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Fachtagung: Pflegeberatung für Angehörige: Das Recht, das keiner kennt

Fachtagung

Pflegeberatung für Angehörige: Das Recht, das keiner kennt

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    Für Angehörige von Pflegefällen gibt es Beratungsstellen. Das Problem ist allerdings: Kaum einer weiß, dass es sie gibt.
    Für Angehörige von Pflegefällen gibt es Beratungsstellen. Das Problem ist allerdings: Kaum einer weiß, dass es sie gibt. Foto: dpa

    Bei Beate Loy war es Zufall. Vor gut zwei Jahren hat sie „irgendwo gelesen“, dass es die neue Zusatzausbildung zum Pflegeberater gibt. „Mich hat das sofort interessiert“, sagt die gelernte Altenpflegerin aus dem Kreis Weißenburg-Gunzenhausen. Sie war eine der ersten Deutschen, die diese Zusatzausbildung im Sommer 2009 absolviert haben. Doch auch nach gut zwei Jahren wüssten viele noch nicht, dass es Menschen wie Loy gibt: „Es ist in jedem Fall ein Defizit da“, sagt die Pflegeberaterin. Und das, obwohl Betroffene laut Sozialgesetzbuch einen rechtlichen Anspruch auf das Gespräch mit einem ausgebildeten Pflegeberater haben. Doch dieser Rechtsanspruch ist laut Loy noch relativ unbekannt.

    206 Pflegeberater ausgebildet

    Die Hochschule Deggendorf und der MDK Bayern haben bislang 206 Pflegeberater ausgebildet, die in ganz Deutschland eingesetzt werden. In Bayern arbeiten 46 Berater. Sie sind bei den Pflegekassen, dem Pflegeservice oder verschiedenen Pflegestützpunkten angestellt (siehe Info). Die Berater sollen Betroffene darüber informieren, welche Sozialleistungen ihnen zustehen und wie sie beantragt werden. Sie sollen Angehörige entlasten und ihnen bei Entscheidungen helfen.

    „Beratungsangebote gibt es schon lange“, sagt Walburga Dietl vom Pflegestützpunkt in Nürnberg. Sie spricht von einem regelrechten „Dschungel“, durch den sich die Angehörigen eines Pflegefallpatienten kämpfen müssen. „Ziel ist es, das Angebot zu bündeln.“

    Erste Anlaufstelle für Betroffene

    Deshalb gibt es im Freistaat seit knapp einem Jahr Pflegestützpunkte. Sie sollen die Angebote vor Ort vernetzen und eine erste Anlaufstelle für Betroffene sein. Bis zu 60 sollten in Bayern entstehen, um den Bedarf für rund 330000 pflegebedürftige Menschen abzudecken – bislang gibt es jedoch nur acht. Grund dafür sind laut Dietl die Kosten: Viele Gemeinden könnten es sich nicht leisten, einen Standort einzurichten.

    Die acht vorhandenen Stützpunkte müssten außerdem besser beworben werden: „Es sollte ein einheitliches Konzept zur Vermarktung geben“, sagt Dietl. Nur so könnte die Bevölkerung das Angebot wahrnehmen.

    Hilfe erhalten die Betroffenen auch bei ihren Pflege- und Krankenkassen. Kritisiert wurde dabei jedoch oft, dass die Berater der Kassen nicht unabhängig sind. Ulrike Seegers von der AOK Bayern weist die Vorwürfe zurück. Pflegeberater werden von der Einstufung der Betroffenen ausgeschlossen und hätten nichts mit der Entscheidung über mögliche Leistungen zu tun. Auch intern würden die Daten nicht ausgetauscht werden.

    Umfrage: Mit der Pflegeberatung zufrieden

    Obwohl laut einer Umfrage des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) nur jeder Zweite das Angebot einer Pflegeberatung schon einmal in Anspruch genommen hat, fällt das Ergebnis positiv aus: Rund 80 Prozent waren mit der Beratung zufrieden, sagt Eckard Schnabel vom GKV.

    Dennoch dürfe man nicht vergessen, dass über die Hälfte der Menschen mit Pflegehaushalt das Angebot noch nicht kennen. „Der Grundstein ist geschaffen“, sagt Schnabel, „doch es besteht Weiterentwicklungsbedarf“. Brigitte Bührlen von der Angehörigenvertretung befürchtet außerdem, dass sich in den Familien einiges ändern müsste.

    „Berufstätige Frauen mit Kindern werden sich wohl kaum noch um pflegebedürftige Eltern kümmern können“, sagt sie. Deshalb sollten sich auch die Männer und Firmenchefs zu diesem Thema Gedanken machen – bei der Kindererziehung beginne dies schließlich auch schon zu funktionieren.

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