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Kreis Neu-Ulm: Pfarrer löst Diskussion um Kirchensteuer aus

Kreis Neu-Ulm

Pfarrer löst Diskussion um Kirchensteuer aus

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    Jochen Teuffel reichte einer Frau, die aus der Kirche ausgetreten war, das Abendmahl.
    Jochen Teuffel reichte einer Frau, die aus der Kirche ausgetreten war, das Abendmahl. Foto: Alexander Kaya

    Die heilige Kommunion als Protest gegen die Kirchensteuer: Der Pfarrer Jochen Teuffel aus Vöhringen bei Neu-Ulm hat sich so die Aufmerksamkeit gesichert. Er reichte einer Frau das Abendmahl, obwohl die wegen der Steuer aus der Kirche ausgetreten war. Danach forderte er ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst, um eine Diskussion über die Geldabgabe anzustoßen.

    Landeskirche lehnt Verfahren gegen Pfarrer Teuffel ab

    Die Landeskirche lehnte das Verfahren ab. Begründung: Teuffel habe nicht gegen Richtlinien verstoßen. Geistliche besäßen Freiheiten, wie sie mit Ausgetretenen umgehen. Nun hat sich der Augsburger Regionalbischof Michael Grabow aber zum Klärungsgespräch mit Teuffel getroffen. Die beiden vertreten bei der Kirchensteuer gegensätzliche Positionen.

    Pfarrer Teuffel setzt sich schon lange dagegen ein, dass Gläubige in Bayern acht Prozent ihrer Einkommenssteuer zahlen müssen. Es sei unpassend für die Kirche, wie ein Verein eine Art Mitgliederbeitrag einzufordern. „Sie sollte schließlich nicht von den Steuern leben, sondern von der Hingabe für Christus“, sagt er. Reichtum ließe sich auch nicht mit den Lehren des Evangeliums vereinen.

    Teuffel schlägt stufenweise Abschaffung der Kirchensteuer vor

    Der Pfarrer möchte die Kirchensteuer nicht von einem Tag auf den anderen abschaffen. „Man könnte den Satz über 40 Jahre hinweg stufenweise bis auf null absenken“, schlägt er vor. Dann habe die Kirche genug Zeit, ihre Finanzierung grundlegend umzustellen. Teuffel denkt an freiwillige Spenden – das klappe schließlich weltweit bei 99 Prozent aller Kirchen.

    Der Augsburger Regionalbischof Michael Grabow verteidigt die Steuer. Sie sei für die Kirche unverzichtbar, um zuverlässig und unabhängig von Großspendern arbeiten zu können. In diesem Jahr plant die Evangelische Landeskirche in Bayern insgesamt mit Einnahmen von 843 Millionen Euro – 628 Millionen davon aus der Steuer. „Die Kirche muss nicht arm sein, sondern für die Armen da sein“, sagt Grabow.

    Regionalbischof Grabow sieht Spendensystem kritisch

    In Deutschland habe sich die Kirchensteuer bewährt. Dass die Finanzierung etwa in den USA über Spenden läuft, sieht der Augsburger Regionalbischof kritisch. Gemeinden mit armen Mitgliedern hätten dadurch nicht genug Geld. „Dagegen habe ich in wohlhabenden Gegenden Amerikas sogar Kirchen mit Tennisplätzen auf dem Gelände gesehen“, sagt Grabow. Das deutsche System der Verteilung sei gerechter – auch für die Gläubigen. Schließlich hänge die Höhe der Steuer vom Einkommen ab.

    Die Diakonie Bayern verweist darauf, dass die „Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit“ komplett über die Steuer finanziert wird. Unter anderem beraten dabei Sozialpädagogen Menschen in Lebenskrisen. Doch Teuffel hält dagegen. „Um Caritas und Diakonie müssen wir uns keine Sorgen machen – die Kirchensteuer macht nur fünf Prozent ihrer Mittel aus“, sagt der Pfarrer. Er hofft, dass die Diskussion weitergeht.

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