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Schloss Elmau: Protest gegen G7-Gipfel: In Garmisch geht die Angst um

Schloss Elmau

Protest gegen G7-Gipfel: In Garmisch geht die Angst um

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    Schloss Elmau: Hier findet der G7-Gipfel 2015 statt.
    Schloss Elmau: Hier findet der G7-Gipfel 2015 statt. Foto: Peter Kneffel/dpa

    Das ist die G7

    Die G7: Die Gruppe der Sieben ist ein Zusammenschluss der sieben einflussreichsten Industrienationen der Welt. Die Mitgliedsstaaten haben sich zusammengeschlossen, um sich politisch miteinander abzustimmen.

    Mitglieder: Zur G7 gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA.

    Gründung: Die Gruppe hat sich mit sechs Mitgliedern im Jahr 1975 gegründet. Anlass waren dringende wirtschaftliche Probleme, die Einzelstaaten überforderten.

    Themen: Mittlerweile diskutiert die Gruppe viele Themen. Dazu gehören Sicherheit, Bildung, Wirtschaft, Umwelt oder Strafverfolgung.

    Zahl: Kanada wurde ein Jahr nach der Gründung siebtes Mitglied. Ab 1998 gehörte auch Russland dazu - bis die Gruppe das Land wegen der Krim-Krise 2014 wieder ausschloss und zum Format G7 zurückkehrte.

    Treffen: Jedes Jahr laden die Mitgliedsstaaten im Wechsel zu Treffen ein. Der G7-Gipfel 2015 mit allen Regierungschefs findet im Juni auf dem bayerischen Schloss Elmau statt.

    Kritik: Gegner werfen der G7 vor, nur eigene Interessen zu verfolgen und damit weltpolitisch für Ungerechtigkeit oder gar Krisen zu sorgen.

    Protestcamps wird es diesmal wohl nicht geben. Proteste hingegen schon: Wenn sich die Mächtigen dieser Welt in zwei Monaten zum G7-Gipfel im oberbayerischen Schloss Elmau versammeln, müssen sie sich auf lautstarke Demonstrationen einstellen. "Viele Einzelpersonen, Organisationen und Parteien unterschiedlichster Spektren und politischer Anschauungen werden diesen Gipfel nicht ungestört lassen", heißt es in einem Aufruf des Bündnisses "Stop G7 Elmau 2015". Linke-Chefin Katja Kipping kündigte erst dieser Tage die Teilnahme ihrer Partei an Demonstrationen gegen den G7-Gipfel an.

    Vor allem Garmisch-Partenkirchen dürfte neben der Landeshauptstadt München zum Schauplatz von Protesten werden. In dem Olympiaort wird auch das internationale Pressezentrum untergebracht sein. Tausende Journalisten aus aller Welt werden von dort über das Treffen der sieben Staats- und Regierungschefs führender westlicher Industrienationen am 7. und 8. Juni berichten. Größte Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit ist also auch Demonstranten sicher.

    Angst vor fliegenden Pflastersteinen und brennenden Autos

    Das ist Schloss Elmau

    Im Schloss Elmau findet der diesjährige G7-Gipfel statt. Vom 7.-8. Juni 2015 treffen sich die mächtigen Staats-und Regierungschefs in dem Schloss bei Garmisch.

    Das Schloss wurde in den Jahren von 1914 bis 1916 erbaut und steht heute unter Denkmalschutz.

    Schloss Elmau liegt auf 1008 Meter Höhe am Fuße des Wettersteinkamms in Oberbayern.

    In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Schloss von der Wehrmacht als Fronterholungsheim genutzt. Später beschlagnahmte es die US-Armee.

    Ab 1951 wurde das Schloss vom bayerischen Staat gepachtet und als Hotel betrieben. Hier zählten große Persönlichkeiten wie Johannes Rau und Loriot zu den Stammgästen.

    1997 wurde Schloss Elmau renoviert und als luxuriöses Spa-Hotel wieder eröffnet.

    Auf Schloss-Elmau finden jährlich mehr als zweihundert musikalische Veranstaltungen von klassischer Musik bis Jazz statt.

    Im Hinblick auf den G7-Gipfel im Juni werden zahlreiche Vorbereitungen getroffen. Straßen werden asphaltiert, Hubschrauberlandeplätze angelegt und ein Breitbild-Internetzugang geschaffen.

    Während des G7-Gipfels wird ein weiträumiger Sicherheitsbereich um das Schloss eingerichtet, weil das Landratsamt mit Demonstrationen und gewalttätigen Ausschreitungen rechnet.

    Die Eskalation der Gewalt bei der Eröffnung des Neubaus für die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt hat nicht nur Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) erschreckt. Der für seine Nulltoleranzpolitik gegenüber Krawallmachern bekannte Politiker kündigte unmittelbar nach den Ausschreitungen in der Bankenmetropole an, die Einsatzplanungen für den Gipfel zu überprüfen: "Solche Gewaltexzesse sind durch kein Demonstrationsrecht der Welt gedeckt." Bei den Frankfurter Krawallen hatte es im März 350 Verletzte gegeben.

    Seitdem geht in Garmisch-Partenkirchen die Angst um. Werden auch zu Füßen der Zugspitze Pflastersteine zu Wurfgeschossen, brennen Autos und fliegen Granaten mit Pfefferspray durch die Straßen? Das fragt sich auch Bürgermeisterin Sigrid Meierhofer (SPD). "Die Politik muss die Sorgen unserer Bürger und Gäste ernst nehmen", betont sie. 

    Im Ort gehen die wildesten Gerüchte um. So wird nicht nur an den Stammtischen erzählt, für den G7-Gipfel würden alle gepflasterten Wege und Straßen geteert, damit Randalierer erst gar keine Gelegenheit bekämen, Steine zu werfen. Die Rathauschefin lässt keine Gelegenheit zu einem energischen Dementi aus. Pflaster bleibt Pflaster, versichert Meierhofer.

    "Vielfältige" Aktionen geplant

    "Beteiligt euch, kommt zahlreich, macht mit" - mit diesem Appell ruft das Aktionsbündnis "Stop G7 Elmau 2015" seine Anhänger zur Teilnahme am Protest auf. "Die Repräsentantinnen und Repräsentanten der reichsten und mächtigsten Staaten der Welt erheben den Anspruch, über die Geschicke der gesamten Welt zu entscheiden, ohne eine Legitimation dafür zu haben", heißt es in dem Aufruf. Die Politik der G7-Staaten bedeute Krieg und Militarisierung, Ausbeutung und Hunger.

    Das Bündnis kündigt "vielfältige und kreative, offene und entschlossene Aktionen" an. So soll es am 6. Juni, einen Tag vor Beginn des Gipfels, in Garmisch-Partenkirchen eine große Demonstration geben. Tags darauf ist ein Sternmarsch nach Schloss Elmau geplant, den die Polizei freilich weit vor dem Tagungsort stoppen dürfte.

    Nach wie vor verweigern Bauern und Gemeinden den Demonstranten Flächen für Zeltlager. Sie folgen damit der Linie von Herrmann, dem solche Camps ein Dorn im Auge sind. Der Innenminister argumentiert, bei früheren Gipfeln hätten sich dort gewaltbereite Gruppen formiert. Die Regierung von Oberbayern arbeitete eigens einen Mustervertrag aus, der empfiehlt, bei der Vermietung von Flächen 100 000 Euro Kaution zu verlangen. So viel Geld aber bringen die Demonstranten beim besten Willen nicht auf. dpa

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