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Unterfranken: Plante der „harmlose Druide“ Anschläge?

Unterfranken

Plante der „harmlose Druide“ Anschläge?

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    Burghard B. lebte lange in der Rhön. Der selbst ernannte Druide fiel vor allem durch sein skurriles Erscheinungsbild auf. Bisher.
    Burghard B. lebte lange in der Rhön. Der selbst ernannte Druide fiel vor allem durch sein skurriles Erscheinungsbild auf. Bisher. Foto: Eckhard Heise

    Erst fiel er durch skurrile, aber harmlose Äußerungen und Rituale auf – jetzt sitzt der „Druide von der Rhön“ wegen Volksverhetzung in Untersuchungshaft. Er soll der Kopf einer rechtsextremen Vereinigung sein, die der „Reichsbürger“-Bewegung“ nahesteht. Festgenommen wurde er im badischen Schwetzingen, wo er zuletzt lebte.

    Als „Burgos von Buchonia“ und „Neffe des vor 2500 Jahren verstorbenen Zauberers Merlin“ hat Burghard B., 66, eher spöttische Blicke auf sich gezogen, als er vor Jahren in der Rhön und in Bischofsheim aktiv war. Unter anderem bot der als Druide gewandete Mann Führungen durch die Rhön an. Als jetzt sein Konterfei über alle Nachrichtensender flimmerte, dürfte vielen, die damals mit ihm unterwegs waren, das Lächeln gefroren sein: Der ehemalige Bischofsheimer und selbst ernannte Druide ist als mutmaßlicher Anführer eines rechtsextremen Netzwerks bei einer bundesweiten Razzia festgenommen worden.

    Er und weitere Männer sollen Anschläge auf Juden, Asylbewerber und Polizisten geplant haben. Erkenntnisse zu konkreten Vorbereitungen gebe es aber laut Justiz bisher nicht. Bei der Festnahme am Mittwoch waren 200 Polizeibeamte bei zwölf Hausdurchsuchungen gegen sieben Verdächtige im Einsatz. Neben Burghard B. sitzt ein weiterer Mann in U-Haft. Das teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe gestern Nachmittag mit.

    Der Mann, der bis 2011 in Bischofsheim in Unterfranken wohnte, fiel im Internet schon seit geraumer Zeit wegen Hetze auf, die sich in erster Linie gegen Juden und Muslime richtete. Der Verdächtige rufe dort offen zu Straftaten auf, heißt es vonseiten der Staatsanwaltschaft. Der Gruppe wird auch ein Kontakt zu den „Reichsbürgern“ und anderen rechtsradikalen Vereinigungen nachgesagt.

    In der Rhön scheint der Beschuldigte in dieser Hinsicht jedoch nicht aufgefallen zu sein. Auf seinem Anwesen hatte der 66-Jährige keltische Traditionen und Rituale gepflegt. Vielfach berichteten Medien über die natürlichen Heilpraktiken des Mannes, der aufgrund seiner hünenhaften Gestalt, seiner weißen Haare und seines Vollbarts auch rein äußerlich an einen keltischen Druiden erinnerte.

    In Bischofsheim zeigen sich die Menschen überrascht von der möglichen Radikalisierung. Gerhard Nägler, Leiter der Touristen-Information, ist erstaunt über die Enthüllungen. Er habe den Festgenommenen aber auch kaum gekannt, lediglich vom jährlichen Stadtfest, wo er Bogenschießen vorgeführt habe. B. kandidierte aber 2008 auch für die SPD für den Stadtrat. Dem amtlichen Wahlergebnis zufolge erhielt er 110 Stimmen. Bei der Polizei ist B. in seiner Zeit in der Rhön nicht auffällig geworden. „Außer durch seine optische Erscheinung“, so Georg Bieberich, Leiter der Bad Neustädter Polizeiinspektion.

    Auch in seinem neuen Wohnort Schwetzingen, rund zehn Kilometer westlich von Heidelberg, fiel der selbst ernannte Druide Burghart B. bislang nur optisch auf. Auch im Zusammenhang mit den „Reichsbürgern“ sei er bisher nie aufgetreten, sagt Oberbürgermeister René Pöltl. Doch möglicherweise war der scheinbar harmlose „Spinner“ brandgefährlich. Bei den Durchsuchungen wurden auch Waffen, Munition und Sprengstoff gefunden.

    Am Donnerstag gab es dann einen weiteren Einsatz gegen einen Reichsbürger. In Fürth hat ein Spezialkommando der Polizei die Wohnung eines 46-Jährigen durchsucht, der im Verdacht stand, unerlaubt Waffen zu besitzen. Ob tatsächlich Waffen gefunden wurden und ob der Einsatz im Zusammenhang mit der Razzia tags zuvor stand, blieb zunächst offen. mit dpa, hogs

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