßigkeiten.“ Das Ratschen beginnt mit dem Gloria am Gründonnerstag und endet am Ostersonntag.

    Ostereier: Als klassisches Symbol des Osterfestes gelten die Ostereier. Das „Oascheim“ (hochdeutsch: Eierschieben) macht sie zum Mittelpunkt eines lustigen Zeitvertreibs. Bei dem oberbayerischen Brauch werden zwei Holzrechen so zusammengesteckt, dass aus den Stielen eine Rutsche wird. Anschließend werden bunt bemalte Ostereier runtergerollt. Nachdem sie auf der Wiese gelandet sind, legt man ein Cent-Stück oben drauf. Wenn ein runterrollendes Ei dann das Cent-Stück von einem anderen Ei stößt, darf der „Rollende“ den Cent behalten. Gewinner des Spieles ist derjenige mit den meisten Geldstücken.

    Osterfeuer: Das Osterfeuer wird in den meisten Gemeinden in der Osternacht entzündet und steht symbolisch für die Auferstehung Jesu. Im Tölzer Land spricht man der Flamme auch schützende Kräfte zu. In der Osternacht werden Baumschwämme über dem Feuer zum Schwelen gebracht und dann an einem Eisenhaken von den Buben von Haus zu Haus getragen. Zum Schutz des Hauses und der Bewohner wird dann in jedem Haus ein Stück Schwamm ins Herdfeuer geworfen. Auch die Asche des Osterfeuers soll ganz spezielle Eigenschaften haben: „Bauern, die auf reiche Ernte hoffen, verteilen Asche an allen vier Enden ihres Feldes“ sagt Rainer Wehse, Ethnologe an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Experte für Rituale und Aberglauben.

    Osterhase: Den Osterhasen trifft man als Schokofigur, Osterschmuck und mystischen Gabenbringer an. Er kommt ursprünglich aus dem deutschen Raum, erst in den letzten Jahrzehnten fand er seinen Weg in die restliche Welt. „Schon im 16. Jahrhundert stellten Hasen im sakralen Bereich ein Zeichen der Trinität dar“, erklärt Wehse. „Vielleicht wurde aber auch ein misslungener Kuchen in Osterlammform zum Hasen umgedeutet, aber das ist eher unwahrscheinlich“, fügt er schmunzelnd hinzu.

    Osterwasser: Die Legende von der ewigen Jugend – auch in den Traditionen zu Ostern findet sie ihre Entsprechung. Das sagenumwobene Osterwasser, so heißt es im Volksglauben, verhindert das Altern. Säuglinge, die mit Osterwasser getauft werden, sollen einmal besonders intelligent werden. Aber um an das begehrte Wasser zu gelangen, bedarf es einiger Mühen: „Das Osterwasser muss von Karsamstag auf Ostersonntag gewonnen werden“, so Wehse, „und dabei darf kein Wort gesprochen werden.“ In anderen Teilen Deutschlands wird überliefert, dass sich um diese Uhrzeit Flusswasser in Wein verwandelt. Wie lange unter solchen Umständen das Schweigen durchgehalten wird, ist nicht bekannt. (dpa)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden