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Haderthauer-Rücktritt: Pressestimmen: "Nicht alles, was legal ist, ist auch legitim."

Haderthauer-Rücktritt

Pressestimmen: "Nicht alles, was legal ist, ist auch legitim."

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    Die bayerische Staatskanzleichefin Christine Haderthauer hat am Montag ihren Rücktritt verkündet.
    Die bayerische Staatskanzleichefin Christine Haderthauer hat am Montag ihren Rücktritt verkündet. Foto: Peter Kneffel

    Wochenlang stand die bayerische Staatskanzleichefin Christine Haderthauer wegen der Modellauto-Affäre in der Kritik. Am Montag zog sie die Konsequenzen und trat von ihrem Amt zurück. Die Presse findet harte Worte:

    "Nein, um Christine Haderthauers Polit-Karriere muss niemand weinen. Im Gegenteil. Das Selbstverständnis, mit dem Haderthauer über Monate den Anwürfen gegen sie (und ihren Mann Hubert) begegnet ist, zeugt von Abgehobenheit bis an die Schwelle zur Ignoranz. Ein Unrechts- oder Schuldbewusstsein hat sie bis zu ihrem Rücktritt nicht erkennen lassen. Das ist genau die Sorte von Volksvertreter, derer so viele überdrüssig sind." Abendzeitung

    "Christine Haderthauer ist als Staatskanzlei-Chefin zurückgetreten. Man könnte Mitleid haben, wenn sie daran nicht selber schuld wäre. Zu dünn und wackelig waren Haderthauers Erklärungen zur Beteiligung an den lukrativen Modellauto-Geschäften der Familienfirma, zu fragwürdig das Geschäftsmodell, das auf die billige Arbeitskraft von Häftlingen aufbaute. Und Haderthauers Krisenmanagement, das nur Angriff kannte und kein Nachdenken, war nur eines: schlecht." Berliner Zeitung

    Jede Affäre schade auch Seehofer

    Chronologie: Der Fall Haderthauer

    Als junge Rechtsanwältin steigt die spätere Staatskanzleichefin Christine Haderthauer 1990 in das Modellauto-Geschäft ein. Ein knappes Vierteljahrhundert später steht sie unter Betrugsverdacht.

    16. Mai 1988 - Der dreifache Sexualmörder Roland S. wird vom Landgericht Nürnberg zu lebenslanger Haft und Unterbringung verurteilt. Im Maßregelvollzug lernt S. Assistenzarzt Hubert Haderthauer kennen.

    1990 - Der Dreifachmörder baut Modellautos. Haderthauers Frau Christine wird Teilhaberin der Firma Sapor Modelltechnik, die die Autos verkauft. Ein Mitgesellschafter ist der Franzose Roger Ponton. Das Geschäft läuft schlecht, Ponton soll Geld nachschießen. Laut Haderthauer antwortet er nicht auf entsprechende Kontaktversuche und ist seit 1996 nicht mehr erreichbar.

    2004 - Haderthauer überträgt nach ihrem Einzug in den Landtag ihren Firmenanteil an Ehemann Hubert.

    2008 - Christine Haderthauer wird Ministerin, Hubert Haderthauer - inzwischen Landgerichtsarzt in Ingolstadt - verkauft die Firma.

    6. April 2011 - Der nach Darstellung der Haderthauers jahrelang nicht erreichbare Ponton meldet sich und verlangt eine Abfindung für seinen Anteil. Die Parteien einigen sich auf 20 000 Euro.

    2013 - Der «Spiegel» berichtet über die Modellauto-Geschäfte. Die bayerische Landesanwaltschaft führt unter anderem wegen der früheren Modellauto-Geschäfte ein Disziplinarverfahren gegen Dr. Haderthauer.

    Mai 2014 - Ponton erstattet Betrugsanzeige. Er vermutet, dass die Haderthauers ihn bei der Abfindung um rund 30 000 Euro prellten.

    1. August 2014 - Die Staatsanwaltschaft München II leitet förmliche Ermittlungen wegen Betrugsverdachts gegen die Staatskanzleichefin ein. Gegen ihren Mann wurde bereits vorher ermittelt.

    5. August 2014 - Seehofer macht den Verbleib Haderthauers im Amt von zwei Faktoren abhängig: dem Ausgang des Ermittlungsverfahrens und eventuellen neuen Enthüllungen.

    10. August 2014 - Seehofer fordert von Haderthauer schnelle Aufklärung der Vorwürfe.

    1. September 2014: Haderthauer erklärt ihren Rücktritt wegen der «Modellbau-Affäre».

    "Wie Berlins Regierender Bürgermeister hat Bayerns Staatskanzleichefin Christine Haderthauer einen Zeitpunkt für ihren längst fälligen Abgang gewählt, der ihr nicht durch neue Enthüllungen diktiert wurde. Seit Tagen war es ruhig gewesen in jener bizarren Modellauto-Affäre, die in der Liste der unappetitlichsten Skandale der vergangenen Jahre zu Recht einen Spitzenplatz einnimmt." Frankfurter Allgemeine

    "Seehofer war klar: Die Affäre um die Modellbau-Firma wird auch nach der Sommerpause in Bayern nicht vom Tisch sein. Als Chefin seiner Staatskanzlei ist die ehrgeizige Juristin die wichtigste Figur im Zentrum der Macht. Jede Affäre, die ihr schadet, schadet am Ende auch Seehofer. Die Konsequenz: Haderthauer ist nicht zu halten!​" bild.de

    CSU erinnere an den Scheinriesen Turtur aus der Puppenkiste

    "Ein Desaster ist es trotzdem für die CSU. Wähnte sie sich doch nach der glorios wiedergewonnenen absoluten Mehrheit bei der letzten Landtagswahl nahezu unbesiegbar. Mittlerweile entpuppt sie sich als Wiedergänger des Scheinriesen Herr Turtur aus der Augsburger Puppenkiste: Aus der Ferne erscheint er mächtig groß – wirkt aber mehr und mehr zusammenschrumpft, wenn man näher hinschaut." Zeit Online

    "Nein, eigentlich war Christine Haderthauer schon in dem Moment untragbar geworden, als die schlichte Tatsache ans Licht kam, dass sie und ihr Mann sich an den Erzeugnissen von psychisch Kranken bereicherten, die ihr Gatte Hubert als Arzt zu betreuen hatte." Spiegel Online

    "An der Schaltstelle des Staates darf keine Frau sitzen, die gemeinsam mit ihrem Mann heikle Geschäfte mit psychisch kranken Straftätern gemacht hat. Da sollte selbst in Bayern gelten: Nicht alles, was legal ist, ist auch legitim." stern AZ

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