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Oberallgäu: Rollstuhlfahrer hechtet aus Auto und hilft Frau

Oberallgäu

Rollstuhlfahrer hechtet aus Auto und hilft Frau

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    Der 59-Jährige ist durch eine Krankheit schwer gehbehindert. Trotzdem half er einer Frau.
    Der 59-Jährige ist durch eine Krankheit schwer gehbehindert. Trotzdem half er einer Frau. Foto: Alina Kappeler

    Eine Frau, die hinten auf einem Motorrad mitfährt, wird plötzlich ohnmächtig und fällt auf die Straße. Ein Oberallgäuer, der seit Jahren an den Rollstuhl gefesselt ist und zufällig mit seiner Frau im Auto vorbei fährt, hechtet vom Beifahrersitz aus dem schon stehenden Auto, robbt auf dem Po zu der Frau und leistet Erste Hilfe.

    Was sich am Sonntag gegen 17 Uhr in Sonthofen (Kreis Oberallgäu) abgespielt hat, kann man mit Fug und Recht als äußerst ungewöhnliche Rettungsaktion bezeichnen. Seinen Namen möchte er zwar nicht in der Zeitung lesen, doch im Gespräch erinnert sich der 59-Jährige Retter an seine große Tat.

    Rollstuhlfahrer war früher beim Roten Kreuz tätig

    „Ich war mit meiner Frau im Auto in Sonthofen unterwegs, als uns ein Pärchen auf einem Motorrad entgegen kam“, sagt der Mann, der seit 14 Jahren im nahe gelegenen Vorderhindelang wohnt. „Plötzlich ist die Frau wie ein nasser Sack vom Motorrad gefallen.“ Die 48-Jährige stürzte auf die Straße. „Wenn wir eine andere Geschwindigkeit gehabt hätten, wären wir beinahe in sie hineingefahren.“

    Seine Frau, die am Steuer saß, habe vermutet: „Die hat einen Herzinfarkt“ – und stoppte den Wagen. Der Motorradfahrer hatte unterdessen auch angehalten und kümmerte sich um seine Begleiterin. Der 59-jährige Rollstuhlfahrer aber war als junger Mann einmal beim Roten Kreuz tätig gewesen. Aus dieser Zeit hat er noch Kenntnisse in Erster Hilfe, die nun gefordert waren.

    Er öffnete die Tür, ließ sich vom Beifahrersitz direkt auf die Straße fallen – möglichst schnell sollte es gehen. „Dabei habe ich Schrammen und Prellmarken erlitten, aber das war in dem Moment nicht so wichtig“.

    Ein Schlag auf die Brust sollte das Herz wieder anregen

    Auf dem Hinterteil robbte er zu der Frau, die reglos am Boden lag. Ihr Gesicht hatte eine dunkelblaue Farbe angenommen. „Sie atmete nicht mehr“, erinnert sich der Oberallgäuer. Er ging von einem Herzstillstand aus und gab ihr einen Schlag auf die Brust, um die Herzaktivität wieder anzuregen. Dann brachte er die Frau in eine stabile Seitenlage. Unterdessen war auch ein weiterer Ersthelfer dazugekommen und unterstützte den 59-Jährigen.

    Wenig später begann die Frau wieder zu atmen. „Sie war allerdings völlig durcheinander.“ Dann kamen die Rettungskräfte und brachten die 48-Jährige ins Krankenhaus. Wie die Polizei gestern mitteilte, befindet sie sich außer Lebensgefahr und soll entlassen werden. Darüber, was genau zur plötzlichen Bewusstlosigkeit führte, darf die Polizei nichts sagen.

    Christian Owsinki vom Polizeipräsidium Schwaben Süd/West spricht von einem äußerst bemerkenswerten Verhalten des Ersthelfers. „Das ist doch selbstverständlich“, sagt dieser aber bescheiden: „Man muss doch helfen, wenn so etwas passiert.“

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